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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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vielleicht Kriterien entdecken, nach denen er seine Opfer auswählt.«
    »Hmmm.« Emile Couvier wandte sich wieder den Fotos zu. »Alleinstehende junge Frauen, Haarfarbe variabel, Haarlänge unerheblich, Haustier spielt keine Rolle, Größe ja wohl auch nicht. Möglicherweise spricht er die Frau irgendwo an. Vielleicht klingelt er auch einfach, erzählt eine belanglose Geschichte und checkt so, ob die Frau allein in der Wohnung ist. Wenn nicht, macht er einfach kehrt und klingelt woanders. Er muss manipulatorische Fähigkeiten haben – die Frauen lassen ihn immerhin rein.«
    »Vielleicht sucht er deshalb junge Frauen aus. Sie sind unerfahren und schätzen die Situation falsch ein, können sich nicht so selbstbewusst verhalten wie Frauen mit Lebenserfahrung und Gespür für die Gefahr«, gab Nachtigall zu bedenken.
    »Gerade junge Frauen überschätzen ihre eigenen Möglichkeiten zur Gegenwehr völlig. Sie glauben, es mit jedem aufnehmen zu können. Oft haben auch die Mütter versäumt, geeignete Strategien zum Selbstschutz an die Töchter weiterzugeben«, kommentierte Albrecht Skorubski.
    »Es wär doch au denkbar, dass sie nur nett sei wollte, oder? Er hat ihnen irgendeine rührselige G’schichte erzählt – am besten mit einem Tier in Gefahr – und sie wollte nur helfe. Wär doch möglich.« Michael Wiener dachte an seine Freundin, die auch immer bereit war, jemandem unter die Arme zu greifen. Er nahm sich vor, heute Abend mit ihr darüber zu sprechen, wie leicht sie sich damit in Gefahr begeben konnte. Er wusste schon jetzt, dass sie ihn auslachen würde.
    »Ja. Das alles kann gut so gewesen sein. Gibt es denn, wenn wir einen Mittelpunkt zwischen den Tatorten suchen, eine Stelle, an der er sie getroffen haben könnte? Ein Café, einen Supermarkt?«
    »Das haben wir eigentlich schon geklärt. Johanna Merkowski war allein einkaufen und ging auch allein nach Hause. Er muss sie entweder direkt vor dem Haus oder im Treppenhaus angesprochen haben. Auch die Kollegen von Alexandra Legner haben nicht bemerkt, dass jemand mit ihr Kontakt aufgenommen hätte.«
    »Schade. Es wäre ein guter Ansatz gewesen. Wir wissen nämlich, dass viele Täter den ersten Kontakt immer am selben Ort herstellen. Weil sie sich dort sicher fühlen, sich dort gut auskennen, angenehme Erinnerungen damit verknüpfen.«
    »Warum mordet er so schnell hintereinander? Ich dachte immer, Serientäter lassen einige Zeit zwischen den Taten verstreichen!«, fragte Skorubski.
    »Er ist ein entflohener Mörder. Die ganze Stadt sucht nach ihm. Er versucht, so viele seiner Fantasien umzusetzen wie möglich. Und da er nicht weiß, wie viel Zeit ihm dazu bleibt …« Couvier zuckte mit den Schultern.
    »Es wird also weitergehen, nicht?«, murmelte Nachtigall leise.
    »Ja. Davon ist auszugehen. Er mordet aus Spaß an der Sache, wie er selbst sagt. Es muss ein rauschhaftes Erleben sein. Warum sollte er also mit etwas aufhören, das ihm so eine Fülle positiver Emotionen beschert?«
    »In Baden-Württemberg sitzt ein Sexualstraftäter ein. Schon seit über 40 Jahren. Der hat innerhalb weniger Monate vier Frauen überfallen und getötet. Er kommt nicht raus, obwohl er inzwischen schwer krank ist, weil die Gutachter annehmen, dass von ihm noch immer eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. Ich hab gestern im Internet recherchiert und dabei gefunden, dass er in den Jahren vor den Morden auch schon Frauen überfallen und vergewaltigt hat. Es muss ja bei dem auch so etwas wie ein Rausch gewesen sein.«
    »Wer?«
    »Heinrich Pommerenke.«
    »Oh, ja, ich weiß. Der sitzt bei Karlsruhe.«
    »Ja«, bestätigte Michael Wiener, »in Bruchsal. Keine zwei Stunden von Freiburg entfernt.«
    »Ich glaube, ihr sucht einen Mann, der sich nimmt, was er begehrt oder was man ihm verwehren will. Ich erinnere mich an viele Fotos von ihm in der Presse – und ich bin sicher, er könnte auch auf normalem Weg eine Frau kennenlernen und mit ihr eine Beziehung führen. Aber das scheint er gar nicht zu versuchen. Er sieht ja im Grunde völlig harmlos aus. Vielleicht fürchtet er, doch zurückgestoßen zu werden oder der ganzen Situation langfristig nicht gewachsen zu sein, und bringt sie deshalb in seine Gewalt.«
    »Windisch ist kein Riese. Normal groß, so knapp 1,75 Meter. Wie Albrecht. Aber ich denke, er hat sich fit gehalten. Körperlich ist er den Frauen sicher überlegen.«
    »Denkbar ist auch, dass er eine Erektionsstörung hat. Er vergewaltigt seine Opfer nie – immer wird das

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