Men in Black II
antwortete: »Danke, wir brauchen nichts!« Dann wandte er sich wieder seinen Gästen zu. »Da drüben.«
Sie folgten ihm durch die begrenzte Landschaft seines Zimmers, vorbei an Sensationsmeldungen über Alien-Autopsien und kleinen Schreinen zu Ehren von Roswell und all seinen Geheimnissen, zu den Bändern, die brav in Reih und Glied auf ihren Einsatz warteten.
»Da ist es«, sagte Newton auf Anhieb und steuerte zielstrebig auf eine der unzähligen Videokassetten zu, um sie Jay zu geben.
Das Geheimnis des Lichts von Zartha, stand auf dem Etikett, und darunter: Erzählt von Peter Graves.
»Endlich«, sagte Jay. »Ein hieb- und stichfester Beweis.« Es war schwer zu sagen, ob er es ernst meinte.
»Spielen Sie es für uns«, forderte Kay, und irgendwo im Hintergrund lächelte der Geist von Humphrey Bogart.
Sofort stürzte sich Newton auf den Videorekorder. Er war mehr als bereit, der Aufforderung nachzukommen. Es war, als hätte er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, wirklich etwas zu leisten. Und diese Leute waren anders als seine üblichen Gäste. Diese Typen in ihren schwarzen Anzügen hatten nichts mit den Stammkunden der Videothek gemein. Sie sahen normal aus, durchschnittlich.
Newton wusste sehr gut, wie durchschnittliche Menschen im Allgemeinen auf Leute wie ihn zu reagieren pflegten. Durchschnittliche Menschen hielten ihn für verrückt, weil er glaubte, dass es im Universum mehr gab als nur Oliver-Stone-Filme, während er es arrogant fand, wie sie sich einbildeten, sie selbst stellten die Krone des Lebens im ganzen Kosmos dar. Ob man nun ein Anhänger der Schöpfungsgeschichte war oder sein ganzes Vermögen auf den Urknall setzen würde, Newton glaubte fest, dass die Schöpfung nach Vielfalt verlangte. Um alles in der Welt, waren diese Leute denn wirklich unfähig, die Dinge zu Ende zu denken? Wie könnte nur eine Welt von empfindungsfähigen Wesen bevölkert sein, wenn das Universum schon vier Sorten Coca-Cola zu bieten hatte?
Im Augenblick jedoch hatte er seine Gefühle im Griff und ließ das Videoband ablaufen.
Es war die Art von Film, der solche cineastischen Größen wie Ed Wood und das komische Kind am Ende der Straße in Erinnerung brachte, das eines Tages Papis Videokamera in die Finger bekommen hatte und seine Freunde überreden konnte, sich die Haut mit Lebensmittelfarbe grün zu färben, um als Marsmenschen aufzutreten. In jeder Nachbarschaft gibt es so ein Kind. Und eine Wasserpistole in Alufolie gibt eine nette Strahlenkanone ab. Wenn der Wert Ihrer Produktion etwa dem von Plan 9 aus dem Weltall entspricht und Ihr Budget gerade für Bastelpapier, einen kaputten Karton und eine Kiste Legosteine reicht, kann sich Ihr Publikum auf eine erstklassige visuelle Erfahrung einrichten.
Die erste Einstellung zeigte ein Büro, das in dieser Art von pseudowissenschaftlicher ›Dokumentation‹ schon als Standard gelten kann. Das Mobiliar war schäbig, und die komplette Einrichtung wirkte, als hätte der Produzent sie sich von Leuten geliehen, die einer regelmäßigen Tätigkeit nachgingen. Da waren Regale voller wichtig aussehender Bücher im Hintergrund, die die Illusion nähren sollten, hier hätten ordentliche Nachforschungen stattgefunden. Der Glaubwürdigkeit des Films wäre gewiss gedient gewesen, hätten die Buchrücken nicht ausgesehen wie bemalte Pappattrappen.
Peter Graves trat gewichtigen Schrittes ins Bild und setzte sich auf die Schreibtischkante. Seit Kobra, übernehmen Sie waren viele Jahre vergangen, doch er besaß noch immer diesen dramatischen Überfluss silbernen Haares, diese strahlend blauen Augen und die Fähigkeit, bei jedem Wort überzeugend und aufrichtig zu wirken. Nur gut, dass er sich nie der Politik zugewandt hatte.
»Auch wenn niemand in der Lage ist, ihre Existenz zu beweisen«, fing er, heftig mit der Kamera flirtend, an, »muss angenommen werden, dass eine halboffizielle Regierungsstelle, bekannt unter dem Namen Men in Black, hier auf Erden geheime Operationen durchführt, um uns vor Außerirdischen aus allen möglichen Galaxien zu beschützen. Sehen Sie nun eine der Operationen, die ›nie stattgefunden haben‹, aus einer der Akten, die ›nicht existieren‹.«
Jay bestaunte die wundersame Schönheit des Vortrages. Er erinnerte ihn an die Raffinesse aus Edgar Allen Poes Der entwendete Brief: Das beste Versteck war immer dort, wo etwas für jedermann sichtbar war. Was konnte geschickter sein, als ein Video anzufertigen, das die Wahrheit über die Men in
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