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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Sekunden lang blieb es still. Verflucht, dachte Kristoffer. Da ist etwas.
    »Du scheinst ein bisschen müde zu sein«, begann Papa Leif wieder das Gespräch. »Na, das liegt wohl an diesem blöden Pauken und Feiern, oder?«
    »Leif«, ermahnte Mama Ebba ihn.
    »Sorry, sorry«, sagte Leif Grundt und setzte zum nächsten Überholmanöver an. »Aber er wirkt ein bisschen erschöpft, findet ihr nicht auch? Natürlich nicht zu vergleichen mit Krille und mir, aber dennoch …«
    Kristoffer lachte heimlich in sich hinein und dachte, dass er seinen Vater, den Supermarktleiter, liebte. »Wie weit haben wir es noch?«, fragte er.
    »Wenn Gott und Mama wollen, dann sind wir zum Abendmelken da«, stellte Leif Grundt fest und erntete dafür einen ausdruckslosen Blick seiner Ehefrau.
     
    »Nur ein Glück, dass wir im Hotel wohnen werden«, sagte Kristina, als sie von der Autobahn abbogen und Gahns Industrieanlagen und Kirche im Blickfeld hatten. »Dann kann ich mir wenigstens einbilden, dass ich hier nicht zu Hause bin.«
    Das war ein Gedanke, den sie niemals in Worte gefasst hätte, wäre sie nicht so müde gewesen, das war ihr selbst klar. Wenn sie müde war, konnte ihr leider alles Mögliche einfach so herausrutschen, und auch wenn es natürlich stimmte, dass sie inzwischen alles verabscheute, was mit dem Ort ihrer Kindheit zu tun hatte, so war es doch nicht nötig, noch Wasser auf Jakobs Mühlen zu gießen. Absolut nicht nötig.
    »Ich habe sowieso nie verstanden, was eigentlich der Witz an Kleinstädten sein soll«, deklarierte er nun. »Irgendwie sind sie doch eine Art fehlendes Glied zwischen Dörfern und richtigen Städten, oder?« Er zeigte auf eine Reihe von Reihenhäusern, an denen sie gerade vorbeifuhren. Eine Familiengeschichte aus den frühen Siebzigern in Ziegeln mit deutlichen Wasserflecken und Adventsleuchtern in acht von zehn Fenstern und auf sieben Auffahrten ein südostasiatisches Kombifahrzeug. »Gott muss einen reichlichen Kater gehabt haben, als er das hier geschaffen hat.«
    »Es gibt auch Menschen, die der Ansicht sind, dass Stockholm nicht der Mittelpunkt der Welt ist«, sagte Kristina. Sie stopfte Kelvin den Schnuller in den Mund, den dieser umgehend wieder ausspuckte. »Jedenfalls schön, angekommen zu sein. Wir checken ein und nehmen wie abgesprochen eine Dusche, nicht wahr?«
    »Von meiner Seite aus gern, wenn wir es noch schaffen.«
    »Es ist doch erst Viertel vor sechs. Es reicht, wenn wir gegen sieben da sind.«
    »Dein Wille ist mir Gesetz«, sagte Jakob und hielt an einer roten Ampel. »Hast du das gesehen, verdammt, ich wusste gar nicht, dass sie hier auch Ampeln haben. Die machen sich.«
    Halt die Schnauze, du verfetteter Östermalmer Angeber, dachte Kristina, aber trotz der Müdigkeit, die wie Blei an ihr hing, kam kein Wort über ihre Lippen.
    »Muschi«, sagte Kelvin unerwartet.

6
    R osemarie Wunderlich Hermansson legte letzte Hand an die Schalentierpastete, schob sie in den Ofen und streckte vorsichtig ihren Rücken. Es war sechs Uhr am Montagabend, bis jetzt war noch kein Kind oder Enkelkind aufgetaucht, aber in einer Stunde würde das Haus voll sein. Ebba hatte kurz nach fünf angerufen und mitgeteilt, dass es etwas später werden würde, aber natürlich noch vor sieben, liebe Mama, kein Problem. Kristina hatte vor fünf Minuten von sich hören lassen und berichtet, dass sie in Kymlinge angekommen seien und im Hotel eingecheckt hätten. Man wollte nur den Reisestaub abduschen und dem kleinen Kelvin die Windeln wechseln.
    Walter hatte nicht angerufen.
    Etwas Warmes zu essen, Bier und ein kleiner Schnaps standen auf dem Programm. Weihnachtsmost für die Jungs. Vielleicht war Henrik ja schon groß genug für Bier, schließlich war er inzwischen an der Universität. Aber auf keinen Fall einen Schnaps. In diesem Punkt waren Rosemarie und Karl-Erik einer Meinung.
    Ansonsten waren sie in den meisten Punkten uneins. Sie hatten zwar den ganzen Tag über so gut wie gar nicht miteinander gesprochen, aber sie hatte so ein Gefühl. Bis ins Rückenmark hinein spürte sie es. Nach vierzig Jahren Ehe braucht es keine Worte mehr, das war eine alte, erprobte Wahrheit. Es lag sozusagen in der Natur der Dinge – soweit sie noch irgendeine Art von Macht über ihren Ehemann besaß, ließ sich diese am besten in Form stummer Blicke und sprechenden Schweigens ausüben. Versuchte sie, die Sprache als Waffe anzuwenden, zog sie stets den Kürzeren, das hatte sie schon früh gelernt. Karl-Erik verfügte über

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