Memoiren 1945 - 1987
das afrikanische Personal, bestehend aus Köchen, Zeltarbeitern, Chauffeuren, Spurhaltern, Gewehrträgern, ferner Gewehre, Munition und Träger zum Tragen der Lagerausrüstung — sowie medizinischer Bedarf, Benzin, die gesamte Lagerausrüstung, einschließlich Betten, Dekken, Moskitonetzen, Küchengeschirr, Kühlschränke inclusive einen Spezial-Eisschrank zur Unterbringung des Filmmaterials, inbegriffen nichtalkoholische Getränke wie Coca Cola, Fruchtsäfte und Mineralwasser.
Dieser Vertrag bedeutete eine zinslose Mitfinanzierung des Films von mindestens 200 000 DM, ganz abgesehen davon, daß diese Safari-Gesellschaft fast immer schon auf ein Jahr und noch länger ausgebucht war und es kaum eine zweite gab, die so große Erfahrungen mit Filmaufnahmen besaß. Deshalb hatte ich allen Grund, zuversichtlich zu sein. Auch brachte ich gute Farbfotos mit, die ich in Afrika gemacht hatte.
Aber die Zeit war knapp. Es war schon Juni, und die Vorbereitungsarbeiten waren überfällig. Die Aufnahmen sollten in Ostafrika von Anfang September bis Ende November gemacht werden. Hinzu kam, daß ich meine durch den Autounfall entstandene Kopfwunde noch operieren lassen mußte. Sie war nur provisorisch vernäht worden. So stürzte ich mich in eine wahre Arbeitsflut, die nur mit Hilfe meiner Hanni, die sich inzwischen zu einer perfekten Sekretärin entwickelt hatte, zu bewältigen war. Hanni erledigte nicht nur meine Korrespondenz, sie schrieb auch meine Exposés und Drehbücher, obgleich sie in Maschinenschreiben nie Unterricht ge nommen hatte. Keine Arbeit war ihr zuviel. Sie ging mit mir durch dick und dünn. Mindestens dreißig Briefe gingen täglich hinaus. Ich verhandelte nicht nur mit deutschen Firmen, auch mit amerikanischen wie «Paramount», «Fox» und anderen. Zuerst waren sie alle an diesem Projekt interessiert — aber immer wieder war es mein Name, der Bedenken aufkommen ließ. Sie zögerten deshalb und sagten schließlich ab. Auch als ich auf Nennung meines Namens verzichtete, half das nichts. Der weltweite Boykott und die Angst, wenn man mich beschäftigte, angegriffen zu werden, waren stärker als alle noch so verlockenden Gewinne.
Waldi Traut kannte wie kaum ein anderer meine Fähigkeiten. Er wußte, was ich zu leisten vermochte und wie besessen ich an einem Film arbeitete. Ihm, der bei Frau Kubaschewski eine eigene Produktion besaß und große Erfolge mit seinem Paul May-Film «0815» und «Der Arzt von Stalingrad» hatte, war klar, daß es hier um ein einzigartiges günstiges Filmprojekt ging. Nachdem auch sein Versuch, die «Gloria-Film» zu überzeugen, gescheitert war, entschloß sich Waldi, das Risiko allein auf sich zu nehmen. Er gründete im Juli 1956 für die Herstellung dieses Films die «Stern-Film GmbH», in der ich als gleichberechtigte Geschäftsführerin seine Partnerin wurde. Während ich in die neue Firma meine Rechte an dem Stoff, meine Arbeit und die genannten Sachleistungen in Höhe von 200 000 DM einbrachte, verpflichtete sich Waldi Traut, die Barfinanzierung des Projekts bis zu einem Betrag von 200 000 DM zu übernehmen.
Meine Kopfwunde verheilte rasch, und nun lief alles blitzschnell. Impfungen, Medikamente, Visaanträge, Versicherungen und die Zusammenstellung der technischen Film- und Fotoausrüstung wurden besorgt, die Optiken ausprobiert und Probeaufnahmen gemacht. In der Tengstraße ging es in diesen Tagen vor dem Aufbruch wie in einem Tollhaus zu.
Schließlich mußte ich für meine Wohnung noch einen Mieter finden — wieder war es ein Amerikaner. Noch auf dem Flugplatz in Riem fielen mir Hunderte unerledigter Dinge ein, Hanni, die mit den anderen folgen sollte, kam mit ihren Notizen kaum mehr mit. Diesmal begleitete mich nur Helge Pawlinin. Es war dann soweit — Abschied, Winken, und schon schwebten wir in der Luft.
Motivsuche in Kenia
A m Flughafen in Nairobi erwartete uns George Six. Er hatte alles so gut vorbereitet, daß wir schon nach zwei Tagen auf Motivsuche gehen konnten. Nur unsere Safarikleidung mußte noch angefertigt werden. In Nairobi macht das fast jeder Schneider innerhalb von 24 Stunden.
Vor meiner Abreise begegnete mir zu meiner allergrößten Überraschung auf der Hoteltreppe Peter Jacob, den ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Was für ein Zufall, ihn in Nairobi zu treffen! Ich erfuhr, daß er hier einige Wochen als Regieassistent für Paul May, der in Kenya einen Film drehte, beschäftigt war. Unser kurzes Zusammensein
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