Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
Reich, wo das Licht von allen Seiten und selbst aus dem Inneren der lebenden, sich bewegenden Dinge kam.
    Margarete riss die Augen auf und starrte in das Licht. Es war wunderschön … und dennoch bedrohlich. Sie hatte den Eindruck, etwas greife durch ihre Augen hindurch in ihr Inneres hinein und schlürfe mit einem … einem Saugrüssel aus Licht etwas aus ihr heraus.
    Sie sah sich um, und überall war dasselbe zu sehen: Lebendiges, sich windendes Licht. Es umgab sie vollkommen. Es war so faszinierend anzusehen, dass sie den Blick nicht davon hätte abwenden können, selbst wenn es noch etwas anderes zu sehen gegeben hätte.
    „… schließe die Augen … die Augen schließen!“
    Die Stimme des Wasserspeiers drang an ihre Ohren, und sie verstand den Sinn der Worte, aber sie sah keinen Anlass, sich dieser Order zu unterwerfen. Ihr Leben lang hatte sie so etwas nicht gesehen, und sie wusste nicht, wie lange ihr es noch gezeigt werden würde, also musste sie hinsehen, so lange sie dazu in der Lage war. Es war wie eine Droge – eine visuelle Droge, von der man immer mehr und mehr brauchte.
    Ihr fiel auf, dass sie nicht einmal blinzelte. Wie lange schon nicht mehr? Minutenlang? Tränen rannen ihr kalt über das Gesicht, und ihre Augen schmerzten, und doch vermochte sie die Lider nicht zu schließen. Nicht einmal ein wenig senken konnte sie sie, im Gegenteil, sie riss sie immer weiter auf, um nichts von dem einzigartigen Schauspiel zu verpassen.
    Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. So unvorstellbar schön dieser Anblick war, sie spürte auch, dass sie längst die Kontrolle über sich verloren hatte. Selbst mit höchster Konzentration schaffte sie es nicht, ihre Augen zu schließen. Das Licht wurde immer heller, heller und schöner. Es erfüllte sie mit Glück, ohne dass sie es wollte.
    „Was … ist das?“, krächzte sie.
    „… ein Eye-Dialer … hätte nicht gedacht, dass sich hier einer verbergen würde … es werden immer mehr … man kann nicht mehr in Ruhe gurgeln, ohne …“
    „Was ist ein Eye-Dialer?“ Das Licht vor ihr bildete immer neue Formen und Schattierungen heraus, und ein Teil von ihr war durchaus einverstanden damit, für immer in dieser Welt aus Helligkeit aufzugehen.
    „… er wählt für dich, zwingt dich, etwas bestimmtes anzusehen …“
    „Er zwingt mich nicht. Ich möchte das sehen. Für immer.“
    „… nein, der Eye-Dialer möchte, dass du es siehst …“
    „Für immer, hörst du, für immer und ewig!“, protestierte Margarete. Niemals war sie so glücklich gewesen. Selbst die Panik, die in ihrem Körper wütete, konnte diesem unglaublichen, übermenschlichen Glück nichts anhaben.
    „… du kannst es nicht für immer sehen … schon bald wird es vorüber sein … der Eye-Dialer saugt die Kraft aus deinen Augen … du verlierst sie … und wirst blind … du musst blinzeln … unbedingt …“
    „ Wer ab und zu blinzelt, wird blind “, hielt sie der Stimme entgegen. Es war eine Zeile aus dem Gedicht der Gargoyles.
    „… das gilt für uns … nicht für dich … das Licht, das du siehst … es kommt nicht von außen … was du siehst, gibt es nicht wirklich …“
    „Aber es ist so … schön!“
    „… was du siehst, ist dein eigenes Augenlicht … du siehst es, weil es aus dir heraus gesogen wird … es erscheint dir schön, weil es ein Teil von dir ist … ein Teil von dir war … was du bestaunst, ist deine eigene Sehkraft … und je länger du hinsiehst, desto mehr davon wird dir genommen … verfliegt für immer … es gibt keinen Weg zurück ...“
    Das nackte Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu. Sie wand sich, drohte von dem steinernen Leib zu rutschen. Sie nahm eine Hand zu Hilfe und versuchte, ihre Augen damit zu schließen, doch ihre Lider waren wie gelähmt und ihre Finger taub – sie konnte nichts ausrichten. „Die Ver-… Verbindung!“, presste sie hustend hervor. „Brich … die Verbindung ab!“
    „… kann nicht … der Sog ist zu stark …“
    Es ist so einfach , fieberte sie. Ein paar Mal hast du den verdammten Kontakt unterbrochen, und meistens war es ein Kinderspiel. Warum tust du es jetzt nicht?
    Sie begriff, dass sie selbst es war, die es unmöglich machte, die Verbindung zu kappen. Sie und diese saugende Macht auf der anderen Seite. Sie beide hatten sich so tief ineinander verstrickt, klebten so fest aneinander, dass die Gargoyles, die lediglich den Kontakt zustande brachten, die Kontrolle über ihr Netzwerk verloren. Der Hunger des

Weitere Kostenlose Bücher