Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
auf der anderen Straßenseite, vor dem Seven-Eleven-Laden – genau wie sie es schließlich, als alle Verspätungen einbezogen und abgezogen worden waren, abgesprochen hatten -, stand der junge Herr Grundt und stampfte nervös im Schneematsch. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Gunnar Barbarotti den Eindruck, es könnte in dieser Sisyphusgeschichte, wie Eva Backman das Elend getauft hatte, etwas passieren. Nicht gerade ein Durchbruch. Nicht die Hoffnung auf eine schnelle, definitive Lösung, das war zuviel verlangt – aber vielleicht ein kleiner Schritt in eine Richtung, die möglicherweise mit der Zeit und ohne zu große Erwartungen sich als die richtige erweisen könnte.
Diese kleine Öffnung.
Er wusste nicht, wie viele Arbeitsstunden man bereits auf diesen Fall verwandt hatte, aber er wusste, dass sie bis zum letzten Schweißtropfen ergebnislos gewesen waren. Nichts war herausgekommen, das hätte erhellen können, was mit Walter Hermansson und Henrik Grundt geschehen war, die so ungezogen waren und sich geschmackloserweise mitten im Vorweihnachtstrubel aus der Allvädersgatan 4 in Kymlinge davongemacht hatten. Es waren inzwischen drei Wochen vergangen, und Gunnar Barbarotti und seine Kollegen kannten die verlässliche alte Polizeiwahrheit nur zu gut, die besagte, dass Verbrechen aufgeklärt werden, kurz nachdem sie begangen wurden.
Oder nie.
Und es lag eine Art von Verbrechen hinter den Ereignissen in der Allvädersgatan, daran bestand kein Zweifel mehr. Weder Barbarotti noch Backman oder Sorgsen zweifelten daran. Es war diese Troika, die die Ermittlungen in der Hand hatte, die gemeinsam Entscheidungen traf, die gemeinsam Anweisungen gab und anschließend all die ausgeworfenen, leeren Köder analysierte – und die in regelmäßigen Abständen, wenn auch meistens immer nur einer nach dem anderen, zu Kommissar Asunander in den dritten Stock gerufen wurden, um Rede und Antwort zu stehen.
Asunanders tränende Augen waren immer gelber und starrer geworden, seit sie die Jahresgrenze passiert und den Januar erreicht hatten. Einfach ausgedrückt – wenn man zu einer etwas groben Interpretation neigte – bedeutete das, dass er es in einer weniger zivilisierten und weniger geregelten Gesellschaft vorgezogen hätte, alle drei den Wölfen vorzuwerfen und sie durch Polizeibeamte zu ersetzen, die ein bisschen mehr Erleuchtung und Grips mitbrachten. Dann mach doch selbst einen Vorschlag, du Großmaul, pflegte Backman vorzuschlagen. Komm ein einziges Mal mit etwas Konstruktivem, du verfluchter, impotenter Schreibtischpascha! Diese Tipps gab sie indes nicht vor dem tagenden Gericht preis, sondern sparte sie sich wohlweislich bis zum Bier auf, das zwei Drittel der Troika von Geburt an als ungeschriebenes Gesetz ab und zu, jedoch nicht häufiger als zwei Mal die Woche, nach Ende eines langen, harten Arbeitstages in Maßen im Restaurant Älgen am Norra torg genossen. Man kann nicht erwarten, dass eine Hyäne Cognac pinkelt, pflegte Barbarotti zu erwidern. Oder goldene Eier legt. Der Kerl hat eine Wüstensteppe zwischen den Ohren, seine innere Landschaft ist steril wie … ja, wie eine Wüstensteppe.
Und darüber lächelte Backman dann.
Und so vollkommen ergebnislos waren sie ja auch nicht gewesen. Nicht so fruchtlos wie die inneren Domänen des Schreibtischkommissars. Es gab gewisse Sackgassen, die sich länger hinzogen als die meisten anderen.
Der Mobiltelefondschungel beispielsweise. Hier hatte man ja bereits den Weg bis zu Jens Lindewall gefunden, mit dem man zwar bis jetzt noch keinen Kontakt hatte aufnehmen können, da er sich dazu entschieden hatte, Weihnachten und Silvester in einem anderen Dschungel zu feiern – in der Provinz Sabah auf Borneo -, aber am kommenden Tag sollte er frühmorgens mit einem Flugzeug auf Arlanda landen, und wenn auch sonst niemand dastehen und ihn mit Blumen und Fähnchen in Empfang nehmen würde, dann hatte zumindest Gunnar Barbarotti geplant, es zu tun. Aber ohne Grünzeug, nur mit der einen oder anderen wohlabgewogenen Frage.
Wenn nur das Flugzeug von Midlanda heute Abend nicht in die falsche Richtung flog. Man war inzwischen vorsichtig geworden.
Auch was den anderen Vermissten betraf, so war man ein Stück weiter im Gestrüpp gekommen, hatte sich dann allerdings darin verfangen. Dass Walter Hermansson sein Handy benutzt hatte, um jemanden um 01.48 in der Nacht anzurufen, in der er verschwand, hatte man ja fast umgehend mittels der Anbieterlisten erfahren, und es war natürlich
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