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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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flüsterte sie. »Bitte.«
    Wieder gehorchte er. Sie knöpfte seine Jeans auf und schob die Hand hinein. Packte ihn.
    »Was fühlst du?«
    Er schluckte. Ließ sie nicht aus den Augen. Als wäre das der illusorische Faden, an dem alles hing. Jetzt streichelte er ihre Brust. Sie schaffte es, seine Unterhose unter die Hoden zu ziehen und besser zuzufassen. Bewegte ihn vorsichtig ein paar Mal auf und ab. Er öffnete den Mund und atmete schwerer.
    »Mein Gott«, sagte er und schloss die Augen.
    »Ja«, flüsterte Kristina. »Genau. Mein Gott.«
     
    Walter beschloss, noch eine Runde um den nachtschwarzen Sportplatz zu drehen, bevor er das Telefon herausholte. Eine letzte Entscheidungsrunde. Ein dünner, diffuser Niederschlag hatte eingesetzt, ein leichter, frostiger Regen, der eine kühle Haut auf sein Gesicht und auf sein Haar legte, aber noch immer fühlte er sich nicht richtig kalt. In der letzten Viertelstunde hatte er nicht einen Menschen gesehen, nur zwei Autos waren vorbeigefahren, und eine herumstreunende Katze war vorbeigelaufen, die aus einem Winkel der Johanneskyrkogatan herausgesprungen war, ihm direkt vor die Füße.
    »Einsamer kann es nicht mehr werden«, murmelte er vor sich hin, als er erneut den Haupteingang erreicht hatte – und in gewisser Weise war das ein tröstlicher Gedanke. Als hätte er endlich den Grund erreicht. Bei einsamen Streifzügen um den Sportplatz von Kymlinge in einer Dezembernacht. Er holte sein Handy heraus. Als er den Deckel aufklappte, sah er, dass es 01.51 geworden war.
    Er blieb stehen, holte tief Luft und zündete sich eine Zigarette an. Stellte fest, dass nur noch zwei in der Packung waren, und wählte die Nummer.
    Nach drei Freizeichen meldete sie sich.
    »Ja, ich bin’s.«
    »Jeanette?«
    »Ja.«
    Es klang nicht, als hätte er sie geweckt, aber er wusste, dass so etwas schwer zu sagen war. Einige Menschen konnten fast im Schlaf reden und klangen trotzdem frisch und munter. Ihre Stimme war etwas schroff, leicht spitz. Aber warm, sie gefiel ihm – und eine idiotische Sekunde lang blitzte ein Zitat in seinem Gehirn auf.
    I’m your long lost lover and there’s snow on my hair.
    Er konnte sich gerade noch zurückhalten, aber nicht mehr darüber nachdenken, woher um alles in der Welt dieser Satz stammte. »Entschuldige«, sagte er stattdessen. »Hier ist Walter, Walter Hermansson. Ich weiß, es ist mitten in der Nacht, aber ich habe Probleme einzuschlafen, und wenn du immer noch …«
    »Komm«, sagte sie nur. »Ich warte auf dich.«
    »Es war nicht meine Absicht …«
    »Komm einfach«, sagte sie. »Schließlich habe ich dich ja eingeladen, und ich habe auch noch nicht geschlafen. Du weißt, wo ich wohne?«
    »Ja«, sagte Walter. »Du hast es mir gesagt. Fabriksgatan 26 … gibt es einen Türcode?«
    »Neunzehn achtundfünfzig«, sagte sie. »Wo bist du jetzt?«
    »Auf dem Sportplatz.«
    »Auf dem Sportplatz? Was machst du mitten in der Nacht auf dem Sportplatz?«
    »Ich habe einen Spaziergang gemacht. Und dann bist du mir eingefallen.«
    »Gut«, sagte sie. »Dann bist du in zehn Minuten hier. Ich setze Tee auf. Oder möchtest du lieber ein Glas Wein?«
    »Tee ist gut … denke ich.«
    »In Ordnung. Wir können ja beides trinken. Ich freue mich darauf, dich zu sehen, Walter. Neunzehn achtundfünfzig.«
    Dann drückte er das Gespräch weg. Ihre Stimme blieb in ihm haften, plötzlich hatte er das Gefühl, sie hätte etwas vage Bekanntes an sich. Er schob das Telefon zurück in die Jackentasche, warf die halb aufgerauchte Zigarette weg und lenkte seine Schritte zurück in Richtung Fabriksgatan.
     
    Sie trug nur ein Kleid und einen Slip und war leicht zugänglich wie nur irgendwas, aber als er sich zu ihrem empfindlichsten Punkt vorgetastet hatte, unterbrach sie die Tätigkeit.
    »Wir müssen aufpassen, Henrik«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Wir dürfen andere Menschen nicht verletzen.«
    »Mhm?«, fragte Henrik nur.
    »Aber wenn du willst, dann gehen wir den Weg bis ans Ende. Ich hoffe, dass du gemerkt hast, dass ich eine Frau bin?«
    »Du bist eine Frau«, gab er mit heiserer Stimme zu. »Lass mich weitermachen.«
    Sie löste den Körperkontakt zu ihm, schob ihn von sich. Zog Slip und Kleid zurecht. Die Standuhr schlug zwei, der spröde Schlag blieb wie eine eindeutige Erinnerung an die Existenz der Außenwelt im Zimmer hängen. Es gab nicht nur das Sofa und die beiden Menschen darauf auf der Welt. Es gab, dachte Kristina, überhaupt eine Unendlichkeit lähmender

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