Mensch versteh mich doch
Kauknochen schon eher.
Wichtige Ressourcen zu verteidigen ist aus Hundesicht eine ganz normale Reaktion. Dieses Verhalten abzutrainieren erfordert daher viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Wir müssen unserem Hund in für ihn verständlicher Weise klar machen, dass er gar nichts verteidigen muss, da ihm niemand etwas wegnehmen möchte. (Wichtige Hinweise für die richtige Kommunikation mit dem Hund finden Sie in dem → Kapitel „Kommunikation heißt das Zauberwort“.)
Spielzeug ist für viele Hunde eine wichtige Ressource. (Foto: Tierfotoagentur.de/J. Hutfluss)
Betrachten wir dazu einmal das Beispiel Futter: Knurrt der Hund, wenn sich jemand seinem Futter nähert, dann wurden zuvor weniger offensichtliche Signale übersehen. Bevor ein Hund knurrt, signalisiert er durch schnelleres Fressen, Schlingen, Sich-groß-Machen und Über-das-Futter-Stellen oder Fixieren des Menschen mit dem Blick, dass er Besitzansprüche stellt. Erst wenn diese Warnungen ohne Erfolg bleiben, knurrt er. Wird auch das missachtet, können Schnappen oder Beißen folgen.
Einem solchen Hund sein Fressen wegzunehmen, wäre der falsche Weg. Damit würden wir ihn schlimmstenfalls in seinem Verhalten bestärken. Besser ist es, wir sorgen dafür, dass er ungestört und allein fressen kann. Notfalls schließen wir die Tür und füttern ihn in Abwesenheit anderer Familienmitglieder, Hunde oder Haustiere.
Auch einem Hund, der sein Spielzeug vehement verteidigt, sollte man dieses nicht wegnehmen, sondern ihm lieber mehrere Spielzeuge geben. Er lernt dann, dass seine Ressource nicht mehr knapp ist und er sie nicht zu verteidigen braucht. Alle Spielzeuge zusammen zu verteidigen, würde unnötigen Stress bedeuten. Diesen versucht ein Hund möglichst zu vermeiden. Falsch wäre es übrigens auch, mit einem Hund, dem sein Spielzeug so wichtig ist, in Gegenwart anderer Hunde zu spielen. Es könnte böse Kämpfe um diese Ressource geben.
Wichtig
Das Verstecken von Futter in einem Gegenstand (zum Beispiel in einem Kong®) ist auch für einen Hund, der sein Futter verteidigt, eine sinnvolle zusätzliche Aufgabe, die Sie ihm gern stellen können. Es handelt sich hierbei nicht um eine Verknappung des Futters (die ja vermieden werden sollte), der Hund muss sich seine Ration lediglich erarbeiten.
Geteiltes Spielzeug ist doppelte Freude. Ein Ressourcen verteidigender Hund würde das aber nicht zulassen. (Foto: Animals-digital.de/Th. Brodmann)
Ein Trainingsplan:
• Wie an den Beispielen deutlich wurde, ist der erste Trainingsschritt immer, dem Hund zu zeigen, dass Verteidigung gar nicht notwendig ist. Hilfreich ist auch, ein Entspannungswort einzuführen, denn ein Ressourcen verteidigender Hund steht unter starkem Stress. Wie das geht, haben Sie bereits im → Kapitel „Konditionierte Entspannung“ erfahren. Gelingt es Ihnen, dass sich Ihr Hund in der Nähe seiner Ressource entspannt aufhalten kann, haben Sie schon viel erreicht.
• Der nächste Trainingsschritt wäre nun der Aufbau eines Alternativverhaltens. Hier bieten sich Gehorsamsübungen an, zum Beispiel „Sitz“ und „Bleib“, oder Sie schicken ihn auf seine Decke. Ihr Hund soll lernen, dass er sich hinsetzen und abwarten oder auf seinen Platz gehen muss, bis Sie ihm den Gegenstand oder etwas anderes im Tausch dafür wiedergeben. Üben Sie das anfangs in ablenkungsfreier Umgebung und mit einem für den Hund nicht so wichtigen Gegenstand. Steigern Sie die Anforderungen dann langsam immer weiter.
Hier wurde erfolgreich ein Alternativverhalten etabliert. Der Hund wartet brav im Platz, bis er sein Futter bekommt. (Foto: Schanz-Fotodesign.de)
• Achten Sie auf die Signale, die Ihr Hund während der Trainingseinheiten aussendet. Belohnen Sie sofort jegliches Verhalten in die richtige Richtung. Bereits ein leichtes Kopfheben oder das Abwenden des Blickes zählen als kleine Schritte, die eine Belohnung wert sind.
• Passen Sie auf, dass Ihr Hund beim Training nicht in Stress gerät. Brechen Sie die Übung bei kleinsten Anzeichen dafür ab. Üben Sie nicht zu lange und vor allem auch nicht immer in der gleichen Position und am gleichen Ort.
Wichtig
Wenn Hunde „ihren“ Menschen verteidigen, ist immer professionelle Unterstützung angebracht. In solchen Fällen ist häufig ein aufwendiges und langwieriges Training erforderlich. Aber auch wenn Hunde bei anderen Ressourcen massives Verteidigungsverhalten zeigen, ist es ratsam, die Hilfe eines Hundetrainers in Anspruch zu
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