Menschen und Maschinen
verlangte ein Aspirin. Er mußte feststellen, daß der Verkäufer durch einen glatten, schwarzen Humanoiden ersetzt worden war. Entsetzter als zuvor betrat er wieder sein Büro.
Ein bedrückendes Schweigen lag über den Räumen. Er hatte drei Vertreter mit Robotermodellen unterwegs. Das Telefon hätte den ganzen Vormittag nicht stillstehen dürfen – normalerweise gaben sie ihm ihr Bestellungen und Berichte durch. Aber an diesem Tag kam nur ein einziger Anruf – die Kündigung eines Vertreters.
»Ich habe mir einen dieser neuen Humanoiden besorgt«, erklärte der Mann. »Und er sagt, daß ich nicht mehr arbeiten muß.«
Underhill schluckte seine Flüche hinunter und versuchte die ungewöhnliche Stille zu einer Überprüfung seiner Bücher auszunützen. Aber die Lage der Agentur, die schon seit Jahren nicht mehr die beste war, erschien nun grauenhaft. Er wandte sich hoffnungsvoll von den Aktenstößen ab, als endlich eine Kundin hereinkam.
Aber die resolute Frau wollte keinen Androiden. Sie wollte, daß Underhill das Modell zurücknahm, das sie letzte Woche gekauft hatte. Sie gab zu, daß es alle Arbeiten verrichtete, die im Garantievertrag aufgeführt waren – aber nun hatte sie einen Humanoiden gesehen.
Am Nachmittag klingelte das Telefon noch einmal. Der Filialleiter der Bank wollte wissen, ob Underhill vorbeikommen könne, um die Kreditangelegenheiten zu regeln. Underhill suchte ihn auf, und der Mann begrüßte ihn mit einer Liebenswürdigkeit, die nichts Gutes verhieß.
»Was macht das Geschäft?« fragte er.
»Durchschnittlich, wenigstens im letzten Monat«, erklärte Underhill ruhig. »Nun bekomme ich eine neue Lieferung herein und brauche eine weitere kleine Anleihe …«
Die Blicke des Bankbeamten wurden mit einemmal kühl, und seine Stimme verlor an Klang.
»Ich glaube, Sie haben Konkurrenz in der Stadt bekommen«, sagte er hart. »Diese Humanoiden. Ein sehr solider Konzern, Mister Underhill. Sehr solide! Er hat seine Unterlagen bei uns deponiert und eine hohe Summe eingezahlt, mit denen die hiesigen Ausgaben beglichen werden sollen. Eine ungewöhnlich hohe Summe!«
Der Bankleiter senkte bedauernd die Stimme.
»Unter diesen Umständen, Mister Underhill, kann die Bank Ihre Agentur leider nicht mehr finanzieren. Wir müssen Sie bitten, Ihren Verpflichtungen voll nachzukommen.« Als er Underhills Verzweiflung sah, fügte er hinzu: »Wir haben Sie ohnehin zu lange unterstützt, Underhill. Wenn Sie nicht zahlen können, muß die Bank das Konkursverfahren einleiten.«
Die neue Androidenlieferung kam am Spätnachmittag an. Zwei zierliche schwarze Humanoiden luden sie ab – denn es stellte sich heraus, daß die Inhaber der Speditionsfirma ihr Eigentum bereits dem Humanoiden-Institut überschrieben hatten.
Geschickt stapelten die Humanoiden die Kisten. Höflich brachten sie ihm die Empfangsbestätigung zur Unterschrift. Er hatte keine große Hoffnung mehr, daß er die Androiden verkaufen konnte, aber er hatte die Sendung bestellt und mußte sie nun auch annehmen. Mit zitternder Hand unterschrieb er. Die nackten schwarzen Dinger bedankten sich und brachten den Lastwagen weg.
Underhill stieg in seinen Wagen und fuhr heim. Innerlich kochte er. Er achtete nicht auf den Verkehr, und mit einem Male stand er mitten auf einer Kreuzung, umbrandet von Gegenverkehr. Eine Polizeipfeife trillerte, und er fuhr an den Randstein. Er wartete auf den wütenden Gesetzeshüter, aber ein kleiner schwarzer Humanoide beugte sich zu ihm herunter.
»Zu Diensten, Mister Underhill«, sagte er sanft. »Sie müssen die Rotlichter beachten. Sonst gefährden Sie Menschenleben.«
Er starrte das Ding verbittert an. »Das ist doch …!«
»Wir helfen im Moment im Polizeipräsidium aus«, erklärte der Humanoide. »Aber eigentlich ist das Autofahren nach dem Obersten Grundsatz viel zu gefährlich für den Menschen. Sobald unser Service vervollständigt ist, werden wir für humanoide Fahrer sorgen. Dann ist die Polizei ohnehin überflüssig.«
Underhill funkelte sein Gegenüber wütend an.
»So!« sagte er scharf. »Ich habe also ein Rotlicht überfahren. Und was wirst du dagegen tun?«
»Unsere Aufgabe ist es nicht, den Menschen zu bestrafen, sondern sein Glück und seine Sicherheit zu fördern«, sagte die Silberstimme sanft. »Wir verlangen nur, daß Sie während der kurzen Zeit, in der wir unseren Service ausweiten, sicher fahren. «
Sein Zorn ließ sich kaum noch bändigen.
»Ihr seid zu perfekt«, sagte er.
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