Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
Gamla Enskede getan hatte.
    Sie versuchte sich vorzustellen, was für ein Gefühl es sein würde, wenn der erst neunzehnjährige Henrik seinen schlaksigen Körper an sie presste. In sie eindrang.
    In einer Stunde vielleicht. Anderthalb?
    Sie holte ihr Handy heraus und kroch nackt unter die angenehm kühle Hotelbettwäsche. Sie war seit gestern nicht gewechselt worden. Jakob und sie hatten heftig, fast brutal genau in diesem Bett miteinander geschlafen, genau in dieser Bettwäsche, vor weniger als vierundzwanzig Stunden. Und jetzt …
    Sie fingerte über die winzigen Tasten des Apparats, doch etwas hielt sie zurück. Stimmen forderten sie auf, sich zu besinnen. Sie beschloss, noch zehn Minuten zu warten und zu überlegen, zumindest eine Art von Nachdenken zu simulieren.
    Zwei Dinge ragten aus dem Wirrwarr von Widersprüchen hervor. Das eine war das Bild von Ebba als Löwin, die ihre Brut bis zum letzten Atemzug verteidigte. Wobei ihr das Blut zwischen den Zähnen hervorsickerte.
    Das andere war etwas, von dem sie mit Sicherheit sagen konnte, dass sie seit vielen Jahren nicht mehr daran gedacht hatte. Es war etwas, das Jakobs Tochter Liza damals gesagt hatte, als sie aus London angerufen hatte.
    Dass Jakob gewalttätig werden konnte. Er ist nicht nur so ein vornehmer Klotz, wie du denkst, nur gut, wenn du das gleich weißt, damit du drauf vorbereitet bist.
    Jakob gewalttätig? Sie hatte es nicht geglaubt, es hatte nie auch nur das geringste Zeichen dafür gegeben. Außerdem verachteten die Zwillingstöchter ihren Vater und auch sie, daran hatte nie ein Zweifel geherrscht. Sie würden sich nicht scheuen, falsche Gerüchte zu verbreiten.
    Warum also kam ihr das ausgerechnet jetzt in den Sinn?
    Die Löwenmutter und der gewalttätige Klotz?
    Kristina lachte auf. Sie hatte nicht die Absicht, sich dem einen oder anderen auszusetzen. Doch das Lachen knirschte und erstarb. Sie wog das Handy in der Hand. Sie hatten nichts wirklich Festes verabredet, aber sie hatte seine Handynummer. Vielleicht erwartete er ein Zeichen, dass die Luft rein war.
    Ich traue mich nicht, dachte sie plötzlich.
    Doch ihre Finger auf den winzig kleinen Tasten schienen sie zu lenken. Als sie die Nummer gewählt hatte, brauchte sie nur noch viermal kurz zu drücken.
    Komm.
    Und dann Senden. Ja oder Nein ?
    Sie drückte es weg. Das sollte seine Entscheidung bleiben.

13
    K ristoffer Grundt hatte den ganzen Tag so gut wie gar nicht an Linda Granberg gedacht, doch während er auf seinen Schwanz starrte, als er dastand und pinkelte, bevor er im HZdW zu Bett gehen wollte (Hässlichstes Zimmer der Welt, wie die Brüder es einträchtig getauft hatten), tat er es.
    Fragte sich, wie das wohl zusammenhing. Dass ihm Linda einfiel, während er mit dem Schwanz in der Hand dastand.
    Doch bevor er diese Freudsche Spur weiterverfolgte (oh ja, Kristoffer Grundt wusste, was Sigmund Freud für eine Gestalt war, auch wenn er nicht älter als vierzehn Jahre war), stopfte er den Kleinen Lümmel (als den seine Mutter sein prächtiges Organ bezeichnet hatte, als er noch kleiner gewesen war) in die Unterhose und dachte, dass er ein Trottel war. Ein Stubenhocker und Langweiler, ein eingebildeter Hanswurst, you name it. Linda Granberg würde niemals dem Kleinen Lümmel in die Quere kommen, und das war auch nur gut so. Sollte es dennoch passieren, würde sie sich ja doch nur totlachen.
    Aber als er fünf Minuten später im Bett lag, war sie doch wieder in seinem Kopf, und erst jetzt kam er auf die Idee, dass sie vielleicht irgendwie auf seine freche SMS vom Tag zuvor reagiert haben könnte.
    Er wünschte, er wüsste, wie. Er wünschte sich außerdem, er hätte nicht nur geschrieben, sie solle zu Birgers Kiosk kommen, sondern wäre außerdem so schlau gewesen, sie zu bitten, ihm auf irgendeine Art und Weise eine Antwort zukommen zu lassen. Aber wie? Noch einmal: wie ?
     
    Vielleicht könnte er noch eine SMS schicken? Einfach fragen, ob er sich Henriks Handy ausleihen dürfte, jetzt, wo die Waagschale zwischen den Brüdern seit dem vergangenen Tag etwas zu seinen Gunsten gekippt war. Vielleicht würde Henrik es erlauben? Auch wenn Henrik natürlich die neue Chancenverteilung noch nicht so richtig verstanden hatte.
    Er seufzte. So ein Mist, dass er sein eigenes Handy verbummelt hatte. Heutzutage ohne Handy zu leben, das war wie ein Dinosaurier in der Steinzeit, dachte Kristoffer Grundt. Man war dazu verurteilt, unterzugehen.
    Andererseits war er sich gar nicht sicher, ob er es

Weitere Kostenlose Bücher