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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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ist, dann werden sie es verstehen. Wenn die Aliens die Erde mit ihren neutroniumgetriebenen Raumschiffen angreifen, werde nur ich imstande sein, mit ihnen zu kommunizieren, und dann …! Dann schaffe ich es vielleicht auch endlich mal, jemanden aufzureißen.«
    Aber den WW-Kranken reichte es nicht, sich allein an ihrem geheimen Wissen zu weiden. Nein, sie entwickelten spezielle Theorien, die sich zumeist mit Vertuschung, Verschwörung und verwandten Themen beschäftigten. Und trotz all ihrer Geheimnistuerei und ihres Misstrauens konnten sie diese Theorien einfach nicht für sich behalten. Selbst dann nicht, wenn man sie auf Knien darum anflehte. Das kleinste Aufflackern von Interesse, real oder eingebildet, reichte ihnen, sich mit aller Vehemenz über ihre jeweilige Lieblingstheorie auszulassen. Es soll schon Leute gegeben haben, die sich bei dem Versuch, dieser Art der ›Konversation‹ zu entgehen, ganze Körperglieder abgenagt haben.
    Es ist wirklich keine schöne Krankheit. Allein die Vorstellung jagte Jay kalte Schauer über den Rücken.
    Darauf bedacht, keinen Blickkontakt zu den Verdächtigen herzustellen, hielt er sich dicht an Kay.
    Hinter der Ladentheke verrichtete ein süßes Mädchen in den Zwanzigern, großzügig gepierct und tätowiert, seinen Dienst. Sie hätte sogar noch süßer sein können, hätte ihr dichtes dunkles Haar mehr als nur flüchtige Bekanntschaft mit Bürste und Kamm geschlossen oder wäre ihr Teint nicht ganz so wächsern gewesen oder hätte irgendeine wohlmeinende Seele ihr erzählt, dass die letzten Lebewesen, die es geschafft hatten, mit derart dicken dunklen Strichen um die Augen herumzulaufen, zu Cleopatras Zeiten gelebt haben mussten. Waschbären selbstverständlich ausgenommen. Sie starrte leeren Blickes auf den Monitor – der, soweit Jay sehen konnte, nicht minder leer war –, als Kay ihr seine Karte reichte. Wieder zum Leben erwacht, öffnete sie sein Kundenkonto.
    »Diese Karte ist aber schon lange nicht mehr benutzt worden«, sagte das Mädchen, als wollte sie Kay eines Verbrechens gegen die Menschheit anklagen, zumindest aber gegen die westliche Welt. »Das letzte Mal vor meiner Geburt.«
    »War auf Geschäftsreise«, antwortete Kay.
    »Hat Millionen von Vielfliegermeilen eingeheimst«, kommentierte Jay.
    »Sie können ja mal versuchen, die zu nutzen.« Das Mädchen rümpfte verächtlich die Nase. »Ich wollte schon immer mal nach Kambodscha. Da gibt es Hummer für, na, ungefähr einen Dollar. Und dann hat mir die Fluggesellschaft gesagt, Urlaubsflüge sind ausgenommen. Man muss übers Wochenende fliegen. Das ist ein Komplott …«
    »Können Sie uns sonst noch etwas über dieses Kundenkonto sagen?«, unterbrach Jay sie vorsorglich.
    »Nur dass Sie nie etwas ausgeliehen haben«, erwiderte das Mädchen und gab Kay die Karte zurück.
    Kays Mundwinkel sackten um den Bruchteil eines Millimeters nach unten. Sackgasse. Gestorben.
    Jay fühlte, wie sich seine Gedärme verkrampften. Die Zeit lief, die Sekunden verrannen. Wenn sie die Erde retten wollten, mussten sie eine neue Spur herbeizaubern, und zwar schnell. Aber woher …
    Jedenfalls nicht aus diesem Laden. Wozu die Zeit mit einer kalten Spur vergeuden. Gemeinsam mit Kay wandte er sich zum Gehen, doch die Stimme des Mädchens hielt sie auf. »Sie haben mal einen Film reservieren lassen, aber sie haben ihn nie abgeholt.« Dann wandte sie sich ab und brüllte: »Newton!«
    Newton tauchte aus den geschützten, geheimnisvollen Eingeweiden des Bandwurms auf, ein Mann Mitte dreißig, der sein Schicksal wie ein Ehrenabzeichen trug. Klischees sind kein Maßstab, aber Klischees entstehen auch nicht aus dem Nichts. Sie gründen sich auf irgendetwas. Newton war die einzig wahre Quelle sämtlicher Klischees über Streber, Idioten und Sonderlinge. Er hatte lichtes Haar und glänzende Knopfaugen, die durch dicke Brillengläser in einem schwarzen Gestell starrten, und er war in einem Stil gekleidet, der zum Himmel schrie, dass er nicht nur immer noch bei seiner Mutter wohnte, sondern sich auch noch ihren Modevorstellungen unterwarf. Als er Jay und Kay in ihren schicken schwarzen Anzügen und ihrer ›Wir-sind-Regierungsangestellte-und-sind-hier-um-Ihnen-zu-helfen‹- Haltung vor der Ladentheke stehen sah, war er schneller auf der Hut als ein Dobermann auf der Fährte eines Einbrechers.
    »Hältst du mich jetzt immer noch für paranoid, Hailey?«, fragte er seine Mitarbeiterin in bissigem Ton.
    »Ja«, entgegnete Hailey. Q.E.D. aber

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