Men in Black II
als er einen langen, schuppigen Schwanz zurück in seine Shorts stopfte.
Ein Tandem sauste vorbei, umgeben von blinkenden Lichtern. Der Ghettoblaster am Lenker hüpfte auf und nieder.
Ein Obdachloser kam vorbeigeschlurft und schob einen Einkaufswagen mit allerlei Unrat vor sich her, Nachlese aus dem Müll anderer Leute. Kay starrte in den Wagen, als er neben ihm war. Zwei glühende rote Augen starrten zurück. Ein paar kleine Alienhände verhakten ihre Finger im Drahtgitter des Wagens.
Kay schüttelte den Kopf. Das hier war schlimmer als der Vorfall im Postamt von Truro. Warum sah er Dinge? Warum sah er diese Dinge? Das war nicht gut. Er musste von hier verschwinden. Irgendwie war er überzeugt, dass für all das – all diese Verrücktheiten – New York City in irgendeiner Form verantwortlich sein musste. Er musste zurück nach Truro, dann würde alles wieder in Ordnung sein. In Truro konnte ein Mann seine fünf Sinne noch beieinander behalten.
Wenn er nur endlich zurück nach Truro könnte.
Wenn er nur endlich diese gottverdammte New Yorker Straße überqueren könnte!
Dann sah er, dass sich eine Lücke im Verkehr öffnete, und schickte sich an, auf die Straße zu treten. Als er auf seine Füße hinunterblickte, entdeckte er eine Schabe, eine jener großen, muskulösen, steroidverseuchten Schaben, die vermutlich die Legende von den Alligatoren in den Abwasserkanälen begründet hatten. Instinktiv hob er den Fuß, um das widerliche Insekt zu zerquetschen wie … na ja, ein Insekt.
Plötzlich hielt er inne, und sein Schuh blieb direkt über dem dem Untergang geweihten Ungeziefer in der Luft hängen.
Etwas passierte in seinem Kopf. Eine Serie kurzer Blitze, als explodiere eine ganze Reihe Glühbirnen. Ein Stroboskop, das sein Licht auf sein Gedächtnis warf und eine wachsende Anzahl einzelner Augenblicke der Finsternis einer verlorenen Vergangenheit entriss.
Ein Bild huschte vorüber, das Bild einer anderen Schabe, einer Schabe, von der er wusste, dass sie keine Schabe war. Und er kannte den Namen dieser Schabe.
Edgar?
Und auf einmal wusste er, dass nicht jede Schabe in den Straßen von New York das war, was sie zu sein schien. Nicht jeder Postbote oder jeder Obdachlose, oder …
Sacht setzte Kay seinen Fuß direkt neben der Schabe auf den Boden. Das Insekt blickte zu ihm auf.
»Das war verdammt anständig«, bemerkte es und flitzte davon.
Kay hörte nicht zu, sondern blickte zum Nachthimmel hinauf. Nach und nach stahl sich der Hauch eines Lächelns gleich einer fernen Sternschnuppe auf seine Lippen.
Unten im Keller von Jeebs’ Pfandleihe war Jay ganz und gar nicht nach Lächeln zumute.
Scrad/Charlie und die übrigen intergalaktischen Scheißefresser sahen fasziniert zu, wie ihr Komplize das Rückgrat des MIB-Agenten immer weiter durchbog, als wäre es ein Strohhalm. Schweiß strömte an Jays Körper hinunter, der zudem furchtbar zitterte, während sein Eigentümer verzweifelt gegen den Schmerz ankämpfte und ihn durch die Kraft seines Willens zu vertreiben suchte.
Zumindest auf einen der Zuschauer hatten Jays Qualen spürbare Auswirkungen. Charlie senkte den Kopf. Er sah ein bisschen grün im Gesicht aus. »Ich glaube, mir wird schlecht«, würgte er hervor.
»Das lässt du schön bleiben«, warnte Scrad, der sich noch allzu gut an das gewaltige Niesen erinnerte.
Und dann, gerade, als es so aussah, als musste gleich das Krachen berstender Rückenwirbel durch den Keller hallen, erschlaffte Jays Körper wie ein Blatt Kopfsalat in kochendem Wasser. Sein außerirdischer Peiniger schleuderte den reglosen MIB-Agenten mit einem höhnischen Grinsen zu Boden. Der Mann hatte eine Folter über sich ergehen lassen, die grausam genug war, eine Marmorstatue zum Plaudern zu bringen, und er hatte keinen Ton gesagt. Das ließ nur einen Schluss zu.
»Ich glaube, er sagt die Wahrheit«, stellte Scrad fest.
»Dann ist er nutzlos für uns«, meinte der Folterknecht und verzog die Lippen zu einem Lächeln, das einen Mund voller Zähne offenbarte, die einem weißen Hai gut gestanden hätten. Dann zog er eine ganz besonders hässliche Waffe und zielte auf den hilflosen Mann vor seinen Füßen. Ein lautes Krachen erschütterte den Raum, und die Einzelteile eines eben noch lebendigen Wesens flogen kreuz und quer durch die Luft.
Jay war immer noch da.
Haizahn nicht. In der Kellerluft schimmerten die Partikel eines vollständig verdampften außerirdischen Schlägertypen.
Kay blickte auf seinen Partner hinab, in der
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