Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
Vom Netzwerk:
Bedingungen.
      Diese Sachleistungen und der vorläufige Verzicht aller Beteiligten auf eine Gage reichten aber nicht aus. Wie ich befürchtet hatte, hagelte es Absagen. Das Risiko, einen Film in Afrika zu machen, schien den meisten Produzenten zu groß. Ich aber war von diesem Projekt besessen, ich wollte es nicht aufgeben. Trotz dieser noch unklaren Lage ließ ich für den 27 . November 1955 auf dem italienischen Dampfer «Diana» für die Überfahrt Neapel — Mombasa drei Plätze reservieren. Mit zwei Leuten wollte ich vorausfahren, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Vor seiner Abreise nach Ostafrika hatte mich Dr. von Nagy in München besucht. Ich gab ihm einen Wunschzettel mit hundert Fragen mit, und er versprach auch, sie zu beantworten.
      Sein erster Brief aus Afrika traf überraschend schnell ein. Er schrieb: «Afrika ist ein Land für Fotografen. Es ist heute nicht mehr so gefährlich, wie es früher war, wenn man vorsichtig und vernünftig arbeitet. Die Hitze und andere Unannehmlichkeiten sind ertragbar. Der Wildbestand ist ohnegleichen in der ganzen Welt, Motive für Filme in Afrika sind grenzenlos.»
      Das steigerte nur noch meinen Wunsch. Ich antwortete: «Ich beneide Sie, daß Sie schon in Afrika sind, während ich hier noch mit dicken Köpfen um die Finanzierung ringe. Noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen, doch ich hoffe, daß unser Projekt zustande kommt. Aus Zeitmangel werden wir gezwungen sein, die Safari-Ausrüstung in Nairobi zusammenzustellen. Was kostet eine Safari für sechs bis acht Personen inclusive Versicherungen und Jagdlizenzen für die Dauer von vier Monaten?»
      Woher nahm ich nur diese Zuversicht! So fest war ich von dem Gelingen des Films überzeugt. Von früh bis abends schrieb ich Briefe, führte eine Verhandlung nach der anderen, bekam Zusagen und Absagen — ein Schwebezustand, der immer aufregender wurde.
      Der Tag, an dem das Schiff Neapel verließ, kam näher. Ich war gezwungen, die drei Kabinenplätze auf der «Diana» zu stornieren. Mein Optimismus war zu groß gewesen, wir konnten die Fahrkarten nicht bezahlen. Fast war ich schon daran, aufzugeben. Überraschenderweise meldete sich im letzten Augenblick die «Gloria-Film». Ich schöpfte wieder Mut. Die ersten Verhandlungen mit «Gloria»Chefin Ilse Kubaschewski verliefen sogar recht hoffnungsreich. Aber bald stellte sich ein ernsthaftes Problem ein: Nicht die Produktionskosten waren es, die wurden bewilligt — aber die Bedingungen waren für mich künstlerisch untragbar. Die «Gloria» verlangte, daß alle Darsteller, auch die Rollen der arabischen Sklavenhändler und die der afrikanischen Neger, mit deutschen Schauspielern besetzt würden. Mir verschlug es den Atem. Zuerst dachte ich, das ist ein Scherz. Es war aber Ernst, und die Herren der «Gloria-Film» be
standen darauf. Nur Frau Kubaschewski schien zu Konzessionen bereit.
      In stundenlangen Diskussionen verteidigte ich leidenschaftlich meine Ansichten — ich erinnerte sie an mein «Blaues Licht», in dem ich schon vor mehr als zwanzig Jahren die meisten Rollen von Laien spielen ließ. Und nun sollten weiße Schauspieler schwarz geschminkt werden — ein unerträglicher Gedanke, der jeder Verpflichtung zur Dokumentation, noch dazu im ethnologischen Bereich, Hohn sprach.
      Nach tagelangem, zähem Ringen schien sich ein Erfolg anzubahnen. Frau Kubaschewski und Waldi Traut unterstützten meine Argumente. Um die schwierigen Verhandlungen nicht zu belasten, erklärte ich mich bereit, auf die weibliche Hauptrolle des Films zu verzichten, die ich gern selbst gespielt hätte: Eine Wissenschaftlerin, die ihren in Afrika verschollenen Mann sucht und dabei in den Sklavenhandel verstrickt wird. Wir einigten uns auf Winnie Markus oder Ruth Leuwerik, beide damals sehr beliebte Stars.
      «Die schwarze Fracht» schien gerettet, besonders als O. E. Hasse, ein hervorragender Schauspieler, zusagte, die männliche Hauptrolle zu übernehmen.
      Im allerletzten Augenblick, unmittelbar vor Vertragsschluß, wurde alles wieder zerschlagen. Herr Adam, der entscheidende Direktor des Verleihs, sagte «Nein».

    Eine abenteuerliche Reise

    E s dauerte Tage, bis sich meine innere Erregung legte und ich imstande war, meine Gedanken zu ordnen. Der Wunsch, Afrika kennenzulernen, war so brennend, daß er alles andere verdrängte. Die Bildvisionen, die in mir lebten und mich beherrschten, ließen mich nicht mehr los. Ich entschloß mich, allein nach

Weitere Kostenlose Bücher