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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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die Fäuste. «Wie sieht er aus?»
    «Gelackter Typ, beim Snackverkauf. Leicht angegraute Haare, randlose Brille. Heller Anzug.»
    Matt suchte die Menge ab. Als eine Lücke entstand, sah er jemanden, auf den Gracies Beschreibung passte. «Kommen Sie.» Er nahm ihre Hand und folgte Ogilvy durch das Gedränge. Er verlor ihn, fand ihn aber gleich wieder, vielleicht fünfzehn Meter vor ihnen, auf dem Weg zu den Logen. Die Tatsache, dass Ogilvy vielleicht eins fünfundsechzig maß, war nicht gerade hilfreich. Matt hatte Schwierigkeiten, voranzukommen; es war so überfüllt, dass man wie durch Treibsand watete. Als er eine kleine Lücke sah und hindurchdrängte, stieß er mit zwei bulligen Ranchern zusammen, die gerade vom Getränkestand kamen. Der eine kleckerte sich mit Bier voll und stieß Matt wütend zurück.
    «Pass auf, wo du hintrittst, Trottel. Was rennst du denn hier rum?»
    Matt wollte ihm schon eine langen, aber Gracie bremste ihn. «Ganz ruhig, mein Großer.» Sie wandte sich an den Rancher und drehte ihren Flirt-Blick auf volle Strahlstärke.«Ist ja nichts weiter passiert, Jungs. Warum sagen wir nicht einfach Schwamm drüber und erfreuen uns an dem Gottesdienst. Es ist doch schließlich Weihnachten, oder?»
    Der Rancher starrte sie an und nickte Matt schließlich widerstrebend zu. Matt erwiderte sein Nicken, nahm Gracie bei der Hand und zog sie durch das Gewimmel, aber Ogilvy war nirgendwo zu sehen. Matt ging auf die Zehenspitzen und sah sich hektisch um.
    Keine Spur von ihm.
     
    Draußen war Rydells und Daltons Suche erfolglos geblieben. Zu viele Menschen waren unterwegs, als dass sie zu Fuß etwas ausrichten konnten. Beeindruckt hörten sie zu, wie die Menge zu singen anhub und wieder verstummte. Einige Leute hatten kleine 1 2-Volt -Fernseher mitgebracht, und um jedes Gerät drängten sich Menschen, um den Reden zu lauschen und gelegentlich mit «Amen» zu antworten.
    Rydell ließ seinen Blick über das Meer von Autos schweifen und sah in den Himmel hinauf. Das letzte Tageslicht zog sich gerade hinter den Horizont zurück. «Schicken wir sie rauf», sagte er. «Wir können nicht länger warten.»
    Dalton holte die Skycam aus dem Wagen und stellte sie auf den Boden. Er überprüfte das Licht und stellte die H D-Videokamera unter ihrem Bauch auf Nachtsicht. Dann schaltete er die Motoren ein, sah sich um und ließ die Skycam aufsteigen. Sie verschwand mit dem Sirren eines leistungsstarken Haushaltsventilators am Nachthimmel.
    «Nehmen Sie sich am besten als Erstes die Gebäude dortdrüben vor.» Rydell zeigte auf ein paar Flachbauten. Gleich darauf fesselte etwas an der Nord-Süd-Achse des Stadions seine Aufmerksamkeit. Er kniff konzentriert die Augen zusammen. «Nein, schicken Sie sie da rauf.» Er zeigte zur Nordseite. Das Bild auf Daltons Laptop war in geisterhaftem Nachtsicht-Blassgrün gehalten, aber der High-Definition-Prozessor lieferte erstaunlich scharfe Details. «Und lassen Sie bloß den Bildschirm nicht aus den Augen.»
     
    «Verdammt», fauchte Matt. «Wir haben ihn verloren.»
    «Die Nachrichtenredaktion», sagte Gracie. «Vielleicht haben sie sich eine Loge organisiert. Und so den Lasersender hier reingeschmuggelt.»
    «Klingt einleuchtend. Aber wie sollen wir rausfinden, welche? Ich hab hier nirgendwo Gästelisten gesehen. Hier geht alles drunter und drüber.»
    Sie hatten noch ein weiteres Problem. Die beiden Logenreihen auf dieser Ebene lagen einander gegenüber. Die eine lag im Osten, Richtung Astrodome, die andere nach Westen. Von einer zur anderen zu kommen hieße, sich noch einmal durch das Gewühl zu kämpfen.
    «Wir haben nicht die Zeit, uns beide Reihen vorzunehmen», sagte Gracie.
    In diesem Augenblick schmetterten Blechbläser eine Fanfare, und die Scheinwerfer wurden wieder dunkler. Stille breitete sich im Stadion aus. Ein Gänsehautmoment. Darby erschien wieder auf der Bühne und wurde mit orkanartigem Applaus begrüßt. Er genoss ihn beinahe eine Minutelang, dann hob er eine Hand und fragte die Menge: «Seid ihr bereit?»
    Die Antwort war ein donnerndes «Ja».
    «Glaubensbrüder und Kinder Christi   … einen herzlichen Applaus für einen ganz besonderen Gast   … öffnet ihm eure Herzen   … Pater Hieronymus!» Niemanden hielt es mehr auf seinem Sitz, alle klatschten und jubelten, als Pater Hieronymus erschien. Seine schmale Gestalt wirkte unvorstellbar klein auf der riesigen Bühne, wie er langsam vorwärtsschlurfte und mit ehrfurchtsvoller Scheu zu den Massen

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