Menetekel
sind und zugelassen haben, dass diese Wilden uns abschlachten. Richtlinien für militärische Gewaltanwendung! Genfer Konvention! Senatsanhörungen, sobald man bloß versucht, aus irgendeinem Typen die Wahrheit rauszukriegen, der eh nicht am Leben hängt. Wir sind einfach zu weich. Wir haben nicht den Mumm, das richtig anzupacken. Wir halten uns an die Spielregeln, bloß kämpfen wir gegen einen Feind, der weiß, dass es im Krieg keine Regeln gibt. Die lachen uns aus da draußen. Die machen uns ein, und wissen Sie, warum? Weil die schlauer sind als wir. Weil die wissen, wie man so was anpackt. Die wissen, dass man nicht die andere Wange hinhält, wenn einen jemand schlägt. Man reißt ihm seinenScheiß-Arm ab. Und wir können hier nur gewinnen, wenn wir die Leute richtig wütend machen, so wütend, dass sie Blut sehen wollen.»
«Sie ziehen Millionen unschuldiger Menschen in einen Krieg hinein, nur um ein paar Extremisten zu bestrafen –»
«Das sind nicht bloß ein paar Extremisten, Larry. Die ticken alle so. Die ganze beschissene Region. Sie sind nicht dort gewesen. Sie haben nicht unter ihnen gelebt. Haben nicht den Hass in ihren Augen gesehen. Dieser ganze Schwachsinn, von wegen ‹Wir sind alle eins›, funktioniert nicht. Wir können nicht zusammenleben. Das ist einfach nicht drin. Wir unterscheiden uns in jeder Hinsicht ganz fundamental von denen. Die wissen es. Wir wissen es. Wir sind bloß zu feige, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Und die haben uns im Visier. Die hören damit nicht auf. Machen Sie sich nichts vor, das sind unsere Feinde. Nichts sonst. Die wollen uns vernichten. Die wollen uns erobern, und da geht es nicht um Land. Das ist ein Heiliger Krieg. Und um einen Heiligen Krieg zu gewinnen, braucht man einen Kreuzzug. Wir müssen sie mit allem angreifen, was wir aufbieten können – alle Griffe erlaubt. Wir müssen sie vom Antlitz der Erde fegen, ein für alle Mal. Und dafür wird der Tod Ihres falschen Propheten sorgen. Das wird ein Ruf zu den Waffen, den man noch auf der anderen Seite der Welt hört.» Er richtete das Gewehr auf sie. «Also lassen Sie einfach brav das Zeichen da oben und lehnen sich zurück, bis er fertig ist. Dann bringen wir die Sache zu Ende.»
Pater Hieronymus sah die Menge inbrünstig an und wies mit dem Zeigefinger in die Runde.
«Wir beten alle zu demselben Gott. Alles andere spielt keine Rolle. All die Institutionen, die wir in Seinem Namen errichtet haben, all die Rituale und öffentlichen Glaubensbezeugungen – die haben wir erschaffen. Wir Menschen. Leute wie ihr, wie ich. Und vielleicht war es ein Fehler, sie zu erschaffen und zuzulassen, dass sie eine solche Macht über uns gewinnen. Weil es Gott egal ist, was ihr esst oder trinkt. Er interessiert sich nicht dafür, wie oft ihr zu ihm betet oder welche Worte ihr dafür benutzt oder wohin ihr dafür geht. Er interessiert sich nicht dafür, welchem Politiker ihr eure Stimme gebt. Ihn interessiert nur eines – wie ihr miteinander umgeht. Das ist das einzig Wichtige. Er hat euch allen einen Verstand gegeben, einen Verstand, der euch Großartiges hat erreichen lassen. Ihr habt einen Menschen zum Mond geschickt, genau von dieser Stadt aus. So klug seid ihr. Ihr könnt Leben in Reagenzgläsern erschaffen. Ihr könnt den Planeten mit euren immer neuen Waffen leer fegen. Ihr entscheidet über Leben und Tod, und ihr alle seid Götter. Und ob es euch gefällt oder nicht, ihr selbst bestimmt euer Leben. Mit allem, was ihr tut, mit jeder eurer Handlungen. Was ihr arbeitet. Was ihr kauft. Wem ihr eure Stimme gebt. Ihr habt unendlich viel Macht. Euer Verstand gestattet euch, das Unmögliche zu erreichen. Euer Verstand gestattet euch, nachzudenken. Miteinander zu reden, Dinge offen zu diskutieren. Und euer Verstand sollte euch auch sagen können, wie ihr am besten miteinander umgeht. Das weiß jeder von euch. Ihr könnt diese Entscheidung selber treffen. Ihrwisst, dass es falsch ist, einander zu verstümmeln und zu töten. Ihr wisst, dass es falsch ist, müßig herumzusitzen, wenn anderswo Menschen verhungern. Ihr wisst, dass es falsch ist, giftige Chemieabfälle in Flüsse zu leiten. Jeden Tag ist jeder Einzelne von euch vor eine Entscheidung gestellt, und wie ihr euch entscheidet, ist das Einzige, was eine Rolle spielt. So einfach ist das.»
«Jetzt haben wir’s gleich», sagte Maddox.
Rydell sah zu, wie er zu ihrem Wagen hinüberging und den Lauf seines Gewehrs auf den Seitenspiegel stützte.
Er drehte
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