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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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immer noch da, glänzend wie schwarzer Obsidian, spitz und bedrohlich. Ihm selbst lief jetzt der Schweiß in Strömen übers Gesicht, und er schrie «Nein», dann stieß er seine Geisel von sich. Der Mann lief davon, aber vorher warf er Torres einen Seitenblick zu – auch er hatte gelbe Augen und Hörner, und als sein Mund breiter wurde und sich öffnete, entblößte er ein Gebiss mit grässlichen Reißzähnen und eine wütend schlängelnde, gespaltene Zunge.
    Entsetzen überkam Torres, als ihm klarwurde, dass er aus irgendeinem Grund diese Dreckskerle als das sehen konnte, was sie wirklich waren. Dämonen, Gesandte Satans, Krieger des Antichrist. Er hatte immer gewusst, dass sie böse waren; er hatte sie nur bisher nie in ihrer wahren Gestalt gesehen. Er musste am Leben bleiben, um es allen zu erzählen. Die Menschen mussten es erfahren. Aber zuerst musste er mit dem entsetzlichen Schmerz fertigwerden, der ihm die Eingeweide zerriss.
    Als er den Eingang zum Drugstore erreichte, kam ein weiterer Aufständischer heraus und versuchte, ihn zu packen. Torres rammte dem Kerl seinen Ellenbogen ins Gesicht und versetzte ihm dann einen Stiefeltritt gegen das Schienbein. Der Dämon brach zusammen. Torres ging neben seinem stöhnenden Opfer in die Hocke und nahm ihm die Waffe ab, dann fuhr er herum, in jeder Hand eine Pistole – eine war auf den Aufständischen am Boden gerichtet, die andere auf den Kerl in der falschen Uniform, der jetzt zwanzig Meter vom Ladeneingang entfernt stand. Torres sah, dass noch mehr von ihnen erschienen waren, eine ganze Horde fauchender, klauenbewehrter Bestien, die gegen ihn vorrückten.
    Ihm war schwindelig, und seine Sicht verschwamm immer wieder, während er den Kämpfer, den er soeben überwältigt hatte, anschrie.
    «Die Türen zu. Schnell!»
    Wenn er drinnen eingeschlossen war, konnten sie ihn wenigstens nicht erreichen. Und vielleicht konnte er sich die Schmerztabletten besorgen, die er jetzt wirklich verzweifelt dringend brauchte.
    Der Wachmann des Ladens kam auf die Beine, lief zu den Haupteingangstüren – zwei großen Glasscheiben mit verchromten Griffen – und machte sich daran, sie zuzuschieben und abzuschließen.
    «Wo ist die Apotheke?», rief Torres.
    Der Kerl wies zum hinteren Bereich des Geschäfts.
    «Geben Sie mir die Schlüssel.»
    Der Wachmann händigte sie ihm aus.
    «Und Ihr Funkgerät.»
    Er gehorchte.
    Torres steckte den Schlüsselbund in die Tasche, dann ließ er das Funkgerät auf den Boden fallen und zertrat es mit dem Stiefel. Er sah sich um. Mehrere Kunden – oder waren es Aufständische in falscher Gestalt? – wichen mit erhobenen Händen vor ihm zurück, manche weinten und wimmerten. Einen Moment lang fragte er sich, was zum Teufel er hier tat. Sollte er nicht schnellstmöglich die Stadt verlassen? Sich vor den Cops in Sicherheit bringen? Wieso war er jetzt hier in diesem Einkaufszentrum, eingeschlossen in einem Geschäft? Doch das spielte im Augenblick keine Rolle. Wenigstens war er noch am Leben. Ja, diese Wichser hatten ihn nicht gekriegt. Nicht wie die anderen seiner Einheit, die diese turbanköpfige Hure in die Luft gejagt hatte. Jetzt war nur noch er übrig. Und er würde nicht zulassen, dass sie ihn auch noch kriegten.
    Er brauchte einen Plan.
    Erster Schritt: etwas gegen die Schmerzen unternehmen.
    Zweiter Schritt: mit dem obersten Offizier reden und einen Deal aushandeln.
    Er wusste etwas, das die Übrigen erfahren mussten. Vielleicht war er der
Einzige,
der es wusste.
    Beide Pistolen auf seine Umgebung gerichtet, näherte er sich langsam der Apotheke.

Kapitel 52
    Ich war bereits halb aus dem Geländewagen raus, noch ehe Villaverde ihn zum Stehen gebracht hatte. Über den großen Parkplatz verteilt standen wenigstens zehn schwarz-weiße Streifenwagen, außerdem waren am Rand der Transporter eines Spezialeinsatzkommandos und zwei Fahrzeuge einer Eingreiftruppe abgestellt. Ein paar Uniformierte hatten bereits etwa fünfzig Meter vor dem Haupteingang der Mall ein Absperrband gezogen. Auf der anderen Seite des Parkplatzes standen vier Ü-Wagen lokaler Nachrichtensender. Ein fünfter kam gerade dazu, während ich zum Wagen der Einsatzleitung hinüberlief, dicht gefolgt von Villaverde.
    Ich zückte meine Dienstmarke und stieg in den Wagen. Dort erwartete uns bereits der Einsatzleiter der Polizei, der sich selbst als Captain Jack Lupo vorstellte. Er machte uns mit dem Leiter des Spezialeinsatzkommandos bekannt, Sergeant Alan Schibl, mit einem

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