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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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führen, doch die Hand gehorchte ihm nicht. Er versuchte, die Finger zu spreizen und die Zigarette auf den Boden fallen zu lassen, aber nicht das geringste Zittern verriet, dass das Signal des Gehirns durchdrang. Er versuchte, den Kopf zu drehen und das Auto sowie den unruhigen Himmel statt des dunklen Waldes ins Blickfeld zu bekommen, doch nichts geschah.
    Absolut nichts.
    Nichts, bis die Zigarette, fast ohne dass er es spürte, zwischen den Fingern herausrutschte und zehn Zentimeter vor seinem rechten Fuß landete. Dort lag und langsam vor sich hin schwelte, bis sie erlosch, er konnte es am Rande seines Gesichtsfelds sehen, ohne den Blick zu senken.
    Mein Gott, dachte Walter Hermansson. Bin ich schon tot? Sterbe ich in diesem Moment? Verlasse ich … verlasse ich in diesem Augenblick meinen Körper und werde in etwas anderes verwandelt?
    Aber alles erschien ganz und unteilbar. Der Schmerz in der Brust hielt an, seine Atmung vollzog sich in kleinen, kurzen Stößen, der Wind kam weiterhin als leichte Brise aus Norden und fühlte sich kalt wie der Tod auf seiner feuchten Stirn an, das Licht eines Fahrzeugs begann, ihn zu blenden, es kam näher, fuhr vorbei und verschwand. Licht und Laute. Licht und Laute.
    Eine unbekannte Anzahl an Fahrzeugen fuhr in dieser Art und Weise an ihm während einer unbekannten Anzahl von Minuten vorbei, eine unbekannte Anzahl von Ereignissen trat auf dieser Welt ein oder trat nicht ein; anschließend fiel er.
    Schräg nach vorn in nordöstlicher Richtung, die Hände an den Seiten. Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, gelang es ihm, eine Drehbewegung zu vollführen und sich mit der rechten Schulter abzufangen. Mit ausgestreckten Armen und Beinen blieb er auf der rechten Seite liegen, fühlte keinen Schmerz, allein sein Unterkiefer begann zu zittern. Er versuchte, die Hände zu Fäusten zu ballen, ohne dass ihm das gelang, er versuchte den Unterkiefer zur Ruhe zu bringen, bis er es aufgab und das Bewusstsein verlor.
    Ein kurzer Traum glitt zwischen zwei Sprossen seines Schlafgitters dahin. Er war noch ein Kind, vier oder fünf Jahre alt, er stand vor seinem Vater und hatte sich in die Hose gepinkelt.
    »Das hast du mit Absicht gemacht«, sagte der Vater.
    »Nein«, antwortete er. »Ich habe das nicht mit Absicht gemacht. Es ist einfach so passiert.«
    »Doch«, beharrte der Vater. »Ich kenne dich, das hast du mit Absicht gemacht. Du hättest auf die Toilette gehen können, aber du wolltest deine Mutter quälen, indem du sie zwingst, deine vollgepisste Kleidung zu waschen.«
    »Nein, nein«, versicherte er tränenerstickt. »Das stimmt nicht. Es ist einfach passiert, ich kann meine vollgepisste Kleidung auch selbst waschen.«
    Der Vater ballte die Fäuste vor Wut.
    »Und außerdem lügst du auch noch«, sagte er. »Erst pisst du dir absichtlich in die Hose, erschöpfst deine Mutter, und dann lügst du auch noch. Was meinst du denn, warum wir dich wohl auf die Erde gebracht haben?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht«, rief er verzweifelt. »Ich kann nichts dafür, es ist nicht so, wie du behauptest, ich liebe euch doch alle, lasst mich nur leben, dann werdet ihr es sehen.«
    Doch sein Vater zog eine Schublade des großen Schreibtisches auf, hinter dem er gesessen hatte, und zog etwas hervor. Es war der Kopf seiner Schwester Kristina. Er war blutig, sah schrecklich aus, war vom Körper abgetrennt, der Vater hielt ihn mit ausgestrecktem Arm an den Haaren, so dass er von rechts nach links schaukelte, von links nach rechts über dem Schreibtisch. Kristina sah so unsagbar traurig aus, und schließlich warf der Vater den Kopf direkt zu Walter, der in diesem Moment Gefahr lief, sich erneut in die Hose zu pinkeln, und gerade als er den Kopf seiner geliebten kleinen Schwester auffangen wollte, in der Sekunde, als er die Hände wie ein Handballtorwart vorstreckte, um einen gut gezielten Schuss zu halten, doch noch bevor es ihm gelang, mit den Fingerspitzen ihr rotbraunes Haar zu berühren, wachte er auf.
    Er kam schnell auf die Beine. Trat drei Schritte auf den Waldrand zu, knöpfte sich die Hose auf und pinkelte.
    Als er wieder ins Auto stieg, fror er derart, dass er zitterte, und es gelang ihm nur mit Mühe und Not, den Zündschlüssel zu drehen und zu starten.
     
    »Nein, nein«, sagte Ebba Hermansson Grundt, »wir warten mit der CD. Jetzt wollen wir erst einmal einen ausführlichen Bericht von Henrik hören. Das erste Universitätssemester ist immer ein Meilenstein in der persönlichen

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