Menschenfänger
viel Naivität konnte er doch nur lachen! Sogar einen Streifenwagen hatten sie etwas abseits von ihrem Haus geparkt. Aber so leicht würde er ihnen nicht in die Falle gehen! Sein Versteck war sicher!
Er dachte an seine Eltern und fragte sich, ob sie ihn am Ende wohl verstanden hatten. Es war eine schwierige Situation. Der Nachbar hatte sich immer wieder über die streunenden Katzen in seinem Garten aufgeregt. Und auch seine Eltern jammerten tagelang über die Katzen, die die Vogelnester ausgeräumt hatten. Er hatte das Problem gelöst! Er hatte ihnen damals einen großen Gefallen getan! Allen! Doch eingebracht hatte ihm das nur Ärger. Weil sie nie verstanden haben, was er leistete. Aber, das wusste er inzwischen, viele Genies waren zu ihrer Zeit einfach verkannt worden! Leider konnten sie ja nun an seinem großen Triumph nicht mehr teilhaben!
28
»Was haben wir?«, fragte Nachtigall und sah Michael Wiener auffordernd an.
»Tja – immer mehr Opfer, immer mehr Informationen – und einen Täter, der unsichtbar bleibt.«
»Windisch hat genug Spuren am Tatort zurückgelassen. Er wurde als Spurenleger eindeutig identifiziert. Nicht einmal Handschuhe hat er getragen! Er wollte, dass wir wissen, mit wem wir es zu tun haben!«, erklärte Albrecht Skorubski und hielt die Analyse des Spermas vom ersten Tatort sowie die Auswertung der Fingerspuren hoch.
»Und der gefundene Schlüssel passt zur Wohnung von Johanna Merkowski. Anne Hempel hat ihn eindeutig identifiziert. Ich glaube, Windisch hat ihn extra für uns zurückgelassen. Er will, dass wir wissen, dass er in jedem Fall der Täter ist! Damit wir keinen Fehler machen und die Morde womöglich versehentlich einem anderen Täter zugeordnet werden!«, erklärte Peter Nachtigall und heftete auch die Fotos vom zweiten Tatort an die Pinnwand. Horrorbilder, die ihn nie mehr loslassen würden. »Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass wir bei Alexandra Legner keinen Schlüssel gefunden haben, der zu ihrer Wohnungstür passt. Wir müssen also davon ausgehen, dass Windisch – wie bei den Morden damals die Handys – diesmal den Schlüsselbund mitgenommen hat, um ihn am nächsten Tatort zurückzulassen. Er plant demnach schon den nächsten Mord. Das ist nicht zu bezweifeln«, meinte er dann bedrückt.
Albrecht Skorubski hielt den Blick auf die Akten gesenkt, Michael Wiener blätterte in den neuen Berichten der Spurensicherung. Peter Nachtigall wusste, dass es galt zu verhindern, seine depressive Grundstimmung auf die Kollegen zu übertragen. Dadurch kämen ihre Ermittlungen ins Stocken, und das wäre gerade jetzt eine Katastrophe, wo ihnen allen klar war, dass der Täter sein Morden nicht lassen würde, bis sie ihn geschnappt hatten. Er dachte fieberhaft darüber nach, wie er wieder Schwung in die Untersuchungen bringen konnte.
»Dr. Pankratz hat obduziert. Die Verletzungen ähneln denen des ersten Opfers. Er muss ein Gerät haben, an dem er die Köpfe austauschen kann. Die verschiedenen Aufsätze bringt er zum Glühen, und so entstehen die Verbrennungen auf der Haut und die inneren Verletzungen an Vagina, Uterus und Darm. Auch Alexandra Legner starb erst durch den Stich ins Herz. Er hat eine persönliche Notiz an den Befund gehängt. Hier steht, er habe niemanden von uns zur Autopsie eingeladen, weil er hofft, dass unsere Kräfte so frei sind, um den Mörder zu fassen. Er wünscht uns schnellen Erfolg und hofft, nicht noch einmal in diesem Fall nach Cottbus gerufen zu werden.«
Es klopfte und alle Köpfe fuhren herum.
»Emile!« Drei hoffnungsvolle Beamte begrüßten den Neuankömmling.
»Dr. März hat einen Fachmann für operative Fallanalysen angefordert – und hier ist er!«, lachte der junge Psychologe, der wie immer aussah, als habe er bis gerade eben Herrenmode auf dem Laufsteg präsentiert. Nachtigall konnte noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet seine Jule sich so einen Schönling ausgesucht hatte. Aber er übte tapfer, damit umzugehen.
»Du liebe Zeit! Sind das die Tatorte?« Emile Couvier trat näher heran und betrachtete die Bilder sorgfältig.
»Schrecklich! Er quält sie stundenlang, bis er sie dann mit einem Herzstich tötet. Aber das Allerschlimmste ist, dass wir ihn ja schon hinter Schloss und Riegel hatten!«
»Ihr seid sicher, dass dieser Ausbrecher der Täter ist?«
»Ja. Er hat eindeutige Spuren hinterlassen. Fingerspuren, Haare, Sperma. Er wollte wohl keinen Zweifel aufkommen lassen. Die Tatorte ähneln auch denen von vor sechs
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