Men in Black II
neuralisiert?«, wollte Kay wissen.
Jay wich der Frage aus, indem er die Tür öffnete und aus dem Wagen stieg. »Tatort«, verkündete er und hastete zur Tür der Pizzeria, ehe Kay noch ein weiteres Wort verlieren konnte.
Aber es war nicht einfach, den wiedergewonnenen Agenten Kay an der Nase herumzuführen, wenn dieser einen Verstoß gegen die Regeln der MIB witterte. Während sie durch das dunkle Restaurant gingen, schaltete er in den Predigermodus.
»… MIB-Verfahrensregel Nummer Sieben-sieben-drei-Strich-eins verlangt, dass sämtliche zivilen Zeugen neuralisiert werden, und zwar innerhalb …«
Mitten im Satz verstummte er und zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, um dem Pizzablech auszuweichen, das aus der Dunkelheit auf ihn zugekommen war.
Kays Reflexe waren ebenfalls wiederhergestellt.
Jay war nicht ganz so schnell. Das Pizzablech traf ihn mit einem lieblichen Glockenschlag mitten ins Gesicht, und er ging zu Boden. Die Szene hätte aus einem Bugs-Bunny-Film stammen können, nur dass nicht der vorlaute Hase das Blech hielt, sondern Laura. Kaum einen Lidschlag später zielte Kay bereits mit der Zirpenden Grille auf sie.
»Nein!«, brüllte Jay über das scheußliche Klingeln in seinen Ohren hinweg und riss Kays Arm herunter.
»Jay!«, schrie Laura, ließ sich auf die Knie fallen und presste das Blech an ihre Brust. »Ich habe Geräusche gehört und … Es tut mir Leid.«
»Schon gut, alles in Ordnung«, beruhigte Jay sie, während sie ihm aufhalf. Dann drehte er sich zu Kay um. »Die Zeugin. Laura, das ist Kay, mein ehemaliger Partner.«
»Freut mich«, sagte Kay mit aller Freundlichkeit, die ihm gegeben war.
Laura beachtete ihn gar nicht. Sie hatte nur Augen für Jay. »Danke, dass Sie mir diese Agenten geschickt haben, die letzte Nacht auf mich aufgepasst haben«, sagte sie lächelnd. »Das war wirklich süß von Ihnen.«
Von Jays Seite aus mochte das eine süße Geste gewesen sein, Kay bugsierte diese Bemerkung geradewegs zurück in den Sattel seines hohen Rosses. »MIB-Verfahrensregel Nummer Fünf-neunzig-vier-B verlangt klar und deutlich, dass das Personal der MIB niemals …«
»Der Zarthaner«, unterbrach ihn Jay. »Ben … Er wurde hier vaporisiert.«
Bei der Erwähnung des irdischen Namens des Zarthaners veränderte sich Kays Miene. Irgendwie wirkte er abgelenkt und starrte ins Nichts, als würden noch mehr von diesen neuralen Blitzlichtern durch sein Gedächtnis zucken.
»Was ist?«, fragte Jay, bemüht, seinen Partner zurück ins Hier-und-Jetzt zu holen.
»Ben, etwa einsechsundsiebzig?«, fragte Kay, während er den Blick noch immer in weite Ferne richtete. »Stattliches Kerlchen? Dünnes Haar?«
»Sie kannten ihn?« Laura starrte Kay verwundert an.
Der wiederhergestellte MIB-Agent ging auf ein gerahmtes Foto an der Wand der Pizzeria zu. Es war ein sehr altes Foto aus einer Zeit weit vor der Digitalfotografie, sogar vor der Sofortbildtechnik. Das Schwarzweißbild zeigte Ben an einem Pier, der aussah wie die Piers draußen auf den Inseln – Montauk, möglicherweise. Er hatte die Standardhaltung eines Mannes eingenommen, der soeben höchstpersönlich den Urgroßvater aller Tunfische gefangen hat und seine überragende Leistung nun der ganzen Welt präsentieren will. Der Fisch baumelte kopfüber an einem Holzgestell, während Ben strahlend vor Stolz den Arm um ihn gelegt hatte. Alles in allem war nichts sonderlich Bemerkenswertes an dem Bild, bis auf die Tatsache, dass der Hintergrund …
… dass der Hintergrund nicht zu dem Foto zu gehören schien. Das war seltsam, und weil es so seltsam war, musste Kay darauf aufmerksam werden. Mehr noch, er konnte gar nicht anders. Er musste einfach den Drang verspüren, dieses Foto näher zu untersuchen – er hatte immer schon ein Auge für jegliche Art von Unstimmigkeit gehabt.
Nur dieses Mal nicht. Dieses Mal studierte er das Foto nur einen Augenblick lang und sagte:
»Hab ihn noch nie gesehen. Toller Fisch.«
Und das war noch seltsamer als alles andere.
Er wandte sich von dem Foto ab. Jay wollte ihm gerade folgen, als ihm eine bohrende Erkenntnis dämmerte. Er sah sich nach dem Foto von dem glücklichen Fischer um, ging direkt darauf zu und studierte es seinerseits aus der Nähe. Es erinnerte ihn an irgendetwas, irgendetwas, das er gesehen hatte, irgendwo, vor nicht allzu langer Zeit.
»Kay …«, rief er seinen Partner zu sich, und als Kay bei ihm war, zog er ein anderes altes Foto hervor, den Abzug, den Kay in der
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