Men in Black II
mitleidigen Blick auf ihn herab, der etwa so glaubwürdig war wie das Versprechen eines Politikers, nach der Wahl die Steuern zu senken und die Staatsfinanzen zu sanieren.
»Wir brauchen Kay dringend.« Scrad sprach mit ihm, als reiche es vollkommen aus, Jay die Situation zu erklären, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
»Er ist Zivilist«, presste Jay aus seiner gequetschten Kehle hervor. »Er wurde neuralisiert.«
»Erzähl uns lieber etwas, das wir nicht wissen«, konterte Scrad.
»Genau!« Charlies Kopf ruckte hoch, als er seinen Senf dazugab. »Erzähl uns etwas, das wir nicht …« Sein Beitrag zu der Befragung wurde abrupt durch ein gewaltiges, feuchtes Niesen unterbrochen, das Scrads ganzen Kopf in Mitleidenschaft zog. Scrad richtete sich auf und starrte gekränkt die nächste Wand an.
»Tut mir sooooo Leid«, winselte Charlie unterwürfig.
Scrad zeigte ihm die kalte Schulter und konzentrierte sich wieder auf Jay, der von den außerirdischen Ex-Häftlingen umringt wurde. »Ich bin kein Freund von Gewalt …«, setzte er an. Dann winkte er einem der Aliens zu, das Jay sogleich erfreut einen Tritt in den Magen versetzte. Der MIB-Agent rollte sich grunzend zusammen, »… aber wenn ich Kay nicht auftreibe, wird eine ganz bestimmte Person mir in den Arsch treten. Also, wo ist er?«
»Keine … Ahnung«, stieß Jay nach Atem ringend hervor.
Der Außerirdische, der ihn getreten hatte, beugte sich mit einem gehässigen Grinsen über ihn. »Du siehst gar nicht gut aus«, stellte er selbstgefällig fest.
»Du siehst aus wie eine ausgekotzte Schüssel Haferschleim«, konterte Jay, was immerhin eine recht akkurate Beschreibung war. Das fragliche Alien hatte einen picklig gelben Teint, allerdings erinnerte es durch die stacheligen Auswüchse rund um sein Gesicht eher an eine Krötenechse – modelliert aus Haferschleim.
Nicht dass Jay Zeit oder Gelegenheit gehabt hätte, eine genauere Beschreibung zu ersinnen. Stattdessen schlug er hart zu, hart genug, dass das grässliche Gesicht der Kreatur aufplatzte. Eines der anderen Aliens lachte, was Jay veranlasste, sich zu ihm umzublicken und zu bemerken: »Und du siehst aus wie das, was hinten aus dem Köter rausgekommen ist, der ihn gefressen hat.«
Und das war wirklich akkurat; widerlich akkurat. Auf heimatlichem Boden allerdings hatte dieser Außerirdische zu den besonders attraktiven Vertretern seiner Gattung gezählt. Tatsächlich war er sogar auf dem Weg zu einer Karriere als Supermodel gewesen, ehe er in schlechte Gesellschaft geraten war, sich dem Verbrechen hingegeben hatte und schließlich zur Erde geflohen war. Für ihn war die Erkenntnis, dass seine Erscheinung hier in der Tat nur einen kleinen Schritt von dem üblichen Inhalt einer Schaufel zur Beseitigung von Hundekot in jeder größeren urbanen Umgebung entfernt war, ein Quell tiefster Erbitterung.
Aufgebracht stieß das Opfer von Jays Spott mit dem Kolben seiner Waffe zu.
Verdammte Auswärtige … verstehen einen Witz nur dann, wenn er auf Kosten Dritter geht. Der Gedanke schoss durch Jays Kopf und lenkte ihn ein wenig von seinen Schmerzen ab.
»Beugt ihn«, kommandierte Scrad.
Was für ein einfacher Befehl. Der Außerirdische mit dem Grützegesicht hob Jay hoch, hielt ihn über seinen Kopf und fing an, seinen Rücken langsam nach hinten durchzubiegen, etwa so, wie der starke August im Zirkus eine Eisenstange verbiegen dürfte.
Aber Eisenstangen fühlen keinen Schmerz.
»Wo ist Kay?«, fragte Scrad noch einmal, während Jays Rückgrat immer weiter und weiter gebogen wurde, bis es einem Wunder gleichkam, dass es nicht brach.
»Wo ist Kay?«, wiederholte Scrad laut genug, um Jays gequälten Schmerzensschrei zu übertönen.
Die Antwort auf Scrads Frage stand vor Jeebs’ Pfandleihe auf dem Bürgersteig und versuchte, die Straße zu überqueren.
Der Verkehr in den Straßen New Yorks war nur ein kleines bisschen … hektischer als in Truro. Sein erster Versuch hätte beinahe auf der Stoßstange eines Taxis geendet. Kay konnte sich gerade noch rechtzeitig an den Straßenrand retten.
Während er darauf wartete, eine Lücke im endlosen Strom der ungezählten Fahrzeuge zu finden, sah er sich ein wenig um. Seltsam, wie manche Dinge einfach nur Teil eines flüchtigen Geschehens waren, während andere …
… andere aus der Menge hervorstachen und einem ins Auge fielen.
Ein Postbote kam vorüber. Kay folgte ihm mit den Augen und stellte fest, dass er kaum einen Schritt innehielt,
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