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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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etwa sieben Metern und schwebte etwa hundert Meter über dem langen, rechteckigen Wasserbecken am Pionierdenkmal. Die Leute strömten neugierig darauf zu, suchten das Gelände unter ihr mit den Augen ab. Bald entdeckten sie den Mann in der schwarzen Soutane mit der reichverzierten Kapuze. Das Licht schwebte über ihm, während er sich langsam vom Denkmal entfernte.
    Die Leute versammelten sich ringsum, riefen und winkten andere herbei. Der Park war immer gut besucht, denn er lag mitten zwischen einigen der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Houstons: dem Zoo, dem Garten-Center, demNaturkundemuseum mit seinem zylindrischen Schmetterlingshaus und dem berühmten Miller Outdoor Theatre. In Anbetracht des schönen Wetters und der Feiertage waren viele Leute unterwegs, und es dauerte nicht lange, da sammelten sich die meisten um den gebrechlichen alten Mann, der arglos am Rand des Wasserbeckens entlangspazierte. Sie sprachen ihn an, grüßten ihn, riefen ihm zögernd Fragen zu, aber weder antwortete er noch sah er sie an. Er nickte nur rätselhaft und ging seelenruhig weiter, scheinbar gedankenverloren. Respektvoll hielten sie Abstand, einige Meter. Wer diesen Kreis um ihn herum dennoch durchbrechen wollte, wurde von den anderen zurückgehalten. Pater Hieronymus blieb nicht ein einziges Mal stehen. Schließlich schritt er die Festtreppe zum Podium über dem Bassin hinauf.
    Dort blieb er stehen und wandte sich um, sah auf die weite freie Fläche vor sich hinunter, eingerahmt vom eindrucksvollen Bogen unter Sam Houstons Statue. Die Parkpolizei schaltete sich sofort ein: Sie zog so viele Männer zusammen, wie verfügbar waren, und errichtete einen schützenden Kordon um das Podium. Auch die Nachrichtenteams trafen rasch ein. Binnen Minuten waren Hunderte von Menschen im Park versammelt. Alle Augen waren auf die winzige Gestalt des Priesters gerichtet, der unter der leuchtenden Kugel stand und stumm auf sie hinabblickte.
    Als alles an Ort und Stelle war – die Menge, die Medien, die Security   –, trat er einen Schritt vor und breitete in einer Willkommensgeste die Arme aus. Die Menschen bedeuteten sich gegenseitig, leise zu sein. Stille legte sich über den Park.
    Pater Hieronymus’ Blick wanderte langsam über die Zuschauer.Dann legte er den Kopf in den Nacken, sah zu der schwebenden Lichtkugel und nickte nachdenklich. Er ließ die Arme sinken und ballte entschlossen die Fäuste.
    «Freunde», begann er, «in den vergangenen Tagen hat sich etwas Wunderbares ereignet. Etwas Erstaunliches, etwas Atemberaubendes und Fremdartiges und Verblüffendes   … etwas, das ich nicht ganz verstehe.» Ein überraschtes Raunen ging durch die Menge. «Denn die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was hier geschieht. Ich weiß nicht, was das ist   …» Er zeigte nach oben. «Ich weiß nicht, warum es dort ist. Ich weiß nicht, warum es mich auserwählt hat. Ich weiß nur eines, nämlich dass seine Bedeutung nicht richtig verstanden worden ist. Nicht von anderen und ganz gewiss nicht von mir. Jedenfalls bis zur vergangenen Nacht nicht. Und jetzt glaube ich, dass ich verstehe. Ich verstehe, was es uns zu sagen versucht. Und ich bin hier, weil ihr es auch wissen sollt.»
     
    Keenan Drucker starrte mit offenem Mund auf den Fernseher in seinem Hotelzimmer. Was zum Teufel war denn jetzt wieder los?
    Seit er erfahren hatte, dass Pater Hieronymus aus Reverend Darbys Haus verschwunden war, hatte er besorgt darauf gewartet, dass Rydell und seine neuen Freunde einen Pressewirbel lostraten. Nur war das verblüffenderweise nicht geschehen. Er hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, warum Rydell darauf verzichtete. Was er vorhatte. Dass Pater Hieronymus jetzt durch einen Park spazierte, während sichseine Anhänger um ihn scharten, machte die Sache kein bisschen klarer.
    Es klingelte an der Tür seiner Suite, und er ging nachsehen, wer dort war. Seine Gedanken waren bei den Ereignissen, die sich keine zwei Kilometer entfernt abspielten. Er sah durch den Spion und verzog das Gesicht, dann sammelte er sich und schloss auf.
    «Himmel», sagte er, als er Maddox’ verbundenen Arm und sein schweißglänzendes Gesicht sah. «Dass es so schlimm war, haben Sie mir gar nicht erzählt.»
    Maddox schob sich an ihm vorbei. «In der Lobby geht es drunter und drüber. Haben Sie mitgekriegt, was los ist?» Er hatte es kaum gesagt, da fiel sein Blick auf den laufenden Fernseher. Er trat näher, sah die Bilder der Liveschaltung und drehte sich zu Drucker um. «Was

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