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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Keyen
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für ihn, das ihn fast umwarf. Dudley Digges war ein braver Kerl, und es würde ihm nicht leichtfallen zu begreifen, daß er im Stich gelassen wurde, aber es gab nun einmal harte Notwendigkeiten, denen man sich fügen mußte. Wenn Digges mit zurückfuhr, würde es mit Sicherheit Streitigkeiten geben, im Mindestfalle um die Thronjuwelen, und nach der Rückkehr zur Erde würde Digges in seiner Hemmungslosigkeit alles verderben. Es war vernünftig und einfache Notwehr, ihn zurückzulassen.
    Dudley Digges schrie von unten herauf und ruderte mit den Armen, tatsächlich hemmungslos in seiner Wut und seiner Enttäuschung. Und jetzt holte er seine Pistole heraus und schoß sogar.
    Bill Brown schaltete auf Startzündung. Er konnte die Rakete nicht ewig auf den Steuerdüsen halten.
    Die Rakete stieg langsam mit geringer Beschleunigung nach oben. Dudley Digges war nur noch als Punkt zu sehen.
    Bill Brown vergaß ihn. Er mußte jetzt genau überlegen, damit ihm kein Fehler unterlief. So einfach war es nicht, als Überlebender zur Erde zurückzukehren und einesteils die Beute zu genießen, andernteils aber auch nichts von den Geheimnissen des Mondes zu verraten.
    Er vergaß auch seine Überlegungen, als das Signallämpchen zu flackern begann und nach der Einschaltung die hohe Stimme Mabambolo einfiel.
    „Hier spricht Mabambolo. Ich verbiete Ihnen, zur Erde zurückzukehren. Landen Sie sofort wieder.“
    „Übernimm dich nicht, Kleiner“, antwortete Bill Brown gereizt. „Ich bin bereits unterwegs. Sei froh, daß du mich los wirst. Ich halte nichts von Leuten, die auf meiner Seite stehen, aber sich plötzlich aufspielen.“
    „Ich stehe auf Ihrer Seite. Nicht mehr! Sie haben uns beraubt und viele meiner Landsleute getötet. Das war nicht vorgesehen.“
    „Revolutionen kosten immer Opfer. Geben Sie sich zufrieden. Jetzt sind Sie immerhin König.“
    „Selbst für einen König war ich zu töricht“, erwiderte Mabambolo bitter. „Ich hätte es wissen müssen. Landen Sie jetzt, oder ich lasse Sie vernichten.“
    „Machen Sie keine Witze. Mit den bloßen Händen?“
    „Die technischen Abteilungen gehorchen mir. Sie werden verhindern, daß Sie unser Gebiet wieder verlassen.“
    „Da bin ich aber neugierig“, höhnte Bill Brown. „Wo stecken Sie jetzt eigentlich?“
    „Im Königsschloß.“
    „Dann bist du selbst für einen verhinderten König zu töricht“, knurrte Bill Brown und schaltete den Automaten für die erste Lithiumbombe. Er brauchte nicht erst hinzusehen, um zu wissen, was geschah. Nach fünf Sekunden war sie scharf und fiel aus dem Schacht, und zwanzig Sekunden später explodierte sie. Da das Triebwerk gekoppelt war, jagte in diesen fünfundzwanzig Sekunden die Rakete mit stärkster Beschleunigung in die Höhe, um aus der Gefahrenzone zu kommen.
    In einer Lithiumbombe steckte die Hölle selbst. Sie konnten sich nicht beschweren, daß er sie losließ. Er hatte bestimmt nicht die Absicht gehabt, Mondleute umzubringen, aber er mußte sich seiner Haut wehren. Und für Digges war es vielleicht ganz gut, wenn sich die Angelegenheit so schnell für ihn erledigte. Wer weiß, was Mabambolo und seine Leute sonst alles mit dem armen Kerl angestellt hätten.
    Ein unglaublich heftiger Stoß traf die Rakete, ein Stoß, der Bill Brown fast aus den Gurten riß. Die Stabilisierung setzte aus. Die Rakete überschlug sich. Ein glitzernder Regen von Diamanten und Smaragden trommelte gegen die Wände und Armaturen.
    Bill Brown fluchte. Seine Höhe mußte doch noch zu gering gewesen sein. Wahrscheinlich reagierte aber die dünnere Luft hier im Mond anders.
    Er schaltete nach und fing die Rakete wieder ab. Sie richtete sich auf und schoß in die Höhe. Dafür kam jetzt der funkelnde Segen von oben herunter und rauschte wie Steinschlag gegen den Schutzanzug und die Instrumente.
    Bill Brown fluchte heftiger. Das kam von der Fahrlässigkeit. Er mußte die Rakete stabil halten, sonst zerschlugen ihm die Steine noch die Instrumente, und wenn irgend etwas an der Elektronik ausfiel, war er verloren.
    Mabambolo meldete sich nicht wieder.
    Die nächsten Minuten vergingen friedlich. Die Rakete stieg wie im Fahrstuhl schnell in die Höhe. Bill Brown atmete leichter. Sie konnten ihn nicht halten.
    Ein furchtbarer Ruck, der ihm fast die Organe zerriß, traf ihn und die Rakete, vor seinen Augen wurde es vorübergehend schwarz.
    Als er wieder die Dinge um sich herum aufnehmen konnte, sah er mechanisch, daß die Maschinerie auf allen Kontrollen

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