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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Bruder. Tot, tot, tot – und er, der Leiter des Supermarkts, Leif Grundt, durfte sich nicht länger anmaßen, etwas anderes zu glauben. Das Gegenteil zu behaupten. Weder gegenüber seiner immer verrückter werdenden Ehefrau noch vor Gott oder irgendjemandem sonst.
    Es war nicht mehr Leif Grundts Aufgabe, optimistisch und stark zu sein – nicht dieses verfluchte, trostlose Leben Tag für Tag fortzusetzen, Stunde für Stunde in irgendeiner Form absurder Normalität, als gäbe es immer noch irgendeinen Faden, an dem man anknüpfen könnte, irgendeine Art von Hoffnung oder Sinn. Jeden Tag zur Arbeit zu fahren, die Angestellten aufzumuntern, morgens und abends mit Kristoffer zu scherzen, ihn zu fragen, wie es in der Schule lief, so zu tun, als wüsste er nicht, dass der Junge heimlich rauchte und Bier trank … dafür zu sorgen, dass Essen auf den Tisch kam, dass die Kleidung gewaschen, die Rechnungen bezahlt wurden, all diese kleinen, praktischen Details und unerträglich minutiösen Tätigkeiten, die notwendig waren, um eine Familie, die einen Sohn verloren hatte, in Gang zu halten, auf einer immer kleiner und dünner werdenden Eisscholle, bis schließlich alles zugrunde ging und versank.
    Er hatte mit seiner Frau seit neun Monaten nicht mehr geschlafen, dachte nicht einmal mehr daran. Das Leben war zu Ende gegangen, so einfach war das. Es war vorbei. Sie konnten sich ebenso gut gleich da vorn neben Walter legen.
    Der Tod. Warum ihn aufschieben? Was sollte das für einen Sinn haben?
    Doch dann drehte sich der Wind. Tatsächlich, auf irgendeine merkwürdige Art und Weise. Unerschütterlich wie ein Korken stieg Leif Grundt aus dem Mahlstrom auf, holte sein Taschentuch aus der Brusttasche und putzte sich mit einem resoluten Trompetenstoß die Nase, so dass der Pfarrer vorne eine nicht geplante Denkpause einlegte. Denn derjenige, der den Wahnsinn zuerst als seine Domäne in Anspruch nimmt, dachte Supermarktleiter Grundt – was Ebba zweifellos getan hatte -, der kann damit für alle Zukunft das Recht darauf beanspruchen. Und zwar das alleinige Recht.
    Wenn der eine schwach wird, muss der andere stark werden.
    Das war eine unleugbare Wahrheit, die so verdammt ungerecht war, wie Leif Grundt fand, doch dann fiel ihm ein, was er Bischof Tutu einmal im Fernsehen hatte sagen hören.
    Oder war es sogar Mandela selbst?
    Die es schaffen, sind es sich schuldig, es weiter zu schaffen.
    Genau darum ging es. Es weiter zu schaffen.
    Aber er war im Mahlstrom herumgewirbelt worden, und das zum ersten Mal.
    Er schnäuzte sich noch einmal, dieses Mal etwas diskreter, und dieses Mal war der Pfarrer bereits darauf gefasst.
     
    »Dieser Olle Rimborg«, sagte Rosemarie Wunderlich Hermansson.
    »Ja?«, sagte Kristoffer Grundt. »Wer?«
    »Olle Rimborg, ich hatte ihn in Deutsch, jetzt fällt es mir ein.«
    »Beeil dich ein wenig«, sagte Karl-Erik. »Wir müssen rüber zum Gemeindehaus.«
    »Warte noch«, erwiderte Rosemarie. »Ich rede doch gerade mit Henrik … ich meine, mit Kristoffer … ja, so hieß er, und er war sogar damals schon rothaarig, wenn ich es recht bedenke. Rimborg. Ein aufgeweckter Knabe.«
    »Jaha?«, sagte Kristoffer.
    »Er arbeitet jetzt im Hotel.«
    »Ja?«
    »Es passiert im Augenblick so viel auf einmal, aber er hat gesagt, dass er nachts zurückgekommen ist.«
    »Was?«
    »So, jetzt wollen wir aber mal«, sagte Karl-Erik.
    »Er ist in der Nacht zurückgekommen. Jakob, meine ich. Hörst du, Kristoffer? In dieser schrecklichen Nacht, als dein Bruder verschwunden ist … er ist es zwar nicht, der hier beerdigt wird, das ist Walter, aber Henrik ist verschwunden. Er hat das gesagt, als wir da standen und … wie heißt es noch? … eingecheckt haben. Olle Rimborg, wie gesagt. Kristinas Mann ist um drei Uhr zurückgekommen, hat er gesagt. Die sind in dieselbe Klasse gegangen, er und Kristina, aber ich hatte Kristina natürlich nicht im Unterricht, sie hatte kein Deutsch, man soll ja nicht der Lehrer der eigenen Kinder sein …«
    »Ach, jetzt fängt es auch noch an zu regnen«, sagte Karl-Erik ungeduldig. »Was zum Teufel redest du da eigentlich? Du musst Oma entschuldigen, Kristoffer, sie ist etwas verwirrt.«
    »Das macht doch nichts«, sagte Kristoffer.
    »Ich sollte Kristina danach fragen, das sollte ich wirklich«, fuhr Rosemarie fort. »Ich weiß nicht, warum er das gesagt hat. Und du, Karl-Erik, unterbrich mich nicht die ganze Zeit. Du hättest dir die Nasenhaare schneiden sollen, konntest du nicht wenigstens jetzt

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