Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
anderen Grund in Stockholm, und da habe ich gedacht, es würde doch gut passen.«
Er hatte sich genau diese Einleitung zurechtgelegt, es ging darum, es in genau der richtigen Schwebe zwischen Schwere und Leichtigkeit zu halten.
Nicht zu ernst. Dennoch mit einem gewissen Gewicht.
Er konnte hören, wie sie schluckte, zumindest wollte er sich das gern einbilden. Eine Art von Zögern, oder?
»Ich verstehe nicht. Ermitteln Sie immer noch?«
»Aber natürlich. Solange wir nicht herausgefunden haben, was passiert ist, bleiben die Ermittlungen am Laufen.«
»Aber …«
»Ja?«
»Aber ist denn etwas Neues passiert?«
»Das ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn ich noch einmal mit Ihnen sprechen könnte. Am Freitag oder Samstag, eine Stunde würde schon reichen.«
»Aber was … ich meine, können wir das nicht am Telefon klären?«
»Besser nicht.«
Da ist etwas, dachte er und spürte, wie die Erregung in seinem Kopf zu pochen begann. Sie hat vor irgendetwas Angst. Verdammt nochmal.
Sie schwieg einige Sekunden lang. »Ich denke … ja, ich denke, ich könnte Sie irgendwann morgen Nachmittag treffen. Wo wollen wir denn …?«
Es war ihm klar, dass es nicht in Frage kam, sie noch einmal draußen in Enskede zu besuchen, und er war dankbar, dass sie das gar nicht erst vorgeschlagen hatte. »In der Lobby vom Royal Viking«, schlug er vor. »Am Hauptbahnhof. Da können wir ungestört reden. Was halten Sie von zwei Uhr?«
»Zwei Uhr«, wiederholte sie. »Ja, ich denke, das geht. Aber ich verstehe immer noch nicht, wozu das gut sein soll. Sie haben doch … Sie haben doch keine neue Spur oder so?«
»Spur wäre zu viel behauptet«, sagte er. »Lassen Sie uns sagen, es handelt sich um eine kleine Idee.«
»Eine Idee?«
»Ja. Aber ich werde Ihnen das alles morgen erklären. Dann also um zwei Uhr im Royal Viking, ja?«
»Ja, ich werde kommen«, sagte sie, und ihm schien, als klänge ihre Stimme spröder als altes Porzellan. Wie die eines Schulmädchens fast, das dabei ertappt worden ist, wie es geraucht oder den Sportunterricht geschwänzt hat oder etwas in der Art, und das jetzt zum Rektor für einen Tadel bestellt wird.
Das bilde ich mir ein, dachte er, als er den Hörer aufgelegt und zehn Sekunden seinen unordentlichen Schreibtisch angestarrt hatte. Ich will, dass das hier einen Durchbruch darstellt, und ich interpretiere alle Zeichen so, dass sie mit meiner Hypothese übereinstimmen. Ich bin ein richtig jämmerlicher Kriminalpolizist.
Dann nahm er den Hörer wieder auf, um eine Bahnfahrkarte und ein Hotelzimmer zu bestellen.
Am Donnerstagabend – nach Berits Meisterleistung im Essenkochen: Kartoffelgratin mit Ochsenfiletstreifen und Sauce béarnaise – lag Kristoffer in seinem Bett in dem Zimmer mit den großen grünen Pflanzen und feilte an seinem Plan.
Morgen. In der Nacht von Freitag auf Samstag, da musste es passieren. Das war zwingend. Er hatte Berit gesagt, er wolle die letzte Nacht bei einem Kumpel in Uppsala übernachten und dann am Samstagmorgen den Zug nach Hause nach Sundsvall nehmen. Kumpel?, hatte Berit sich gewundert. Ja, da war ein netter Typ, der an der Kasse arbeitete, erst neunzehn, hatte Kristoffer erklärt. Sie wollten sich einen Film im Kino ansehen und anschließend nach Hause zu ihm und seinen Eltern, die am Vaksala torg wohnten. Er hieß Oskar und spielte Eishockey in Almtuna.
Er wusste, dass Berit seine Angaben nicht kontrollieren würde, und mit größter Wahrscheinlichkeit würde sie davon auch seinem Vater gegenüber nichts erwähnen. Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte, er war natürlich gezwungen, seinem Vater gegenüber die gleiche Platte aufzulegen, wenn es notwendig sein sollte. Sie wollten von der Arbeit gemeinsam losgehen, er und Oskar, also war es am besten, wenn Kristoffer seine Tasche schon morgens aus Bergsbrunna mitnahm. Er hatte bereits gepackt, alles war bereit.
Aber es gab natürlich keinen Oskar. Zumindest keinen, der an der Kasse im Supermarkt arbeitete und den Kristoffer kannte. Stattdessen … stattdessen wollte er morgen Abend im Zug nach Stockholm sitzen, seine Tasche am Hauptbahnhof einschließen, vielleicht ins Kino gehen, wenn ihm danach war. Er hatte genug Geld, sowohl fürs Kino als auch für ein paar Hamburger.
Und für die U-Bahn-Fahrkarte hinaus nach Enskede etwas später. So gegen zehn, elf oder so. Man musste in Sandsborg oder am Skogskyrkogården aussteigen, daran konnte er sich noch erinnern. Die grüne
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