Mensch versteh mich doch
Sie zu schnell zu viel verlangt. Im Zweifel brechen Sie die Übung erst mal ganz ab: Lieber kein Training als ein schlechtes Training! Seien Sie nicht enttäuscht, weder von sich noch von Ihrem Hund. Diese Form des Leinentrainings braucht viel Zeit. Suchen Sie sich einen guten Hundetrainer, der Ihnen hilft!
Ein Trainingsplan:
• Am besten wählen Sie für die ersten Übungseinheiten ein gut zu überblickendes, größeres Gebiet wie etwa eine Wiese. Zudem sollten Sie eine Person mit einem anderen Hund um Hilfe bitten.
• Gehen Sie nun an dem Helfer mit Hund vorbei. Führen Sie Ihren Hund auf der dem anderen Hund abgewandten Seite und wählen Sie den Abstand so groß, dass er entspannt an lockerer Leine laufen kann.
• Gehen Sie so mehrmals an dem anderen Hund vorbei, aber niemals frontal auf ihn zu. Lenken Sie Ihren Hund nicht von dem Artgenossen ab. Blickt er diesen an, signalisieren Sie ihm mit Ihrem Okay-Signal, dass Sie „Herr der Lage“ sind, und fordern gleich darauf eine Alternativhandlung, beispielsweise „Komm mit“, damit er Ihnen weiter folgt.
• Funktioniert das nicht und Ihr Hund fixiert den Artgenossen drohend mit seinem Blick, war der Trainingsabstand noch zu gering. Versuchen Sie, diese Handlung mit dem Abbruchsignal zu unterbrechen, und fordern Sie dann die Alternativhandlung. Wählen Sie den Abstand zum anderen Hund beim nächsten Mal unbedingt größer.
• Für das Befolgen eines Signals, für das Abwenden des Blicks von dem Artgenossen oder für Blickkontakt zu Ihnen bestätigen Sie unbedingt Ihren Hund sofort mit dem Lobwort und/oder einer Futterbelohnung. Spielen ist bei dieser Übung keine geeignete Belohnung. Es könnte den Hund in Erregung versetzen und wäre somit kontraproduktiv.
• Üben Sie mehrmals täglich jeweils einige Minuten lang. Bemerken Sie Stresssignale bei Ihrem Hund, vergrößern Sie den Abstand oder brechen die Trainingseinheit vorzeitig ab. Gehen Sie aber nicht so von dem anderen Hund weg, dass sich dieser hinter Ihnen befindet. Für Ihren Hund ist es nicht angenehm, wenn er den Artgenossen hinter sich weiß, ohne ihn aus dem Augenwinkel sehen zu können.
Der Hund sollte beim Training immer auf der dem anderen Hund abgewandten Seite geführt werden. (Foto: R. Maurer)
• Verkleinern Sie den Abstand zu dem anderen Hund allmählich und nur dann, wenn der jeweils vorangegangene Übungsschritt hundertprozentig klappt. Je nach Hund und Ausprägung des Problems kann dieser Prozess Tage, Wochen oder Monate dauern. Lenken Sie Ihren Hund nicht mit Leckerchen ab. Nur wenn er den Artgenossen wahrnimmt, kann er auch lernen, stressfrei an ihm vorbeizulaufen.
• Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie selbst jederzeit völlig entspannt sind. Jede noch so kleine Anspannung würde sich auf Ihren Hund übertragen.
Tipp
Sie können sich im Trainingsverlauf auch ab und zu mit Ihrem Hund hinsetzen und Hunde in weiter Ferne beobachten. Achten Sie darauf, dass Sie dabei vollkommen entspannt sind, und loben Sie Ihren Hund für entspanntes Verhalten.
Sie können auch gut den Clicker einsetzen. Clicken Sie immer dann, wenn Ihr Hund in Richtung des anderen Hundes blickt, ohne diesem zu drohen und ohne Anzeichen für Stress zu zeigen. So bestärken Sie dieses richtige Verhalten.
Dieses Team hat es geschafft. Vorbeigehende Hunde sind kein Stressauslöser mehr. (Foto: R. Maurer)
Ressourcenkontrolle
Ressourcenkontrolle
UnterRessourcen ist alles zu verstehen, was dem Hund wichtig ist. Unter anderem können das sein:
• Futter, Kauknochen, Wassernapf
• Bezugsperson, Streicheleinheiten einer bestimmten Person
• Schlafplatz, andere Ruheplätze (auch Bett oder Sofa)
• Spielzeug jeder Art
• Ein bestimmter Ort (zum Beispiel das Auto oder das Haus der Hundesitterin)
Wie viel ihm die einzelnen Ressourcen bedeuten, ist bei jedem Hund individuell verschieden, zudem spielt auch die Gesamtsituation in der Familie eine Rolle. Entsprechend der Wichtigkeit einer Ressource wird ein Hund versuchen, diese mehr oder weniger stark für sich zu beanspruchen – sie zu kontrollieren. Besonders hoch im Kurs steht meist das, was nur begrenzt verfügbar ist, wie etwa portionsweise zugeteiltes Futter oder auch das erklärte Lieblingsspielzeug. Wie bereits erwähnt, stellen Hunde immer eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Sie wägen ab, ob sich das Beanspruchen einer Ressource lohnt. Ein ohnehin immer gefüllter Futternapf wird daher seltener verteidigt, der eben bereitgelegte
Weitere Kostenlose Bücher