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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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unmittelbar in seinem Blickfeld befand. Folglich ging ein großer Teil seiner Zeit für verspätete Reaktionen und verblüfftes Stutzen drauf.
    Gerade jetzt musste er dringend mit Agent Jay reden. Als er sein Zielobjekt entdeckt hatte, rannte er sofort los, um sein Opfer nicht entwischen zu lassen.
    »Ich möchte nicht stören, Agent Jay«, setzte er an, schneidig wie sein frisch gestärkter Hemdkragen. »Aber falls Sie …«
    Und dann entdeckte er Kay. Stellen Sie sich das Kind vor, das in der Grundschule in Ihre Klasse ging, der Kleine, der alle Episoden jeder Staffel von Raumschiff Enterprise aufgenommen hatte und den größten Teil der Dialoge auswendig zitieren konnte. So, und nun stellen Sie sich vor, dieser Knabe geht zu einem Grillfest in der Nachbarschaft und trifft dort Leonard Nimoy. Wenn Sie nun diesen Eindruck verdoppeln, dann bekommen Sie eine schwache Vorstellung von der Verwandlung, die Agent Gee in diesem Moment überkam. All seine gebügelte Professionalität war vergessen, und zum Vorschein kam die zarte Seele eines reinen, unverfälschten, schwärmerischen Fans. Kein schöner Anblick.
    »Oh … mein … Gott. Sie sind Agent Kay!«, rief er verzückt.
    »So sagt man«, erwiderte Kay ungerührt.
    »Das … das ist eine Ehre.« Und schon hatte er Jay ohne ein Wort der Entschuldigung von seinem Platz verdrängt, um sich schnellstmöglich mit aller Kraft bei Kay einzuschmeicheln.
    »Gee«, stammelte er, was auch ein Ausruf der Bewunderung hätte sein können, in diesem Fall jedoch eine Vorstellung war. »Agent Gee.« Dann drehte er sich zu Jay um, als wollte er ihm die streng geheimen Informationen offenbaren, die ihm den Weg zu König Salomons Gold weisen würden, und erklärte unnötigerweise: »Kay: die Legende. Höchst geachteter Agent in der Geschichte der MIB. Gefürchtetster Humanoide im ganzen Universum. Leibhaftig.«
    Jay setzte seine aussagekräftigste › Red du nur du Idiot‹- Miene auf. Sinnlos. Agent Gee hatte vollständig und unrettbar in seinen ganz persönlichen, krankhaften, aber engagierten Heldenbewunderungsmodus umgeschaltet. Jay hatte schon Beaglewelpen gesehen, die weniger enthusiastisch waren und ihren Speichelfluss besser unter Kontrolle hatten.
    Gees Blick wanderte zurück zu Kay, während er nach den richtigen Worten suchte, um seine absolute Erfüllung als menschliches Wesen kundzutun, nun, da er diesem Mann persönlich hatte begegnen dürfen.
    »O Mann, ich kann nicht … ich kann einfach nicht …« Ganz offensichtlich konnte er nicht, also schaltete er um und versuchte, sich auf eine andere Art bei seinem Idol einzuschleimen. »Vielleicht darf ich Sie irgendwann zu einem Kaffee einladen«, schlug er vor, darum bemüht, seine Worte klingen zu lassen, als wären sie einander beinahe gleichgestellt. »Und mir ein paar von Ihren alten Geschichten anhören.«
    Kay zog eine Braue hoch. »Schwarz, zwei Stück Zucker, wenn Sie schon dabei sind«, sagte er.
    »Ist mir eine Ehre.« Gee war gefährlich nahe dran, in preußischer Tugendhaftigkeit die Hacken zusammenzuschlagen, ehe er sich eilends davonmachte.
    »Ich hätte gern einen … Hey!« Aber Jays Versuch, ebenfalls in den Genuss eines Kaffees zu kommen, kam zu spät. Verdammt, dachte er. Vor einer Stunde war ich hier noch der Star. Eine Minute, bevor der Knabe Kay gesehen hat, hätte er sich noch überschlagen, um mir einen Kaffee zu holen, und sich dabei genauso geehrt gefühlt. Widerlicher kleiner Arschkriecher.
    Ach, Scheiße, wen will ich hier verarschen? Ich bin nicht mehr die Nummer Eins, und das fühlt sich eben genau so an.
    Ihr Weg führte sie direkt auf das tote Alien zu. Es war immer noch tot, lag immer noch auf demselben Rollwagen wie zuvor, nur trugen die MIB-Agenten, die jetzt um den Leichnam herumschwärmten, Laborkittel und steckten bis zu den Ellbogen in der Autopsie. Allerlei Klumpen, Geschwülste und schwammige Teile und endlose Stücke organischer Röhren präsentierten sich in einem magenverdrehenden Aufgebot, mit dem man die Herausgeber sämtlicher Boulevardblätter hätte in Exstase versetzen können.
    Einer der Agenten blickte von dem Leichnam auf und entdeckte Jay. »Der Frachtaufzug funktioniert nicht«, sagte er. »Wir müssen die Autopsie hier durchführen. Aber der Bursche kriegt keine schlechtere …« In diesem Moment erkannte er Kay. Seine Reaktion war weitaus weniger aufdringlich als Gees, doch das gehörte zu den Dingen, die einen Anfänger von dem erfahrenen Personal unterschieden.

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