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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Eye-Dialers nach ihrem Augenlicht, und Margaretes Hunger nach dem Blick ins Paradies – sie bildeten ein perfektes Paar, das durch nichts zu trennen war.
    Nicht einmal durch Magie, durch Zauberei? Margarete war eine Hexe. In Stresssituationen wie dieser war es schwierig, ihre Kräfte zu entfalten. Körperlich und geistig war sie am Ende. Sie suchte in ihren Gedanken nach einer Formel, mit der sie sich isolieren, sich abschotten, eine Wand zwischen sich und diesen teuflischen Sog schieben konnte.
    Sie startete einen hastigen Versuch, aber ihre eigene Gier nach dem Licht machte ihn wieder zunichte. Ihre Augen brannten, schmerzten, und doch konnte sie sie nicht schließen. „Neeeiiiiin!“ Was aus ihrer Kehle drang, drückte all die Pein aus, die in ihr war. Sie hatte das Gefühl, sterben zu müssen.
    „Lass mich fallen!“, brüllte sie. „Schüttle mich ab!“
    Vielleicht war es eine Möglichkeit, die Verbindung zu unterbrechen. Sie hatte nur Kontakt, weil sie auf dem Gargoyle lag. Um auf das Dach zu kriechen, fehlte ihr die Kraft. Also gab es nur einen Weg:
    Hinab in die Tiefe, wo sie sich vermutlich den Hals brechen würde.
    Sie verlagerte ihr Gewicht …

4
    Der Wasserspeier reagierte.
    Er bewegte sich, drehte sich zur Seite, krümmte sich, um Schwung zu holen … und schleuderte Margarete Maus hoch in die Luft!
    Noch im selben Augenblick, da sie den Kontakt zu ihm verlor, brach der Spuk schlagartig ab. Das Licht erlosch, die Empfindung eines körperlosen Saugrüssels, der in ihre Augen tauchte, verschwand. Sie konnte ihre Lider wieder schließen, und als sie sie sofort wieder öffnete, waren nur dunkle Schemen um sie …
    Sie beschrieb einen steilen Bogen in der Luft, ihr kraftloser Körper schlenkerte wie eine Gliederpuppe, und als sie den Zenit überschritten hatte und wieder hinabfiel, kam etwas Großes, Widerwärtiges auf sie zu, öffnete sich in der Mitte und schnappte nach ihrem Kopf!
    Ein Ruck ging durch ihren Körper, als ihr Fall abrupt abgebremst wurde. Mächtige Kiefer mit scharfen Zähnen schlossen sich um ihren Oberkörper und hielten ihn fest. Ihr Kopf ragte in einen finsteren Schlund hinein, Wasser strömte ihr aus der Tiefe dieser steinernen Kehle entgegen und machte ihr das Atmen zur Qual. Der Regen plätscherte zwischen den Zahnreihen des Ungeheuers wieder hinaus. Allerdings war das Maul nur so wenig geöffnet, dass nicht genügend Wasser ablaufen konnte. So staute sich im Inneren des Mauls die Flüssigkeit.
    Doch es war nur für wenige Sekunden.
    Aus weiter Ferne drang ein Geräusch an ihre Ohren, gedämpft durch Wasser und Stein, und trotzdem als das Zerbrechen einer Glasscheibe zu erkennen. Das Wesen, das sie hielt, hatte ein Fenster zerschmettert. Sie verstand erst später, wie es das gemacht hatte.
    Sie war von der hässlichen Frau mit dem riesigen Mund aufgefangen worden. Dieser Wasserspeier wuchs unmittelbar oberhalb des Fensters aus der Wand, das zu dem Zimmer gehörte, in dem Melanie und Dorothea schliefen. Eingeschlagen hatte die steinerne Frau die Scheibe wohl, indem sie sich hinabreckte und ihre schweren Brüste schwingen ließ, bis sie sie gegen das Fenster schmettern konnte. Anschließend warf sie Margarete mit Schwung ins Zimmer, geradewegs zwischen die Betten, in denen die beiden Studentinnen bebend vor Schreck saßen.
    Es war ein furchtbarer Aufprall auf dem Fußboden des Raumes, und die Glassplitter, die im Fensterrahmen zurückgeblieben waren, rissen Wunden in ihre Haut und ihr Fleisch. Trotzdem war es vermutlich besser als meterweit in die Tiefe zu stürzen. Margarete flog vorwärts in das Zimmer hinein, konnte sich abfangen und verhindern, dass sie ihren Kopf anschlug.
    Blutüberströmt streckte sie sich auf dem Boden aus. Ehe sie das Bewusstsein verlor, bekam sie noch mit, wie jemand eine Bettdecke über sie warf. Sie spürte die Wärme des Zimmers und die Wärme der Decke, unter der die Studentin bis vor wenigen Sekunden noch geschlafen hatte, und die Erkenntnis, überlebt zu haben, schenkte ihr Entspannung und Erleichterung. Endlich ließ sie los und gestattete der tröstenden Ohnmacht, sie in ihre Arme zu schließen.

5
    Sie kam in einem Krankenhaus zu sich.
    Es war dunkel, und sie konnte nur die vagen Umrisse der Möbel und Geräte erkennen. Es verwunderte sie, dass trotzdem jemand an ihrem Bett saß – ein Schatten. Sie kniff die Augen zusammen. Ein Mann, den Umrissen nach zu urteilen, aber sie konnte seine Gesichtszüge nicht erkennen.
    „Marg“, sagte er leise,

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