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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Ganz sicher hätte sie nie einem Fremden geöffnet. Ganz sicher nicht!«
    »Gut, gut. Ich glaube Ihnen ja, dass Ihre Tochter vorsichtig war. Der Täter hatte vielleicht eine anrührende Geschichte, die er überzeugend erzählen konnte, und Ihre Tochter öffnete, weil der andere in einer Notlage war.«
    Carsten Legner starrte auf die verblichene Wachstuchtischdecke.
    »Sie wollte unbedingt diese Wohnung haben – ein Stück Freiheit. Wäre sie bei mir geblieben, könnte sie jetzt noch leben. Aber ich bin eben ein schwieriger, alter Mann. Manchmal dickköpfig und eigenbrödlerisch. Ich hätte mich zusammennehmen können, statt nur noch zu jammern. Vielleicht wäre sie dann nicht weggezogen.«
    Der Vater putzte sich laut die Nase.
    »Nein«, tröstete Nachtigall, »ab einem bestimmten Alter brauchen Töchter das Gefühl von Unabhängigkeit. Sie wäre nicht geblieben. Egal, wie sehr sie sich geändert hätten. Glauben Sie mir.«
    Schwerfällig erhob sich der Hauptkommissar und gab Michael Wiener, der im Flur wartete, ein Zeichen, näher zu kommen.
    »Wir brauchen einen Psychologen. Möglicherweise ist er suizidgefährdet.«
    »Gut. Ich kümmere mich drum. Dr. März ist bei ihr. Er will dich sehen.«
    Nachtigall nickte müde und betrat widerwillig das Schlafzimmer des Opfers. Er stellte fest, dass Alexandra Legner bereits abgeholt worden war. Der Staatsanwalt kehrte ihm den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Nachtigall räusperte sich.
    Dr. März fuhr herum.
    »Ah, da sind Sie ja. Das ist ja eine furchtbare Sache. Windisch?«
    »Der Tatort hat große Ähnlichkeit mit dem letzten. Er hat sein Opfer wieder gequält und dann mit einem Stich ins Herz getötet. Wenn der erste Mord auf Windischs Konto geht, dann dieser zweite hier wohl auch.«
    »Haben Sie denn überhaupt schon einen Anhaltspunkt? Irgendeine Vorstellung davon, wo Sie nach ihm suchen müssen?«
    »Nein, nichts Konkretes. Es gibt eine Brieffreundin, Hildegard Clemens, aber die behauptet, ihn nach seiner Flucht weder gesehen noch gesprochen zu haben.«
    »Glauben Sie ihr?«
    »Nein. Eine Streife behält das Haus im Auge, aber bisher haben die Kollegen wohl noch nichts Auffälliges bemerkt. Er kann sich überall versteckt halten! Es gibt so viele unbewohnte Häuser in der Stadt. Wenn er irgendwo eingestiegen ist, kann es lange dauern, bis jemand das bemerkt.«
    »Aber wir könnten das überprüfen! Schicken Sie ein paar Streifenwagen los, die sollen die bekannten leer stehenden Häuser kontrollieren. Das schreckt vielleicht, so ganz nebenbei, noch ein paar Dealer auf. Was noch?«
    »Eine Ausweitung des Aufrufs in den Medien. Leere Wohnungen, in denen plötzlich ein Lichtschein bemerkt wird, Geräusche aus der Wohnung des Nachbarn, der verreist ist, in der Gartenlaube der Bekannten regt sich etwas, obwohl die in dieser Jahreszeit nie kommen. Informationen an die Polizei, keine Kontaktaufnahme: Der Täter ist gefährlich!«
    Dr. März nickte.
    Ohne ein Wort starrten sie auf das blutgetränkte Bett.
    »Couvier?«
    »Wenn er frei ist, immer. Er könnte uns bestimmt helfen.«
    »Gut – mal sehen, was ich machen kann. Finden Sie den Mann, bevor er wieder tötet!« Dr. März drehte sich abrupt um, und seine Schritte verklangen im Treppenhaus.
    »Wir haben den Wohnungsschlüssel noch immer nicht gefunden. Aber auf dem Küchentisch lag ein Bund, von dem keiner zu einer einzigen Tür hier passt.« Der Kollege reichte Nachtigall einen Schlüsselbund, an dem ein Klangherz leise klimperte. »Vielleicht hat sie den Schlüssel irgendwo auf der Straße gefunden und wollte ihn morgen im Fundbüro abgeben.«
    Doch der Hauptkommissar hatte eine ganz andere Idee, welche Tür sich damit öffnen lassen würde.

27
    Es hatte Klaus Windisch etwas Mühe gekostet, Hildegard zu erklären, wo er sich aufgehalten hatte, als Alexandra Legner getötet wurde, und sie wieder zu beruhigen. Nicht, dass sie nun direkt misstrauisch gewesen wäre, aber er hatte so etwas wie Unmut bei ihr darüber gespürt, dass er schon wieder zur Tatzeit nicht bei ihr war. Aber natürlich sah sie auch ein, dass ein Komplott gegen ihn nur dann funktionieren konnte, wenn er tatsächlich für die Tatzeit kein Alibi vorweisen konnte. Wie schon seit Tagen versuchte sie ihn dazu zu bewegen, ihr sein Versteck zu verraten. Doch er war schließlich nicht halb so dumm, wie die Polizei vermutete. Da hatten die doch wirklich geglaubt, er käme nun schnurstracks zu Hildegard gelaufen, um bei ihr unterzukriechen! Ha! Über so

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