Mensch und Hund - ein starkes Team
schlechter Haltung kommt. Hier ging – aus welchen Umständen auch immer – Vertrauen verloren und Ängste treten oft aus (für Sie) unerklärbaren Umständen auf. Hier gilt es sich in den Hund hinein zu versetzen und bei der Arbeit zum Vertrauensaufbau eine Menge Geduld mitzubringen. Jeder Hund, wie auch wir Menschen, verarbeitet Ängste anders und braucht mehr oder weniger Zeit. Es ist immer leichter, ein unbeschriebenes Blatt neu zu beschreiben – hingegen ein Blatt mit vielen „Fehlern“ zu verbessern ist schwieriger und aufwändiger. Durch Traumata entstandene Verhaltensweisen können selbst, wenn sie erfolgreich bearbeitet und therapiert wurden, beispielsweise bei starkem Stress oder Reizüberflutung, wieder auftreten. Meist in einer anders ausgeprägten Form, trotzdem muss uns bewusst sein, dass man Verhalten und Lernerfahrung nicht „löschen“ kann.
Es lohnt sich immer, einen Blick in ein Tierheim zu werfen und einem Hund ein Zuhause zu geben. Viel zu leicht geben Menschen ihren Hund ab, nur weil dieser „nicht funktionierte“. Es machen doch die „Ecken und Kanten“ eines Hundes seine Persönlichkeit aus und machen ihn zu unserem einzigartigen tollen Herzenshund.
Hier sei eine kurze Geschichte erwähnt von Waldo, dem ehemaligen Drogenspürhund: Er wurde mit neun Jahren von der Dienststelle abgegeben und landete auf Umwegen im Tierheim. Seine neue Familie war von dem gut ausgebildeten Vierbeiner ganz begeistert, doch im Laufe weniger Wochen wurden auch seine „Macken“ offensichtlich. So hatte man ihn wohl zwischenzeitlich in einem dunklen Keller eingesperrt und deshalb mied er dunkle Räume. Das wurde zum Problem, weil Waldo, der leidenschaftlich gern Auto fährt, sobald das Fahrzeug in der Tiefgarage geparkt wurde, nicht aussteigen wollte.
Beim ersten Mal fuhren seine Besitzer wieder aus der Garage und ließen den Hund aussteigen, bevor sie wieder in die Garage fuhren. Das war aber keine dauerhafte Lösung – zumal, wenn man allein mit dem Hund unterwegs war. Die Halter übten dann das Aussteigen in der Garage, indem sie seine Hundedecke mitnahmen und vor dem Fahrzeug auslegten. Auch sorgten sie dafür, dass die Garage hell erleuchtet war und der „Fluchtweg“ ins Treppenhaus offen.
Schrittweise und mit Unterstützung durch Leckerli lernte der Hund seiner neuen Familie zu vertrauen. Schon nach wenigen Wochen brauchte es weder Hundedecke noch Leckerli – allerdings ist Waldo heute noch sichtlich erleichtert, wenn er die Tiefgarage verlassen hat.
Um das Selbstbewusstsein Ihres Hundes aufzubauen, können Sie zusätzlich einige Übungen auf ungefährlichen „Geräten“ wie einem Baumstamm machen. Traut sich beispielweise Ihr Hund, den Baumstamm zu berühren, und Sie merken, wie er sich dazu für Sie überwindet, dann erhält er dafür sein Leckerli. Zeigen Sie ihm ruhig die Bestätigung, aber bitte geben Sie Ihrem Hund auch direkt das Leckerli, wenn er sich dorthin getraut hat. Ziehen Sie nämlich das Leckerli immer weiter, frei nach dem Motto: „Noch ein Stück, komm noch ein Stück“, dann schmälert das das Vertrauen. Sie würden von einem guten Freund auch nicht so „gehänselt“ werden wollen. Das Training an den Geräten eignet sich deshalb toll für den Aufbau des Selbstbewusstseins, weil hier der Hund auch lernt, seinen ganzen Körper zu spüren und sich seiner selbst bewusst zu werden. Ganz nebenbei macht Gerätetraining, das mit Belohnung verstärkt wird, mehr Freude und einfach Spaß.
Natürlich müssen Sie Step by Step auch den Schwierigkeitsgrad erhöhen, da nur so eine Weiterentwicklung möglich wird.
Bleiben Sie berechenbar!
Ein weiterer wichtiger Baustein für Vertrauen ist auch, dass Sie für Ihren Hund „berechenbar“ sind. Also immer mit gleicher Konsequenz etwas erlauben oder verbieten. Sie tolerieren etwas nicht? Dann sollte das auch immer so sein und vor allem ist es wichtig, dass Sie immer gleich auf diese Situation reagieren. Verbote sind nicht dazu da, immer mehr aufgeweicht zu werden, nur weil der Mensch nicht ausreichend konsequent ist. Es gibt Ihrem Hund Sicherheit, einen klaren Weg vor sich zu haben, immer die gleichen Rituale und einen einschätzbaren Besitzer.
Wutausbrüche, plötzliche Stimmungsschwankungen sind für einen Hund nicht nachvollziehbar und diese schmälern das Vertrauen in die gemeinsame Beziehung. Denn dadurch sind Sie für Ihren Hund nicht mehr einschätzbar. Bleiben Sie also
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