Menetekel
sich zu Danny um. «Lassen Sie die Entlarvungssoftware laufen.»
«Was?», fragte Danny.
«Nun machen Sie schon! Besser, er steht als falscher Prophet dar, als dass er getötet wird und ein Krieg ausbricht.»
«Finger weg», grollte Maddox und richtete das Gewehr auf sie.
«Warten Sie.» Danny hob die Hände. «Ich mache überhaupt nichts, verdammt. Sehen Sie?»
«Danny, hören Sie mir zu», drängte Rydell. «Er kann uns nicht beide töten. Er braucht jemanden für das Zeichen. Lassen Sie die verdammte Software laufen.»
«Versuch es nicht mal, Danny-Boy», warnte Maddox. «Meinetwegen kann das Zeichen jetzt jederzeit ausgehen. Es hat seinen Zweck erfüllt.»
Rydell drehte sich verzweifelt zu Maddox um. «Hören Sie mir zu», flehte er. «Das wäre doch gut. Es kann etwas bewirken.Es kann das Leben aller Menschen verbessern. Damit lässt sich alles erreichen, was Sie anstreben, ohne –»
«Das reicht jetzt! Wissen Sie was, Larry? Sie werden nicht länger gebraucht.» Er hob die Pistole, drückte ab –
Und im selben Moment stürzte Matt sich auf ihn. Die Kugel verfehlte Rydell und prallte von der Bühnenkonstruktion ab.
Maddox wirbelte herum und trat nach Matt, traf ihn hart auf die Brust. Matt wankte keuchend zurück. Danny und Rydell rannten auf Maddox zu. Der Soldat versuchte, wieder vom Boden hochzukommen, vergaß seinen verletzten Arm und fiel erneut hin. Er starrte Matt wütend an und griff mit der linken Hand unter seine Jacke. Matt sah den Griff einer Automatikpistole hinter Maddox’ Gürtel hervorragen, sah das Gewehr, das vielleicht anderthalb Meter entfernt lag, und hechtete danach.
Maddox hatte weniger Distanz zu überwinden und kam mit seiner Waffe zuerst hoch – aber er hatte nicht mit Danny gerechnet, der schon bei ihm war, sich auf ihn warf und ihn mit aller Kraft zur Seite stieß. Maddox landete erneut auf dem verletzten Arm, und sein Schrei hallte über den leeren Parkplatz, bevor Matt ihn mit drei Schüssen in die Brust für immer zum Schweigen brachte.
«Ihr braucht niemanden, der euch sagt, was ihr glauben oder zu wem ihr beten sollt», erklärte Pater Hieronymus der Menge. «Ihr braucht keinen festgelegten Ritualen zu folgen. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass Gott euchin seinem Zorn das Himmelreich verwehrt. Ihr braucht nicht in diese großen Tempel der Intoleranz zu marschieren und euch erzählen zu lassen, welches Gottes unfehlbares Wort ist. Denn die schlichte Wahrheit ist, dass das niemand weiß. Ich jedenfalls nicht. Ich weiß nur, dass ihr keine Sklaven seid und kein Teil eines höheren Plans. Wenn es einen Gott gibt, und ich glaube daran, dann seid ihr alle Kinder Gottes. Jeder Einzelne von euch, ohne Ausnahme. Ihr erschafft eure Bestimmung selbst. Und es ist notwendig, dass ihr diese Verantwortung akzeptiert und eure Ichbezogenheit beiseitelegt und aufhört, in verbrauchten alten Mythen nach Ausreden zu suchen. Ihr gestaltet euer Schicksal jeden Tag. Es ist notwendig, dass ihr euch umeinander kümmert. Dass ihr euch um das Land kümmert, das euch ernährt und die Luft zum Atmen gibt. Dass ihr eure Pflichten gegenüber Gottes Schöpfung erfüllt. Und dass ihr euch für das Gute loben lasst und für das Schlechte einsteht.»
Er betrachtete die sprachlose Menge und lächelte. «Erfreut euch eures Lebens. Kümmert euch um eure Lieben. Helft denen, die weniger Glück haben. Sorgt dafür, dass das Leben für alle besser wird. Und gestattet mir eine letzte kleine Bitte. Lasst nicht zu, dass das, was ich euch heute gesagt habe, ebenfalls benutzt und missbraucht wird.» Er ließ seinen Blick noch einmal über die Zuschauer schweifen, dann schloss er die Augen und hob die Hände. Das Zeichen hing noch einen Moment am Himmel – dann sank es langsam herab, verschlang mit seinem blendenden Licht das Podium, sodass Pater Hieronymus und der schützende Ring von Polizisten kaum mehr zu erkennen waren. Die Leutewichen entsetzt zurück – und dann teilte das Zeichen sich, spaltete sich in kleinere Lichtkugeln auf, die nach allen Seiten strömten, sich gleichmäßig über den Köpfen der Menge verteilten, bis ein Teppich aus Hunderten kleinerer Zeichen, die alle kaum einen Meter maßen, über den Menschen schwebte, so nah, dass sie sie fast hätten berühren können.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis wieder jemand zum Podium hinübersah.
Die Polizisten sahen sich verwirrt um.
Pater Hieronymus war verschwunden.
KAPITEL 85
Am anderen Ende der Stadt starrte Reverend
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