Men in Black II
einen weißen Tiger durch den Raum haben fliegen lassen. Ihre Nummer ist auch nicht besser, Junge.« Und schon machte er Anstalten, den Jeep zu starten.
Jay hielt sich an Rückspiegel und Türrahmen fest. Ehe er von New York hergekommen war, hatte er die Standardeinweisung erhalten und in kurzen Worten alles erfahren, was in Kays Leben vorgefallen war, nachdem er die MIB verlassen hatte. Einiges davon war recht schmerzhaft, und er hatte keine Lust, die alten Wunden seines Freundes wieder aufzureißen, aber hier ging es ums Geschäft. Ein Mann musste tun, was sein Job verlangte, das hatte Kay ihm selbst beigebracht.
»Sie sehen nachts zum Himmel hinauf und denken, Sie wüssten mehr über das, was da draußen vor sich geht, als über das, was hier unten passiert«, sagte Jay eindringlich. »Sie haben das Gefühl, Sie wüssten nicht, wer Sie sind, und dieses Gefühl nagt jeden Tag Ihres Lebens an Ihnen. Darum hat sie Sie verlassen, Kay. Das ist der Grund, warum Ihre Frau Sie verlassen hat.«
Jay sah Kays Faust nicht kommen, ehe sie Kontakt zu seinem Kinn knüpfte und ihn einige Schritte zurückbeförderte. Er schüttelte sich und stellte, nicht ohne einen Hauch Stolz auf seinen alten Partner, fest: »Sie haben sich gut gehalten.« Dann fuhr er in ernsterem Ton fort: »Hören Sie, wenn Sie wissen wollen, wer Sie wirklich sind, dann begleiten Sie mich. Wenn nicht, gibt es hier bestimmt ein paar Leute, die ungeduldig auf ihre Fernsehzeitschrift warten.«
Dabei beließ er es und ging davon. Manchmal gab es einfach nichts mehr zu sagen. Er kehrte zu dem Mercedes zurück und klemmte sich hinter das Steuer.
Augenblicke später öffnete Kay die Beifahrertür und ließ sich neben ihn auf den Sitz fallen.
»Nur eine kleine Spazierfahrt«, erklärte er. »Und wenn mir nicht gefällt, was ich sehe, dann hasta luego. Verstanden, Junior?«
»Verstanden.« Jay gab sich alle Mühe, nicht zu lächeln, doch es fiel ihm schwer. Die Art, wie Kay ihn ›Junior‹ genannt hatte, erinnerte ihn zu sehr an die alten Zeiten. Mühsam beherrschte er sich und startete den Wagen.
Ein leises Geräusch von der Rückbank erregte Kays Aufmerksamkeit, und er drehte sich um, um die Quelle ausfindig zu machen. Frank der Mops strahlte ihn mit hündisch heraushängender Zunge an und wedelte mit seinem fetten kleinen Stummelschwanz.
»Hey, Kay«, sagte er. »Lange nicht gesehen.«
»Ihr Ersatzmann«, erklärte Jay, der die Situation im Stillen in vollen Zügen genoss. »Also, wen nennen Sie hier ›Junior‹?«
Er trat das Gaspedal durch, und der Mercedes schoss schleudernd im Rückwärtsgang davon und spuckte eine mächtige Qualmwolke aus, ehe er mit brüllendem Motor um die nächste Ecke verschwand.
Kapitel 9
Seit Jay ihn kannte, war Kay kein Mann vieler Worte gewesen, aber was er nun erlebte, war schon beinahe lächerlich. Auch bei Höchstgeschwindigkeit dauerte die Fahrt von Truro zur MIB-Zentrale ziemlich lange, doch die Konversation im Inneren des Wagens fiel so spärlich aus, dass er genauso gut einen Grabstein hätte mit nach Hause bringen können. Vielleicht tue ich das ja wirklich, überlegte er. Hier liegt Agent Kay. Er hinterlässt eine Exfrau und einen Postamtsleiter aus Truro namens Kevin.
Kevin! Das schlägt doch einfach alles …
Schlimmer als Kays Schweigen waren jedoch Franks unbezähmbare Versuche, die nicht existente Konversation ganz allein am Leben zu erhalten. Als der Mercedes endlich auf seinem Parkplatz hielt, war Jay dicht davor, den verfluchten Mops kastrieren zu lassen.
Kays Miene verriet nicht die Spur eines Wiedererkennens, als sie das Gebäude betraten, in dem er so viele Jahre loyal seinen Dienst verrichtet hatte. Das Rauschen der gewaltigen Ventilatoren auf beiden Seiten des Eingangsbereiches entlockte ihm kaum ein Blinzeln.
»Schön, Sie zu sehen, Kay«, grüßte der Wachmann, wie üblich, ohne von seiner Zeitung aufzublicken.
»Schön, Sie zu sehen«, gab Kay zurück, aber die auflebende Hoffnung, die sich in Jays Innerem regte, wurde bereits wieder im Keim erstickt, als sie den Fahrstuhl betraten und Kay murmelte: »Wer zur Hölle Sie auch sein mögen.«
Dann wandte er sich zu dem niedergeschlagenen Jay um. »Okay, dann sehen wir mal, was Sie so zu bieten haben, Sportsfreund.« Er brauchte nicht extra hinzuzufügen, was er dachte: Ich hoffe nur, es ist die lange Fahrt wert.
Jay konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als er die leidenschaftslose Miene seines alten Freundes betrachtete. Dann
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