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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Sorgsen nahm es hin, als wäre es ein schlechter zweiter Aufschlag.
    »Der Name ist Jens Lindewall. Die Adresse ist Prästgårdsgatan fünf in Uppsala, falls du gerade mal vorbeikommst.«
    »Das geht doch … warte, kannst du es noch einmal sagen, dann schreibe ich es mir auf.«
    »Ich schick es dir als SMS«, sagte Sorgsen. »Dann hast du auch seine Nummer. Und tschüs.«
    … mit dem Teufel zu, ergänzte Gunnar Barbarotti seinen Satz im eigenen Kopf. Manchmal fallen die Teile einfach an die richtige Stelle, das darf man nie vergessen.
     
    Die SMS mit Jens Lindewalls Daten traf eine Minute später ein, und er brauchte noch weitere fünf, um zu entscheiden, wie er vorgehen sollte. Während dieser kurzen Zeit überlegte er in erster Linie, ob er Eva Backman anrufen sollte, um sich zunächst ein wenig mit ihr zu beraten, aber diese Idee verwarf er bald, da er sehr gut selbst wusste, welchen Rat die Kollegin ihm geben würde.
    Und fast ebenso schnell entschied er sich, diesem Rat zu folgen.
    Er öffnete die Gardinen erneut, bevor er die Nummer eingab. Der Himmel war schneelila, und die Enten da unten sahen eingefroren aus.
    Er wartete sechs Signale ab. Dann kam noch ein Signal, mit der unverkennbaren leichten Senkung. Anschließend der Anrufbeantworter.
    »Hej, du bist bei Jens gelandet. Ich bin nach Borneo gefahren und habe den Handyterroristen in der Schreibtischschublade zurückgelassen. Werde am 12. Januar zurückkommen. Ich wünsche euch allen ein richtig schönes Neues Jahr. Wenn du mir das Gleiche wünschen willst, kannst du es gern nach dem Piep tun. Bis dann und tschüs.«
    Nein, danke, lieber Freund, dachte Gunnar Barbarotti wütend und schaltete das Telefon aus. Aber wehe dir, wenn du nicht bald zurückkommst, dann schicken wir dir die Bullen von Borneo auf den Hals, und mit denen ist nicht gut Kirschen essen!
    Und wer hatte sich eigentlich vor ganz kurzer Zeit eingebildet, die Teile könnten an die richtige Stelle fallen?
    Er zog die Gardinen wieder zu und bereute es, versprochen zu haben, noch drei Tage keine Gebete gen Himmel zu schicken.
    Und als er das Licht löschte, tauchte das Bild von Linda Markovics Brust wieder auf. Das war jämmerlich, wie Gunnar Barbarotti fand. So dürftig ist mein Liebesleben inzwischen, dass ich von dem Blick auf die Brustwarze einer fremden Studentin träumen muss, der nicht einmal eine halbe Sekunde gedauert hat.
    Und Gott behauptet, dass er existiert?

II
    Januar

22
    Gunnar Barbarotti mochte nicht fliegen.
    Am schlimmsten fand er es, Charter zu fliegen, und am zweitschlimmsten die Inlandsflüge. Aber wenn die Inlandsflüge ihre Fahrpläne nicht einhalten konnten, dann war es fast noch schlimmer als Charter. Buchte man eine Reise nach Fuerteventura, konnte man so gut wie sicher sein, dass man früher oder später auf Fuerteventura landete. Flog man im Inland, konnte man sich sonst wo wiederfinden. Ganz wie die Umstände waren offenbar.
    Wie jetzt. Er war eine Stunde vor Morgengrauen daheim losgefahren, hatte auf dem Flughafen Landvetter ein Flugzeug bestiegen und war gegen neun Uhr mit fünfzig Minuten Verspätung in Arlanda gelandet. Dort wurde er auf einen späteren Flug nach Sundsvall umgebucht, da sein geplanter bereits davongeflattert war – und bekam schließlich Viertel nach eins auf dem Östersunder Flughafen am Frösön wieder Boden unter die Füße, wegen Nebel über dem Midlanda Flugplatz zwischen Sundsvall und Härnösand. Er selbst hatte es durch das Kabinenfenster gesehen: Über ganz Schweden herrschte ein strahlender Wintertag, ausgenommen diese falsch platzierte Landebahn, auf der die Wettergötter eine Nebelwolke, dick wie Grießbrei, drapiert hatten.
    Aber er hatte den Herrgott nicht um geglückte Landung gebeten, also war nicht die Rede von irgendwelchen Existenzpunkten in der einen oder anderen Richtung.
    Von Östersund begab er sich auf eine zweieinhalbstündige Busreise nach Sundsvall, und als er in der Metropole von Medelpad am Busbahnhof ausstieg – mitten in Schweden laut lokalem Volksglauben -, zeigte die Uhr genau vier Uhr nachmittags. Die gesamte Verspätung betrug fünf Stunden und fünfundvierzig Minuten.
    Aber nun ja, wenn nichts Unvorhergesehenes eintraf, hatte er immer noch eine Stunde Zeit für ein Gespräch mit Kristoffer Grundt, und wenn er gezwungen sein sollte, ein Taxi zu nehmen, um den letzten Flug zurück nach Arlanda noch zu erreichen.
    Noch war es nicht an der Zeit, die Flinte ins Korn zu werfen und Leserbriefe zu schreiben. Und

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