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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hatte Dani Namour bemerkenswert schnell ausfindig gemacht und uns das Geschäft genannt, wo sie arbeitete. Ich hatte darum gebeten, sie nicht vorzuwarnen, denn auch wenn klar war, dass sie ihre Verbindungen zu den Eagles gekappt hatte, wussten wir nicht, was sonst in ihrem Leben vor sich ging und ob sie nicht untertauchen würde, sobald sich die Strafverfolgungsbehörden für sie interessierten. Also hatte eine Polizistin von ihrem Handy aus in der Boutique angerufen und nach Danis Arbeitszeiten gefragt – sie habe sie bei ihrem letzten Besuch «so ausgezeichnet beraten». Wie sich herausstellte, arbeitete Dani an diesem Tag, sie war gerade mitten in ihrer Schicht.
    Vielleicht hatten wir jetzt endlich einen Ansatzpunkt. Ich war jedenfalls optimistisch. Es war doch ziemlich unwahrscheinlich, dass derjenige, der die Babylon Eagles fast ausgelöscht hatte – wer immer es sein mochte –, von ihr wusste.
    Als wir nur noch ein paar Straßenblocks von unserem Ziel entfernt waren, kam auf Munros Handy Danis Strafregister herein. Offenbar hatte sie es entgegen aller Wahrscheinlichkeit geschafft, auf dem Pfad der Tugend zu bleiben. Abgesehen von ein paar kleineren Verkehrsdelikten schien sie eine Musterbürgerin zu sein. Das ließ im Hinblick auf ihre Tochter hoffen.
    Wir stellten den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Macy’s ab und gingen zum Haupteingang, den ein achteckiger Turm mit einer imitierten Kuppel markierte. Ein blasser Abklatsch der Kuppeln des Vatikans, von denen sie wahrscheinlich inspiriert war. Mit einem raschen Blick auf den Lageplan stellten wir fest, dass Vanessa – die Boutique, wo Dani arbeitete – an der Südseite des Einkaufszentrums lag, gegenüber einer Apotheke. Auf dem Weg dorthin kaufte Munro noch schnell ein paar Getränkedosen, was mich daran erinnerte, dass ich seit dem Morgen nichts gegessen oder getrunken hatte.
    Das Geschäft war eine Nobelboutique mit einem kleinen, ausgewählten Sortiment, ausschließlich große Designermarken. Eine elegant gekleidete, stark geschminkte Frau in den Vierzigern bediente gerade eine Kundin, während hinten an der Kasse eine jüngere, blonde Frau Mitte zwanzig stand und in einer Zeitschrift blätterte – Dani. Nachdem ich sie mir als Bikerbraut vorgestellt hatte, traf der Anblick mich natürlich unerwartet. Ihre Kleidung, die Frisur und das Make-up waren tadellos. Sie hatte das Bikerleben offensichtlich hinter sich gelassen, auch wenn ich hoffte, dass eine kleine Verbindung zu jener Welt noch bestand. Blutsbande sozusagen.
    Munro blieb am Eingang stehen, während ich das Geschäft betrat.
    «Miss Namour?»
    Sie schaute auf, sobald ich hereinkam, und sah mir entgegen. Ihr musste auf den ersten Blick klar sein, dass ich nicht gekommen war, um Kleidung zu kaufen.
    «Ja?»
    Sie musterte mich forschend und mit sichtlichem Unbehagen. Ich zeigte ihr unauffällig meine Dienstmarke, so, dass die ältere Frau es nicht bemerkte.
    «Könnten Sie kurz mit nach draußen kommen?»
    Dani strich sich den Blazer glatt und warf einen Blick zu ihrer Vorgesetzten. «Suzie, ich müsste einen Moment mit dem Gentleman vor die Tür gehen, er möchte mich sprechen.»
    Suzie nickte zögernd, dann wandte sie sich wieder ihrer Kundin zu. Dani bedeutete mir voranzugehen und folgte mir.
    «Eine Etage höher gibt es einen Gastronomiebereich. Da können wir reden.»
    Ich gab Munro einen Wink, uns zu folgen, und wir drei gingen zum Aufzug, Dani voran.
    Sie ging also einer geregelten Arbeit nach und hatte es offensichtlich zu etwas gebracht, nachdem ihre Zeit im Umfeld der Eagles so unglücklich geendet hatte. Es tat mir leid, an ihre schmerzlichen Erinnerungen rühren zu müssen, aber unsere bisherigen Ermittlungen waren ins Leere gelaufen, und wir brauchten einen Anhaltspunkt, der uns wieder auf die richtige Spur brachte. Wir setzten uns an einen der Tische vor einem mexikanischen Restaurant und kamen ohne Umschweife zur Sache.
    «Ich bin Agent Reilly, FBI . Das ist Agent Munro.»
    « DEA », fügte er hinzu.
    Dani unterbrach uns, ehe ich noch irgendetwas erklären konnte.
    «Es geht um den Vorfall im Clubhaus, stimmt’s?»
    Ich nickte.
    «Ich habe es in den Nachrichten gesehen. Sie vergeuden Ihre Zeit, ich weiß nichts darüber», sagte sie energisch und in abwehrendem Ton. «Ich habe seit Jahren nichts mehr mit diesen Jungs zu tun.»
    Wut und Bitterkeit brachen so plötzlich aus ihr hervor, dass es beinahe ein Schock war, auch wenn ich über die Jahre bei Vernehmungen gelernt

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