Men in Black II
dir, hält dir den Rücken frei, riskiert sein Leben für dich, da musst du doch annehmen, dass irgendetwas zurückgeblieben ist, dachte er. Verdammt, ist dieser Neuralisator gut.
Er seufzte schwer. Verdammt.
Dann warf er einen Blick auf das Namensschild seines ehemaligen Partners: Kevin.
»Kevin«, las er laut. »Kevin. Irgendwie habe ich Sie mir nie als …« Er unterbrach sich. Kay starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Sie erinnern sich nicht an mich, aber wir haben früher mal zusammen gearbeitet«, erklärte er.
Kay musterte Jays schlichten schwarzen Anzug. »Ich habe nie in einem Beerdigungsinstitut gearbeitet«, sagte er, ehe sein Blick zu der Schlange wanderte, die hinter Jay immer länger wurde. »Kann ich irgendwas für Sie tun, Junge?«
»Okay …« Überzeugt, dass der direkte Weg auch der beste war, beugte sich Jay vor. »Kommen wir gleich zur Sache: Sie sind ein ehemaliger Agent einer streng geheimen Organisation, die außerirdische Aktivitäten auf der Erde überwacht. Wir sind die Men in Black. Und wir haben einen Notfall. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
Kay verzog keine Miene. »An der Ecke Lilac und East Valley gibt es eine Nervenheilanstalt.« Dann blickte er an Jay vorbei und rief: »Der Nächste.«
Im nächsten Moment wurde Jay von einer Achtjährigen zur Seite geschubst. »Zwanzig Rugrats-Marken, bitte«, verlangte sie.
»Elizabeth, die Post der Vereinigten Staaten ist nicht ganz auf der Höhe, was den Geschmack der heutigen Jugend betrifft. Könnte ich dir vielleicht etwas anderes anbieten?« Kay öffnete seine Schublade, blätterte in den Briefmarkenbögen und versuchte Elisabeth für Gedenkmarken der Berliner Luftbrücke, Marken mit Quiltmustern der Amish und Marken mit berühmten Opernsängern zu begeistern. Sie lehnte rundheraus ab.
Ehe Kay Elizabeth noch weitere Vorschläge unterbreiten konnte, drängte Jay sich erneut vor Kays Schalter, »‘tschuldigung, Kleine, aber ich muss den Planeten retten«, murmelte er, hob sie energisch hoch und stellte sie zur Seite.
»Wo, glauben Sie, sind Sie gewesen, bevor Sie hierher gekommen sind?«, fragte er, wieder an Kay gewandt. »Hat Ihnen dafür irgendjemand eine Erklärung geliefert? Eine vernünftige Erklärung?«
Kay blätterte kommentarlos weiter in seinen Briefmarken.
»Man hat Ihnen gesagt, Sie hätten jahrelang im Koma gelegen, richtig?«, drang Jay weiter in ihn. »Nur dass es gar kein Koma gab. Das Koma war lediglich Tarnung.«
Kay schloss die Schublade und blickte mit ausdrucksloser Miene auf, einer Miene, die Jay schon viele Male gesehen hatte, einer Miene, die sagte, dass es möglich war, kühl und doch nicht kalt zu sein, sich um seinen Job zu kümmern und trotzdem empfindsam mit den Menschen in seiner näheren Umgebung umzugehen. Ihre Zusammenarbeit hatte nicht sehr lange gedauert, und doch gab es immer noch eine Verbindung zwischen ihnen: teils wechselseitiger Respekt, teils Bewunderung, teils wahre Freundschaft.
Wie schade, dass das jetzt alles so einseitig ist, dachte Jay.
Kay kniff die Augen zusammen. »Wer sind Sie?«, fragte er barsch.
»Die Frage ist, wer sind Sie?«, konterte Jay.
»Postamtsvorsteher von Truro, Massachusetts«, antwortete Kay mit militärischer Präzision. »Und als solcher fordere ich Sie auf, dieses Gebäude zu verlassen. Pause!« Er schloss seinen Schalter, machte schwungvoll kehrt und ließ eine enttäuschte Elizabeth ohne Rugrats-Marken stehen.
Kay ging direkt zu der Sortieranlage des Postamtes hinüber. Entweder merkte er nicht, dass Jay ihm auf dem Fuße folgte, oder es kümmerte ihn nicht; wie auch immer, er würde schon damit fertig werden. Er verströmte Kompetenz wie andere Männer den Duft ihres Rasierwassers. Kaum hatte er die Schwelle überschritten, da erblickte er einen seiner Untergebenen, einen jungen Postangestellten, der seine Zeit an der Kaffeemaschine vertrödelte.
Bummelanten hatte Kay schon zu seiner Zeit bei den Men in Black nicht ausstehen können.
»Koffeinfrei?«, schnappte er.
Der Kaffeebecher entglitt den zitternden Händen des jungen Mannes und zerschellte am Boden. Manche Leute waren einfach nicht für den Dienst an der Waffe geschaffen, besonders solche, die eine Laufbahn in einem Postamt angetreten hatten.
»Entschuldigung«, sagte er, und seine Stimme zitterte noch schlimmer als seine Hände.
Entweder liegt es am Koffein oder an Kay, dass der Junge so hektisch ist, dachte Jay. Und auf den Kaffee würde ich nicht wetten.
Ja, die MIB
Weitere Kostenlose Bücher