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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Höhe der größten Ungewöhnlichkeiten, Sie sind gleichsam geschaffen für die Ungewöhnlichkeiten und die Ungewöhnlichkeiten für Sie.
    In Stürmen sind Sie - Sturm. Bei Überraschungen sind Sie eine Überraschung. In der Welt der Rätsel sind Sie ein scharfsinniger Rätsellöser. Je drohender der Feind, desto drohender auch Sie, stets entsprechen Sie Ihrem Gegner. Meine Freunde, meine Freunde, erinnern Sie sich, wie wir kürzlich, vom Riß des Zeitenbands gemartert, allmählich dem Wahnsinn verfielen, den Willen zum Widerstand verloren. Der einzige, der dem verderblichen Zeitkrebs widerstand, der sich verbissen gegen eine Erschlaffung auflehnte, war er, unser wissenschaftlicher Leiter, unser Admiral, unser Freund Eli. Wie konnten Sie es wagen, Admiral, zu fordern, daß wir durch unsere Entscheidung mit eigenen Händen Ihr Gehirn auslöschen, unseren größten Reichtum, daß wir Ihren Willen brechen, die sicherste Garantie für unsere Befreiung aus dem Ungemach? Eli, mein Freund, wie konnte in Ihrem hellen Kopf ein solch schändlicher Gedanke reifen?“
    Er war selbstverständlich ein Redner in altertümlichem Stil, einer von denen, die unter dem Beifall und den begeisterten Zurufen der Menge glänzende Reden halten. Und er hatte sein Ziel erreicht, man applaudierte ihm und rief ihm zu. Mir schenkte niemand mehr Beachtung, alle Gesichter waren Romero zugewandt. Er stand, stützte sich mit der einen Hand auf den Spazierstock und malte mit der anderen Linien in der Luft, um die Wirkung seiner Worte zu verstärken. Wahrscheinlich wäre auch ich von seiner malerischen Haltung und der leidenschaftlichen Rede überwältigt gewesen, hätte es sich nicht um mich gehandelt. Ich bemühte mich, Romero von den Gipfeln der Psychologie in die trostlose Ebene der praktischen Sorgen herunterzuholen: „Ich weiß nicht, Pawel, ob Sie sich darüber klar sind, Sie liefern uns alle den mächtigen und unbarmherzigen Händen des Feindes aus, wenn Sie den Kampf gegen dessen unfreiwillige Agenten ablehnen!“
    „Nein, Admiral! Tausendmal nein!“
    „Sie bestreiten, daß die Ramiren mächtig und unbarmherzig sind?“
    „Daß sie mächtig sind, gebe ich zu. Es wäre sinnlos, zu bestreiten, was offensichtlich ist. Aber ich bestreite, daß sie unbarmherzig sind!“
    Unschlüssig blickte ich Oleg an. Er verhielt sich so ruhig, als hätte er im voraus gewußt, was Romero sagte, als hätte er sich vorher mit ihm abgesprochen.
    Empört rief ich: „Und Sie sagen das, nachdem wir gesehen haben, wie sie die Aranen verhöhnen? Klingt Ihnen nicht noch das hysterische Geschrei ,Die Grausamen Götter!’ in den Ohren? Und bezeugen nicht die Leichen von Lussin und Trub, die vernichtete , Stier’ und das zertrümmerte Geschwader, daß sie grausam und unsere Feinde sind?“
    „Nein, lieber Admiral, daß bezeugen sie nicht im mindesten!“
    „Einer von uns beiden hat tatsächlich den Verstand verloren! Ich hoffe, daß nicht ich das bin. Was sind sie denn, wenn nicht grausam und nicht unsere Feinde?“
    „Admiral! Sie sind gleichgültig uns gegenüber.“

9
     
    Ich würde gegen die Wahrheit verstoßen, gäbe ich nicht zu, daß ich erschüttert war. Es gibt erfreuliche und unangenehme Worte, leere und unbedeutende, oberflächliche und solche, deren Schwere man wie ein Gewicht empfindet. Die meisten informieren nur.
    Doch es gibt andere, die Erleuchtungen sind, Blitze, die die Finsternis grell erhellen, die Schlüssel zu den geheimen Türen vergessener Wahrheiten sind. Für mich klang das Wörtchen „gleichgültig“ wie eine Erleuchtung, wie eine Offenbarung. Meinetwegen hätte Romero nicht weiterzusprechen brauchen. Ich glaubte sofort und endgültig.
    Doch Romero sprach und sprach und berauschte sich an seiner eigenen Beredsamkeit. Ich hatte nicht geahnt, daß man so atemlos, so dankbar zuhören könne, wie man ihm lauschte. Alles wurde umgedreht, alles vom Kopf auf die Beine gestellt: In die drohende Welt, die uns umgab, in die unsinnige und wilde Welt kehrte die Natürlichkeit zurück.
    Der Untergang der „Widder“ hatte Romero auf den Gedanken gebracht, daß die Ramiren auch nach Oans Tod einen Informanten auf der „Steinbock“ haben müßten. Aber dann bezweifelte er, ob sie Agenten unter uns brauchten. Waren sie denn Feinde?
    Und er erinnerte sich der Überlieferung der Zerstörer und Galakten, wonach die mächtigen Ramiren ins Zentrum der Galaxis übergesiedelt waren, weil sie den Kern umbauen wollten. Da war er, dieser entsetzliche

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