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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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4b: Gab es tatsächlich keinerlei Verbindung? Gab es wirklich keinen Zusammenhang? Konnte es tatsächlich so sein, dass zwei Menschen aus der gleichen Familie und von der gleichen Adresse innerhalb von vierundzwanzig Stunden verschwanden? Ohne dass das eine mit dem anderen zu tun hatte? Wie hoch war die Trefferquote, dass so etwas passieren konnte?
    Auch das war ein Problem der Wahrscheinlichkeitsrechnung, das er seit mehreren Monaten mit Eva Backman diskutierte, natürlich nicht ununterbrochen, aber ab und zu und in regelmäßigen Abständen – und kurz bevor er an diesem sich so lang hinziehenden Donnerstag einschlief, beschloss Gunnar Barbarotti, wenn es eine wissenschaftliche Behauptung gab, die nicht mit den Ereignissen in der Allvädersgatan in Kymlinge zu tun hatte, dann war es folgende: die Wahrscheinlichkeitsquote. Was er am nächsten Tag Kollegin Backman erklären wollte.
    Zufrieden mit dieser Feststellung und diesem Beschluss drehte er das Kopfkissen um und begann von einer nachtwarmen Dachterrasse in der griechischen Stadt Helsingborg zu träumen.

30
    K arl-Erik hatte ein Mietauto am Flughafen reserviert, und als sie auf die Autobahn bogen, hoffte Rosemarie Wunderlich Hermansson, dass sie mit einem Elch zusammenstießen.
    Sie war nicht mehr hier gewesen, seit sie am ersten März fortgezogen waren. Fast sechs Monate, doch es erschien ihr wie sechs Jahre. Oder vielleicht auch nur sechs Sekunden. Schweden schien unverändert fremd und aufdringlich vertraut zugleich zu sein wie … wie eine Eiterbeule, die man wegoperiert hatte und die trotzdem wiederkam. Oder wie ein Krebsgeschwür.
    Mein altes Leben ein Krebsgeschwür?, dachte sie. Ist es mir so erschienen? Und warum tauchten diese merkwürdigen Bilder überhaupt in ihrem Kopf auf? Elche und Krebsgeschwüre? Auf dem Weg zur Beerdigung ihres Sohnes. Obwohl das vielleicht gar nicht so merkwürdig war. Ein drückend heißer Sommermonat schien über der Landschaft zu liegen, durch die sie fuhren, die gelobte Zeit der Kanadagänse und der Algenblüte in den Lehmseen, vielleicht widmeten ja die Leute derartigen Dingen ihre Gedanken, wenn sie der Wahrheit nicht mehr in die Augen sehen mochten und konnten. Suchten sich die Rosinen aus dem Kuchen.
    Sarg oder Urne?, waren sie gefragt worden. Wie wünschen Sie es?
    Kann man einen zerstückelten Körper in einen Sarg legen? Fügte man ihn in diesem Fall irgendwie zusammen, oder was machte man? Hatte man Walter bereits zusammengefügt? Ihn irgendwie zusammengeleimt? Seinen Kopf auf seinen Hals gesetzt und sein … jedes Mal, wenn sie sich diesen Gedanken und diesen Fragen näherte, hatte sie das Gefühl, als wollten ihre eigenen Eingeweide zerbersten.
    Ablenkung, hatte der braungebrannte Therapeut in Nerja gesagt. Frau Hermansson braucht Ablenkung. Etwas, womit sie sich beschäftigen kann, das ist übrigens ein ziemlich übliches Leiden hier unten. Die Untätigkeit. Dann können sich leicht trübsinnige Gedanken einstellen, wenn man nichts Sinnvolles hat, dem man seine Zeit widmen kann.
    Sinnvolle Ablenkungen?, hatte sie gedacht. Nein, danke. Im Mai war sie zu dem Mann gegangen. Nach dem zweiten Besuch hatte sie die Therapie abgebrochen. Süßer Málagawein funktionierte in jeder Hinsicht besser, und für den Preis einer Konsultation konnte sie sich acht Flaschen kaufen. Und nicht von der billigsten Sorte.
    Sie hatte sich daran gewöhnt und einen gewissen Rhythmus eingeführt. Immer zwei Eiswürfel. Ein Glas morgens. Nummer zwei draußen am Vormittag, während Karl-Erik unterwegs war, um irgendetwas zu erledigen. An der Schlafzimmerwand hing eine Karte über ganz Andalucía , und mit Hilfe von Stecknadeln mit kleinen blauen oder gelben Köpfen markierte er jeden Ort, den er besucht hatte. Frigiliana. Medosa Pinto. Servaga. Natürlich auch die richtigen Städte. Ronda. Granada. Córdoba. Wenn er daheim war, saß er meistens und schrieb irgendetwas, sie wusste nicht, was. Sie sprachen immer weniger miteinander, suchten nie körperlichen Kontakt, aber sie hatte nichts gegen den Zustand der Dinge einzuwenden. Überhaupt nichts.
    Den dritten als Dessert nach dem Mittagessen.
    Anschließend kam die beste Zeit des Tages, die drei Stunden lange Siesta. Und dann drei Gläser am Abend, das letzte direkt vor dem Schlafengehen. Wenn ihr jemand vor einem Jahr – in diesem früheren, entfernten Krebsgeschwür – prophezeit hätte, dass sie gut eine Flasche Wein am Tag tränke, hätte sie den Betreffenden nicht ernst

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