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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Bürgermeisters von Lamu, zur Grenze Ugandas zu fliegen, um dort nach meinen «Schauspielern» Ausschau zu halten. Diese Reise sollte eines der aufregendsten Abenteuer werden, die ich in Afrika erlebte.
      In Malindi machte der englische Pilot eine Zwischenlandung, um zu tanken und einen Lunch einzunehmen. Als ich unseren Dolmet scher Abdullah mitnehmen wollte, wehrte er heftig ab: «Der Araber kann nicht mit uns essen gehen. Wenn er das Hotel betritt, schießt ihn der Hotelbesitzer nieder.»
      Entsetzt und ungläubig hörte ich zu. Abdullah berührte mich am Arm und sagte leise: «Miss Leni, wir Araber sind es gewohnt, hier so behandelt zu werden. Gehen Sie mit dem Piloten in das Hotel, hier gibt es ein kleines arabisches Restaurant, wo ich essen kann.» Angewidert sagte ich dem Piloten, er könnte allein in das Hotel gehen. Dann drehte ich ihm den Rücken zu, nahm Abdullah am Arm und ging mit ihm essen.
      Der Vorfall hatte mich sehr erregt. Abdullah hatte schon einige Semester in Mombasa studiert und wollte seinen Doktor in Kairo machen. Er erzählte mir von dem Klassenwahn einiger Engländer. Nun verstand ich auch, weshalb Six die Masai damals nicht in seinem Wagen mitnehmen wollte. Aus dieser Begegnung mit dem jungen arabischen Studenten wurde eine Freundschaft, die heute noch besteht.
      Bis Kisumu am Victoriasee konnten wir fliegen. Dort informierten wir uns über die Lage der Dörfer, in denen die Jalau leben. Mit Abdullah fuhr ich im Leihauto durch dichtes afrikanisches Buschgelände. Den Piloten hatten wir in Kisumu gelassen. Was ich in den Dörfern erlebte, war ein aufregendes Trauerspiel. Sobald die Schwarzen Abdullah erblickten, bekamen sie Angst. Sie hielten uns beide für Sklavenhändler. Es blieb mir nichts übrig, als ihn bei einem Dorfhäuptling zurückzulassen und allein mein Glück zu versuchen.
      Schon im ersten Dorf glaubte ich Erfolg zu haben. Ein kleines Fest war im Gange. Der Fahrer meines Wagens, der Suaheli und etwas Englisch sprach, brachte mich zum Häuptling, einem älteren, gut genährten Mann, der ein buntes Tuch um seinen Körper geschlungen hatte und einen großen Fliegenwedel in den Händen hielt. Er begrüßte uns freundlich und ließ mir eine alte Strohmatte bringen, auf der ich sitzend die vor mir stampfenden schwarzen Männergestalten beobachten konnte. Bei ihrem Tanz nach dem Rhythmus der monotonen Trommelschläge wirbelten sie so viel Staub auf, daß ich ihre Gesichter nur schlecht erkennen konnte.
      Diese Eingeborenen entsprachen in idealer Weise den Menschen, die wir brauchten. Es dauerte Stunden, bis ich mit Hilfe meines afrikanischen Fahrers und meiner Mimik dem Häuptling meine Wünsche verständlich machen konnte. Ich sollte am nächsten Tag wiederkommen, da der Häuptling erst ausfindig machen mußte, welche Männer sich auf eine so lange Zeit von ihren Familien trennen würden, ich hatte von drei Monaten gesprochen. Ihn reizte die Höhe des Entgelts, das ich geboten hatte, und die Geschenke, die er sich wünschte — eine Armbanduhr, eine Sonnenbrille sowie Zigaretten, Tee und Zucker.
      Voller Erwartung traf ich am nächsten Tag wieder in dem Dorf ein. Zu meiner Überraschung hatten sich viel zu viele Männer auf dem Dorfplatz versammelt. Eigentlich brauchte ich nur acht der Eingeborenen, aber für alle Fälle wollte ich zwölf mitnehmen. Zwischen dem Labor-Officer, den ich aus Kisumu mitgebracht hatte, und dem Häuptling wurde für jeden einzelnen auf einem Stück Papier der Name des Betreffenden notiert sowie der monatliche Lohn und die Dauer der Arbeitszeit. Bedingung: Die Hälfte des ganzen Betrags mußte für jeden sofort bezahlt werden, die zweite bei der Entlassung nach drei Monaten.
      Nachdem ich dem Häuptling 1000 Shilling übergeben hatte, wurde vereinbart, daß ich nach Mombasa vorausfliegen und der LaborOfficer die zwölf Schwarzen am nächsten Tag von ihrem Dorf zum Bahnhof nach Kisumu bringen solle, wo Abdullah sie erwarten und mit der Eisenbahn nach Mombasa bringen würde.
      Zwei Tage später stand ich um sieben Uhr früh auf dem Bahnsteig in Mombasa, um die Männer in Empfang zu nehmen. Als der Zug einfuhr, steigerte sich meine Erregung. Aus dem Waggon strömten die Menschen an mir vorbei, aber ich konnte Abdullah mit meinen Schwarzen nicht entdecken. Langsam leerte sich der Bahnsteig. Da sah ich ganz am Ende des Zuges einige Gestalten. Ich atmete auf, denn ich hatte meinen Dolmetscher erkannt. Mit langsamen Schritten näherte

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