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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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wie hieß es noch mal … das Einchecken zu überlassen.
    Nicht, dass sie einen größeren Teil ihres Lebens dem Einchecken gewidmet hätten.
    »Nur für eine Nacht?«
    »Ja.«
    »Sie haben sogar dasselbe Zimmer.«
    »Wie bitte?«
    »Dasselbe Zimmer, das Kristina und ihre Familie damals im Dezember hatten«, erklärte der Mann an der Rezeption mit einem unsicheren Lächeln.
    »Ach ja?«, erwiderte Rosemarie und fragte sich, ob da die Verbindung war. Dass er ein alter Schulfreund von Kristina war. Aber sah er dafür nicht ein wenig zu jung aus, Kristina war immerhin schon zweiunddreißig?
    »Ja, ich habe in der besagten Woche vor Weihnachten auch gearbeitet, es ist … es ist ja eine schreckliche Geschichte. Wenn Sie etwas brauchen …«
    Er suchte eine Weile nach den passenden Worten, fand sie aber offensichtlich nicht, denn er räusperte sich und schob ihr stattdessen ein Formular hin, das sie ausfüllen sollte.
    »Das Leben ist kein Zuckerschlecken«, sagte sie. »Dann kennen Sie Kristina und Jakob?«
    »Nicht ihren Mann«, versicherte er. »Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen, als er nachts zurückkam.«
    »Er kam nachts zurück?«
    »Ja, das war etwas überraschend. Um drei Uhr. Und dann sind sie noch vor acht Uhr abgereist.«
    Wovon redet er?, dachte sie verwirrt und versuchte zu verstehen, was sie da ins Formular eintragen sollte. Er bemerkte ihre Hilflosigkeit und zeigte auf zwei Rubriken. Name und Unterschrift, das reichte.
    »Wir waren in derselben Klasse«, sagte er. »Sie sind noch nicht eingetroffen.«
    Dann war zumindest diese Frage geklärt. Und Kristina und Jakob würden natürlich auch im Hotel wohnen. Genau wie Ebba und ihre Familie, oder das, was davon noch übrig war. Sie erinnerte sich daran, dass es die Allvädersgatan nicht mehr gab. Das hatte sie sich seit den Morgenstunden hundert Mal ins Gedächtnis gerufen. Diese Zeit, diese Sorgen und dieses Krebsgeschwür waren vorbei. Wenn sie sich heute hier versammelten, um die leiblichen Überreste von Walter beizusetzen, war das Kymlinge Hotel gefragt. Das erschien ebenso provisorisch und beliebig wie das Leben selbst.
    Wie der Tod selbst. Wenn ich noch zehn Sekunden länger hier am Tresen stehen muss, fange ich an zu heulen, sagte sie sich und streckte flehend die Hand nach dem Zimmerschlüssel aus. Oder zu schreien. Oder ich falle zu Boden, als wäre ich erschossen worden.
    »Ja, natürlich. Nummer einhundertundzwölf. Erster Stock. Ich bedaure wirklich die Umstände.«
    »Danke.«
    »Wenn es etwas gibt, wobei ich Ihnen behilflich sein kann, zögern Sie nicht, es zu sagen.«
    Er schob ein kleines, zusammengefaltetes Papier mit zwei Plastikkarten über den Tresen. Ach ja, natürlich, fiel ihr ein, es gibt ja keine Hotelschlüssel mehr. Nicht einmal das. Sie nickte ihm zu, Karl-Erik wartete bereits mit den Taschen vor dem Fahrstuhl. Vier Tabletten, fiel ihr ein. Das ist das Erste, was ich tun muss, wenn wir im Zimmer sind, vier Tabletten schlucken. Und dann werde ich Karl-Erik sagen, dass ich eine Stunde schlafen muss.
    Olle Rimborg, hieß er nicht so, dieser Karottenempfangsmann?
     
    Am Hornborgasjö hielt sie auf einem leeren Parkplatz an und übergab sich. Das war schon fast zur Gewohnheit geworden. Sich zu übergeben. Ein dünner Nebel schwebte über der flachen, kahlen Landschaft, die Sonne drang mit Mühe und Not durch, und die Hitze ließ alles am Leib kleben. Die Hundstage, dachte sie, ich habe ein Kind in meinem Leib, kein Wunder, dass es mir schlecht geht. Wenn jemand kommt, reicht das als Erklärung.
    Es waren noch drei Stunden bis zur Beerdigung, aber nur noch anderthalb Stunden Autofahrt. Sie wusste, dass sie rechtzeitig an der Kirche ankommen musste – aber nur zehn, fünfzehn Minuten vorher, denn wenn sie zu früh dort war, konnte alles zusammenbrechen. Sie hatte eine begrenzte Anzahl von Phrasen in ihrem Kopf gespeichert, die sie von sich geben konnte. Etwas darüber hinaus zu erklären, dazu sah sie sich nicht in der Lage.
    Nein, es tut mir leid, aber Jakob ist ganz plötzlich verhindert. Es geht dabei um eine amerikanische Gesellschaft. Um Millionen von Kronen.
    Nein, ich wollte Kelvin nicht den ganzen Weg im Auto mitnehmen.
    Ja, ich muss wieder zurückfahren, sobald es vorüber ist.
    Geliebter Walter, ich habe seit mehreren Nächten kaum ein Auge zugetan. Geliebter Walter, warum?
    Nein, liebe Mama, ich ertrage es einfach nicht, noch zu bleiben. Es ist zu schrecklich.
    Wie unbeholfene Redeanweisungen aus einer dieser Soaps, die sie

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