Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
hören, aber sie hatte die Möglichkeit, Dachziegel herauszulösen und hinabzuwerfen. Irgendjemand musste das mitbekommen!
    „… noch einmal gurgeln?“
    „Nein“, keuchte die Dozentin. „Jetzt nicht. Ich komme an einem anderen Tag wieder, wenn es nicht regnet. Und wenn ich mich besser vorbereitet habe.“ Vorsichtig richtete sie sich ein wenig auf und spähte hinter sich. Konnte sie es schaffen, rückwärts über den Steinkörper aufs Dach zu kriechen?
    „… ohne Wasser kein Gurgeln …“
    Margarete erstarrte. Natürlich. Ohne diesen sintflutartigen Wolkenbruch war es nichts mit der Suche. Es gab kein Trockengurgeln. Gott, das war so lächerlich! Wenn es ihr nur gelänge, einen klaren Gedanken zu fassen! In Ruhe nachzudenken, ohne den schleichenden Tod in ihren Knochen und die Tiefe unter ihr, zwei mörderische Feinde, die unermüdlich zusammenarbeiteten, bis ihre tauben Finger den Halt verlieren und sie hinabstürzen würde.
    „Also gut – Darren Edgar“, presste sie noch einmal hervor. Und dann fiel ihr etwas ein, und sie ergänzte: „Dezember 2004.“ Ja, das musste es sein! Bisher hatte sie nur alte Bilder gesehen. Wenn sie allerdings das Datum ins Spiel brachte, würde die Auswahl eingeengt werden.
    „… beginne zu gurgeln …“
    „Wie viele Ergebnisse?“, rief sie ungeduldig. „Mehr als tausend?“
    „… drei Ergebnisse …“, lautete die gluckernde Antwort. Und schon flirrten Lichter und malten sich die Bilder im Regen ab.
    Margarete sah Sir Darren.
    Er verließ ein großes Gebäude durch ein abgerundetes Portal, ging ein paar flache rote Stufen hinab. Das Bauwerk war alt und wies eine lange Reihe schmaler hoher Fenster auf. Der Brite lebte! Er trug einen Notizblock unter dem Arm.
    „Diese Szene auswählen!“, befahl sie. Der Gargoyle gehorchte, und das Bild, für das sie sich entschieden hatte, breitete sich panoramaartig um sie herum aus. Sie erkannte jetzt mehr von dem Gebäude. Es war graubraun und schlicht, beinahe abstoßend, mit einem gewaltigen, fensterlosen, quaderförmigen Turm in der Mitte. Ein kleiner Grünstreifen verlief vor dem Bauwerk, dann kam bereits die Straße, die Sir Darren jetzt hinabging. Die ganze Atmosphäre wirkte britisch. Irgendwo hatte sie dieses Haus schon einmal gesehen.
    Ehe das Blickfeld zu weit von dem Gebäude wegzoomte und Sir Darrens forschen Schritten folgte, konnte Margarete die Schrift über dem Eingang entziffern:
    CAMBRIDGE UNIVERSITY LIBRARY
    Sir Darren hielt sich also in Cambridge auf! Er besuchte dort die Universitätsbibliothek, recherchierte irgendetwas. Er sah ernst aus, wie immer, aber er schien wohlauf zu sein. Die Szene wurde ihr nicht in Echtzeit präsentiert, sonst hätte es tiefste Nacht sein müssen, aber sehr lange konnten die Ereignisse nicht zurückliegen. Sie hatte nach dem Dezember gegurgelt , und der war erst eine Woche alt.
    Es war also durchaus möglich, dass er noch in der traditionsreichen englischen Universitätsstadt weilte. Eines schwor sie sich: Falls sie hier lebend wieder herunterkam, würde sie das nächste Flugzeug nach England nehmen und sich auf die Suche nach ihm machen.
    Schade, dass er keine Bücher ausgeliehen, sondern nur Aufschriebe gemacht hatte. Das neutrale Deckblatt des Notizblocks verriet ihr nicht, mit welchem Thema er sich beschäftigte.
    Voller Spannung verfolgte sie seinen Weg. Sie wünschte sich, dass er zu seiner Unterkunft ging, solange die Verbindung noch stand. Dann würde er leichter zu finden sein. Die Aufregung und Freude, ihn aufgestöbert zu haben, ließ sie für kurze Zeit ihre Situation, ihre Angst und ihre Pein vergessen. Seit Monaten war sie über sein Schicksal im Ungewissen gewesen, und nun wusste sie wenigstens, dass er lebte.
    Als sich die Euphorie legte, spürte sie wieder die Kälte in ihrem Inneren, registrierte, dass ihre Hände längst gefühllos geworden waren und sie kaum mehr festhalten konnten.
    Und dann begann unvermittelt das Grauen.
    Die Szene verschwand. Im ersten Moment dachte sie, die Verbindung sei unterbrochen worden, doch es war etwas anderes. Ein neues Bild legte sich über das alte, und sie konnte nicht sagen, was es zeigte. Gleißende Helligkeit erfüllte die neue Szene, aber es war keine Helligkeit wie von Lampen und auch nicht wie von der Sonne. Es war eine neue Art von Licht. Ungreifbare Muster bewegten sich, waren eines mit einem strahlenden Hintergrund, der etwas vom … Himmelreich an sich hatte. Es war, als werfe man einen Blick in das Paradies, in ein

Weitere Kostenlose Bücher