Menschen im Mond
noch einwandfrei arbeitete, aber Feld 23 der Außenhaut einer bereits unzulässigen Spannung ausgesetzt war. Er sah in der Sehscheibe unter sich einen raketenförmigen Körper, der vorn und seitlich erheblich deformiert war und hilflos in die Tiefe trudelte. Und schließlich sah er in zwei verschiedenen Richtungen Raketen, die auf ihn zukamen.
Bill Brown dachte schnell. Er war hellwach. Diese Burschen griffen ihn mit ihren Raketen an. Mabambolo hatte nicht zuviel versprochen. Er lebte wohl nicht mehr, aber er hatte die technischen Abteilungen in Bewegung gesetzt. Und vermutlich wußten diese Techniker, daß sie den Eindringling unter keinen Umständen zur Erde zurücklassen durften. Bill Brown biß die Zähne zusammen und reagierte. Diese Mondraketen konnten lebensgefährlich werden, wenn sich die Insassen nicht schonten. Noch ein solcher Anprall – und die Außenhaut konnte nachgeben. Dann war Schluß.
Er besaß immer noch gute Nerven. Während er den Verfolgern aus dem Kurs glitt, hieb er die Beschleunigung hinein, die er gerade noch vertragen konnte. Die anderen schafften es nicht. Sie blieben unter ihm, fielen noch tiefer zurück.
Die zweite Lithiumbombe glitt aus dem Schacht.
Wieder traf ihn ein wilder Ruck, aber diesmal war er darauf eingerichtet. Er hielt die Rakete.
Die anderen nicht. Sie tauchten nicht wieder auf.
Und dann kam er schnell an die Grenze. 1500 Kilometer Höhe – 1600 Kilometer – 1700 …
Während er die Echos spielen und steuern ließ, schlug etwas Kaltes in ihn hinein. Wie war das eigentlich? Er mußte doch durch die Eisdecke hindurch? Das Loch, das sie vor Tagen aufgesprengt hatten, war bestimmt schon längst wieder zugefroren – meterdick! Die letzte Lithiumbombe konnte helfen, aber nicht einmal auf dem Mond fielen die Bomben nach oben.
Rammen? Nun, darauf war die Rakete nicht geeicht. Man konnte mit ihr keine meterdicke Eisschicht durchrammen.
Nebel wogte um die Rakete herum. Bill Brown nahm die Geschwindigkeit weg und gab schleunigst Konterdüsen. Die Nebeldecke war nicht besonders dick gewesen.
Eben noch zur rechten Zeit. Die Raketenspitze prallte eine Weile später energisch, aber noch gefahrlos gegen die Eisplatte, die den Mond verriegelte. Sie gleißte wie ein grünsilberner Spiegel, der aus sich selbst heraus leuchtete, denn hinter ihr schien die Sonne und hieb mit ihren Strahlenbündeln wuchtig in das Eis hinein.
Bill Brown nahm sich Zeit. Dann kannte er sich aus. Gute Nerven und ein klarer Kopf!
Er legte die Rakete mit dem Einstieg gegen das Eis, verankerte sie, öffnete die Schleuse und befestigte in ruhevoller Arbeit die letzte Lithiumbombe an der. Unterseite der Eisplatte. Dann gab er Langzündung und tauchte mit der Rakete ab.
Er ging bis auf tausend Kilometer hinunter und gab damit doppelt soviel Spielraum, als nötig war. Es war ihm klar, daß eine Bombe, die in der Kuppel einer Wölbung gezündet wurde, anders wirken mußte als sonst.
Er unterschätzte die Wirkung trotzdem. Die Rakete erhielt von oben einen Stoß, der sie in die Tiefe trieb, und als Bill Brown die Gefahr für überwunden hielt, kam ein Aufprall von der Seite her, der ihm für Sekunden das Bewußtsein nahm und die Rakete kippte.
Unglücklicherweise schlug einer der Diamanten in die Gleitschiene des Stabilisators hinein und klemmte sich fest.
Als Bill Brown wieder zu sich kam, torkelte die Rakete über die Spitze hinweg und warf ihn wechselnd gegen die ächzenden Gurte, so daß sein Leib zu zerreißen drohte. Er konnte den Stabilisator nicht erreichen.
Mit der Rakete rauschten Tausende von großen Edelsteinen von der Sitze zum Heck, von oben nach unten, ein funkelnder Hagel von Steinen, der unablässig gegen die empfindlichen Instrumente trommelte, ein vielfarbiges Feuerwerk, das durch den engen Raum sprühte und ihn festlich illuminierte.
In der letzten Sekunde sah Bill Brown ein besonders großes Stück, das auf seine Augen zukam, einen riesigen Diamanten aus. dem Thronsessel des Königs.
Der Rest blieb ihm erspart. Bill Brown starb unter einem Schauer von kostbaren Juwelen, während die Rakete auf dem Boden des Mondes zerschellte.
ENDE
Nachdruck der gleichnamigen Buchausgabe
„TERRA“- Utopische Romane Science Fiction – erscheint wöchentlich im Moewig-Verlag München 2, Türkenstraße 24 Postscheckkonto München 139 68 – Erhältlich bei allen Zeitschriftenhandlungen. Preis je Heft 60 Pfennig. Gesamtherstellung Buchdruckerei A Reiff & Cie. Offenburg
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