Menetekel
schwer hoffen. Aber schön, dass Sie es bemerkt haben.» Sie schenkte ihm ein ebenso entwaffnendes Lächeln. «Und könnten Sie mir jetzt einen Gefallen tun und sich ein anderes Gesprächsthema für uns ausdenken?»
Er verlor sich für einen Moment in ihrem Lächeln. Dann fragte er: «Mögen Sie Oldtimer?»
NACHBEMERKUNG DES AUTORS
Der Glaube als solcher hat noch nie Unheil angerichtet. Unheil entsteht durch das, woran die
Menschen
glauben, durch ihre
Interpretation
und – das vor allem – durch eine ihnen innewohnende
Schwäche
, die ihren Glauben (der doch eigentlich Vertrauen ist) nur allzu oft wanken lässt, solange ihn nicht ihre gesamte Umgebung teilt.
Der Fundamentalismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Er stellt ein ebenso großes Risiko für unsere Zukunft dar wie unser abgestumpfter Mangel an Respekt für die Ökosphäre unseres Planeten. Es ist verblüffend, wie die hehre und großmütige Botschaft des christlichen Glaubens nur wenige Jahrhunderte nach dessen Aufstieg beiseitegeschoben werden konnte und man in seinem Namen unzählige Menschen mit Terror überzog. Was heute in Amerika geschieht, wo eine wachsende Zahl hasserfüllter, aufgeputschter Fanatiker das gottgegebene Recht für sich beansprucht, den Staat zu gestalten und sämtlichen Bürgern ihre fundamentalistischen Vorstellungen aufzuzwingen, die am Ende für die ganze Welt gelten sollen, ist nicht weniger verblüffend – oder auch gefährlich,zumal in seiner Verknüpfung mit einem kollektiven Todeswunsch, der sich an der angeblich nahenden Endzeit festmacht. Die Inquisition verfügte nur über Folterkammern und Scheiterhaufen. Die Staatenlenker der Gegenwart haben weitaus mächtigere Waffen zur Hand.
Religiosität ist universell, und ihre zentrale, erhebende Bedeutung im Leben zahlreicher Menschen hat keine Reklame nötig. Aber wenn Religiosität und die erwähnte menschliche Schwäche – das Kranken an Unsicherheit, Intoleranz, Lebenshass und Größenwahn – zusammenkommen, hat das etwas Beängstigendes, und das wird nirgendwo deutlicher als beim Einsickern des Religiösen in die Politik. Wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann, dass es keine gute Idee ist, beides zu vermengen. Dessen waren sich die Gründerväter Amerikas sehr bewusst. Den Bürgern der von ihnen begründeten Nation jedoch sind solche Vorbehalte heutzutage anscheinend zunehmend egal.
Hier einige Äußerungen aus der jüngsten Vergangenheit:
«Ich blättere immer wieder zu Ihren Propheten im Alten Testament und zu den Anzeichen zurück, die Armageddon ankündigen, und ertappe mich bei der Frage, ob wir die Generation sind, die erleben wird, wie es sich bewahrheitet. Ich weiß nicht, ob Sie den Prophezeiungen in letzter Zeit Beachtung geschenkt haben. Aber glauben Sie mir, sie beschreiben die Zeiten, die wir gerade durchmachen.»
RONALD REAGAN 1983 in einer Rede vor fundamentalistischen Christen.
«Wenn die Menschen gottesfürchtige Männer nicht dabei unterstützen, gewählt zu werden, dann wird unsere Nation nach säkularen Bestimmungen leben. Das kann nicht im Sinne unserer Gründerväter sein, und erst recht nicht im Sinne Gottes … Wir müssen dieses Land zurückerobern … Und wie soll das gelingen, wenn wir Christen uns nicht dafür einsetzen? Wenn Sie nicht die Christen wählen, die sich unter den kritischen Augen und dem Druck der Öffentlichkeit zu ihrem Glauben bekannt und sich in ihm bewährt haben, wenn Sie keine Christen wählen, verhelfen Sie letztendlich der Sünde an die Macht.» Und: «Florida ist der Schlüssel, den es zu beachten gilt, wenn sich in dieser Nation etwas ändern soll, und auch diese Wahlen in Florida sind ein Schlüssel. Darum ist dieser Kampf um die Seelen entbrannt … Vater, endlich, endlich werden wir wieder mit Deinem Sohn jubilieren und diese Nation nach Deiner Herrschaft ausrichten, nach den Prinzipien und Weisungen Deines Königreichs.»
KATHERINE HARRIS, INNENMINISTERIN DES STAATES FLORIDA, IM JAHR 2000 als Begründung, warum sie sich dazu entschieden hat, eine Neuauszählung der Stimmen in Florida trotz zahlreicher Anzeigen wegen Wahlbetrugs und Berichten über Unregelmäßigkeiten nicht zuzulassen und George W. Bush auf diese Weise ins Amt des Präsidenten zu befördern, obwohl Al Gore in Florida nur wenige hundert Wählerstimmen hinter Bush zurücklag.
«Im Nahen Osten sind Gog und Magog am Werk … Gerade erfüllen sich die Prophezeiungen der Bibel … Diese Konfrontation ist von
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