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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Matt sah zu Gracie nach hinten. Sie trat zu ihm, dicht gefolgt von einem zutiefst erschütterten Pater Hieronymus. Sie sah zu Amin hinunter. Runzelte die Stirn. Nickte.
    «Kommt», flüsterte Matt heiser. «Wir haben nicht mehr viel Zeit.»
    Sie schlüpften die Treppe hinunter, an dem Kroaten vorbei. Matt brauchte nicht erst seinen Puls zu fühlen, um zu wissen, dass er tot war. Sein Kopf war in einem Winkel verdreht, der keinen Zweifel daran ließ. Sie schlichen hinaus auf die Terrasse, am Swimmingpool und am Tennisplatz vorbei, und waren gerade hinten beim Golfplatz angelangt, als das Zeichen erlosch und es auf dem Grundstück plötzlich wieder dunkel wurde.
    Bis sie beim Wagen ankamen, war alles wieder eingeladen. Sie quetschten sich hinein und fuhren langsam davon. Niemand sagte etwas. Alle fragten sie sich im Stillen, wie die Stadt – und die Welt – auf ihre Weihnachtsüberraschung reagieren würde.

KAPITEL 80
    Maddox blendete die Schmerzen aus, während er zusah, wie die Unfallärzte sich um die Bescherung kümmerten, die er zu Weihnachten bekommen hatte. In der Notfallaufnahme hatte er angegeben, bei der Reparatur seines Rasenmähers in den Rotor geraten zu sein. Eine gültige und wohlbestückte Kreditkarte hatte den Rest geklärt. Die Chirurgen schnippelten und nähten jetzt seit mehr als drei Stunden an seinem Arm herum, und über einen Tropf wurde das Blut ersetzt, das er unter den Bäumen vor dem Stadion verloren hatte.
    Er hatte darauf bestanden, nur ein örtliches Betäubungsmittel zu bekommen. Sein Bedarf an unliebsamen Überraschungen war für diese Nacht gedeckt; zudem hätte er auch auf die Teilnarkose durchaus verzichten können. Die Ärzte hatten seinen Arm gerade noch gerettet, aber er würde ihn sehr lange gar nicht und anschließend nur eingeschränkt benutzen können. Die Rotorblätter hatten so ziemlich alles zersäbelt, was ihnen in den Weg gekommen war. Wenn alles verheilt war, würde der Arm praktisch nur noch zur Dekorationdienen. Sein rechter Arm. Sein guter Arm. In seinem Zorn war er fast so weit gewesen, ihn sich einfach am Ellenbogen amputieren zu lassen, aber dann hatte er von der Idee Abstand genommen, weil er nicht wollte, dass seine Erscheinung noch grotesker wurde. Dann würde er sich eben mit einem funktionierenden Arm begnügen. Das ließ sich mit dem richtigen Training kompensieren.
    Selbst in seinem geschwächten, teilnarkotisierten Zustand fiel ihm die Unruhe auf, als sich im Krankenhaus herumsprach, dass das Zeichen über dem Haus von Reverend Darby erschienen war. Das verhieß nichts Gutes. Denn es gehörte nicht zum Plan. Was bedeutete, dass jemand ganz gezielt davon abwich. Er fragte sich, ob Drucker dahintersteckte und was er wohl damit vorhaben könnte. Irgendwie gab es an allen Fronten Auflösungserscheinungen, aber er akzeptierte das stoisch und hielt sich nicht mit Grübeleien auf, was schiefgegangen sein könnte. Schließlich musste er sich auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihm lag – darauf, sie zu Ende zu bringen und mit ein bisschen Glück seine Freiheit und sein Überleben zu sichern. Er wusste, wann es an der Zeit war, die eigenen Verluste zu begrenzen, wann es besser war, sich nach einem neuen Boot umzusehen, als ein sinkendes Schiff noch retten zu wollen. Und jetzt, wo Rydell, die Sherwood-Brüder und diese Reporterin frei herumliefen, würde dieses Schiff nicht einfach bloß sinken, sondern von Torpedos zerrissen werden.
    Er wusste, was er tun musste: vorwärtsdrängen, weitermachen und, wenn es gar nicht anders ging, sein Überleben sichern, um den Kampf später fortzusetzen. Dafür warer ausgebildet worden. Er dachte an Jackson Drucker und die anderen zurück, an ihre zerschundenen, in dieser irakischen Geisterstadt herumliegenden Leichen. Er hatte seinen Männern gegenüber versagt. Aber er hatte überlebt, hatte weitergekämpft, und genau das musste er jetzt auch tun. Er durfte auf der Unfallstation nicht mehr Zeit verschwenden als nötig. Keine Stunde nachdem sie ihn wieder zusammengeflickt hatten, verließ er das Krankenhaus und machte sich auf den Weg ins Zentrum von Houston.

KAPITEL 81
    Als über den westlichen Außenbezirken Houstons die Sonne aufging, waren die fünf noch immer dabei, Pater Hieronymus auf den neuesten Stand zu bringen. Sie teilten sich die schwere Aufgabe, dem gebrechlichen alten Priester zu erklären, wie er über die letzten zwölf Monate systematisch benutzt und betrogen worden war.
    Sie erzählten ihm von Rydells

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