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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Der Berserker, halb Idiot, halb Genie, hatte den Angriff aufgegeben, als ihm der Erfolg schon sicher war – vielleicht durch das Manöver getäuscht, vielleicht aufgrund der Zufallsstrategie.
    »Newton.« Das Tier drehte sich herum, als er eine Veränderung in der Stimme erkannte. Nun konnte Del die Worte hersagen, die Newton dazu brachten, seinen Herrn wieder zu befreien – eine Satzfolge, die sich jemand unter dem Einfluß der Gehirnwaffe nicht merken konnte.
    »… soll nicht von der Erde verschwinden«, beendete er seinen Vortrag. Mit einem Freudenschrei löste Newton die Fesseln. Del wandte sich sofort an das Funkgerät.
    »Die Waffe ist offensichtlich abgeschaltet, Foxglove«, sagte Del, und seine Stimme erreichte die Kabine des größeren Schiffes.
     
    *
     
    Der Kommandant seufzte erleichtert. »Er hat die Steuerung wieder übernommen.«
    Der Zweite Offizier – einen dritten gab es nicht – meinte: »Das bedeutet, daß wir während der nächsten zwei Stunden eine Chance haben. Ich finde, daß wir angreifen sollten.«
    Der Kommandant schüttelte den Kopf, langsam, aber ohne das geringste Zögern. »Mit zwei Schiffen haben wir keine reelle Chance. In weniger als vier Stunden kommt Gizmo her. Wir müssen die Sache bis dahin verzögern, wenn wir gewinnen wollen.«
    »Wenn er das nächste Mal Dels Gedanken verwirrt, wird er angreifen. Ich glaube nicht, daß wir ihn auch nur eine Minute täuschen konnten – wir sind hier sicher vor seinem Gehirnstrahl, aber Del kann sich nicht zurückziehen. Und wir dürfen nicht erwarten, daß der Aiyan auch bei einem Kampf das Schiff unter Kontrolle behält. Wir haben wirklich keine Chance, wenn Del außer Gefecht gesetzt ist.«
    Die Blicke des Kommandanten streiften lässig die Instrumente. »Wir warten ab. Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, daß er angreifen wird, wenn er das nächste Mal seinen Gehirnstrahl einsetzt.«
    Der Berserker sprach plötzlich. Seine Stimme kam deutlich per Funk in die beiden Schiffe. »Ich habe einen Vorschlag für dich, kleines Schiff.« Seine Stimme wirkte hell und jugendlich, denn er verwendete Worte, die er von menschlichen Gefangenen beiderlei Geschlechts aufgeschnappt hatte. Fetzen menschlicher Gefühle, dachte der Kommandant, sortiert und wie Schmetterlinge auf Nadeln gespießt. Es gab keinen Grund zu der Annahme, daß der Berserker die Menschen am Leben gelassen hatte, nachdem er ihre Sprache verstand.
    »Ja?« Im Vergleich dazu klang Dels Stimme hart und kraftvoll.
    »Ich habe ein Spiel erfunden«, sagte er. »Wenn du gut spielst, töte ich dich nicht sofort.«
    »Jetzt verstehe ich alles«, sagte der Zweite Offizier leise.
    Der Kommandant dachte ein paar Sekunden nach und schlug dann mit der Faust auf die Sessellehne. »Er will seine Lernfähigkeit testen und sein Gehirn dauernd überprüfen, während er die Energie des Strahls verstärkt und verschiedene Modulationen ausprobiert. Wenn er merkt, daß sein Gehirnstrahl funktioniert, wird er sofort angreifen. Darauf wette ich meinen Kopf. Diesmal also spielt er etwas Neues.«
    »Ich werde mir den Vorschlag überlegen«, erwiderte Del kühl.
    Der Kommandant meinte: »Der Berserker hat es mit dem Spielbeginn nicht eilig. Er kann seine Waffe erst wieder in zwei Stunden einsetzen.«
    »Aber darüber hinaus brauchen wir noch zwei Stunden.«
    Sie hörten Dels Stimme: »Beschreibe mir dein Spiel!«
    »Es ist eine vereinfachte Version des menschlichen Schachspiels.«
    Der Kommandant und der Zweite Offizier sahen einander an. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, daß Newton Schach spielte. Und sie zweifelten auch nicht daran, daß sie in ein paar Stunden sterben mußten, wenn Newton versagte. Dann war der nächste Planet fällig.
    Nach einem längeren Schweigen fragte Del: »Woraus soll unser Brett bestehen?«
    »Wir werden einander die Züge per Funk mitteilen«, erklärte der Berserker gleichmütig. Er beschrieb ein schachähnliches Spiel, das mit einer kleineren Anzahl von Figuren auf einem kleineren Brett gespielt wurde. Es war nicht weiter schwierig, aber natürlich brauchte man dazu ein gesundes Gehirn, das die Züge planen und vorherberechnen konnte.
    »Wie sollen wir entscheiden, wer den ersten Zug hat?« fragte Del langsam.
    »Er versucht, Zeit zu gewinnen«, sagte der Kommandant und kaute an seinem Daumennagel. »Und wir können ihm keine Ratschläge geben, weil dieses Ding zuhört! Del-Boy, laß dich nicht unterkriegen!«
    »Um die Sache zu vereinfachen, werde ich

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