Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
angesehene Person anwesend ist. Oft bringt man Kindern bei, schamvoll zu Boden zu sehen, wenn sie von einem Elternteil oder einem anderen Erwachsenen gescholten werden (Johnson, 2007, 277-290). In peinlichen Situationen in der Öffentlichkeit kann es auch passieren, dass Passanten ihren Blick aus Höflichkeit abwenden. Nehmen Sie niemals an, dass jemand, der seinen Blick nach unten richtet, Sie täuschen will.
Die Wissenschaft hat bestätigt, dass in allen untersuchten Kulturen mächtige Personen größere Freiheiten genießen, wenn es darum geht, ihre Blicke schweifen zu lassen. Es steht ihnen sozusagen zu, jederzeit dorthin zu blicken, wohin sie eben gerade blicken möchten. Rangniedere Menschen hingegen unterliegen größeren Einschränkungen. Die Tradition schreibt vor, in der Anwesenheit eines Herrschers, ebenso wie in der Kirche, den Blick zu senken. Außerdem gilt grundsätzlich, dass dominante Menschen dazu neigen, rangniedere zu ignorieren, während es für Letztere typisch ist, Erstere aus gebührendem Abstand zu beobachten. Personen mit einem hohen Status können also ihre Untergebenen sprichwörtlich übersehen, während diese mit ihrem Blick permanent aufmerksam bleiben müssen. Dem König steht es frei, jeden nach Belieben anzublicken, während seine Untergebenen ihre Augen einzig und allein auf ihn zu richten haben, auch während sie sich aus dem Saal entfernen.
Viele Personalleiter haben mir gegenüber geäußert, dass es ihnen missfällt, wenn während eines Bewerbungsgesprächs die Augen des Bewerbers das Zimmer durchstreifen, »als würde ihm der Raum gehören«. Der umherschweifende Blick hinterlässt einen schlechten Eindruck, weil der Betreffende desinteressiert erscheint oder so, als fühle er sich überlegen. Mit dem neuen Job wird es also voraussichtlich nichts werden, wenn Ihre Augen sich nicht auf die Person konzentrieren, die im Bewerbungsgespräch die Fragen stellt.
Augenblinzeln beziehungsweise Lidflattern
Unsere Blinzelfrequenz erhöht sich, wenn wir erregt, besorgt, nervös oder betroffen sind. Ist die Anspannung vorüber, stellt sich wieder der Normalzustand ein. Dementsprechend kann häufiges, schnelles Blinzeln auf einen inneren Konflikt hindeuten. Schon wenn jemand zum Beispiel etwas sagt, das uns missfällt, kann das dazu führen, dass wir anfangen, mit den Augenlidern zu flattern. Dasselbe gilt, wenn wir in einem Gespräch Probleme damit haben, uns auszudrücken, und um Worte ringen (siehe Kasten 51). Das Flattern der Augenlider weist deutlich auf eine Missstimmung hin, entweder weil wir mit unserer Leistung unzufrieden sind oder mit der tatsächlichen oder vermeintlichen Meinung eines anderen. Besonders schön zu beobachten ist ein solches Verhalten bei dem englischen Schauspieler Hugh Grant, der seine flatternden Augenlider als Stilmittel einsetzt, um auszudrücken, dass er verwirrt, verblüfft, entgeistert oder irritiert ist.
Kasten 51
DIE BLINZELFREQUENZ SAGT ETWAS ÜBER DAS WOHLBEFINDEN AUS
Das Flattern der Augenlider zu beobachten ist sehr nützlich, wenn es Ihnen darum geht, im geselligen Umgang mit anderen den Gesprächspartnern ein gutes Gefühl zu geben. Bei sozialen oder geschäftlichen Zusammenkünften jeder Art ist es für den Fortgeschrittenen sehr hilfreich, auf die Augenlider zu achten, denn sie verraten viel darüber, ob die Anwesenden sich in einer Situation wohlfühlen oder nicht. Jemand, der beständig blinzelt, fühlt sich eher unwohl. Dieses nonverbale Zeichen ist sehr zuverlässig und folgt bei den meisten Menschen unmittelbar auf ein wahrgenommenes Problem. Nimmt das Flattern der Augenlider im Lauf eines Gesprächs zum Beispiel zu, weist dies darauf hin, dass das Thema als zunehmend kontrovers oder unangenehm empfunden wird und es höchste Zeit für einen Themenwechsel ist. Das plötzliche Auftreten dieses nonverbalen Signals ist sehr signifikant und sollte nicht ignoriert werden, wenn Sie möchten, dass sich Ihre Gäste wohlfühlen. Da jeder Mensch unterschiedlich häufig blinzelt - vor allem wenn er sich gerade an neue Kontaktlinsen gewöhnt -, sollten Sie vor allem auf Veränderungen in der Blinzelfrequenz achten, zum Beispiel auf ein jähes Aussetzen oder eine deutliche Zunahme.
Menschen, die ich in nonverbaler Kommunikation unterrichte, fällt oft auf, wie die Lidbewegungen von Präsident Richard Nixon zunahmen, während er seine »Ich bin kein Schurke«-Rede hielt. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass das Blinzeln voraussichtlich
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