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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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von Lasses Hose und erreichte seine Haut, sodass Lasse in der Mitte durchtrennt worden wäre wie ein morscher Balken, wenn Mats Karl-Erik im gleichen Moment nicht so gestoßen hätte, dass dieser zur Seite taumelte und den Schnitt nicht vollenden konnte.
    Lasse richtete sich auf, und seine Hose rutschte herab, während aus der Wunde auf seinem Rücken das Blut strömte. Er hob die Säge und fletschte die Zähne. Zwei Sekunden später standen sich die beiden Männer von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Motoren brüllten, und sie stierten sich mit leeren Blicken an.
    Mats sah, dass die Männer vom Ufer heraufkamen, aber sie waren noch gut hundert Meter entfernt, weshalb er sich wieder den Kampfhähnen zuwandte und wie ein verzweifeltes Kind »Aufhören, aufhören, aufhören!« schrie, während in seinen Augen Tränen brannten.
    Seine Worte zeigte keinerlei Wirkung. Lasse machte einen plumpen Ausfallschritt und holte mit seiner Säge gegen Karl-Eriks Arm aus, aber Karl-Erik konnte sein Schwert heben und parieren. Als sich die jaulenden Ketten trafen, flogen die Funken.
    Karl-Erik antwortete mit einem flachen Hieb gegen Lasses ungeschützte Beine, aber Lasse gelang es trotz der Hose, die zusammengeknüllt zu seinen Füßen lag, rückwärts gegen die Birke zu springen, sodass die rotierende Kette seine Knöchel verpasste und nur Gras und Erde herausriss.
    Wieder kam es zu einem Moment des Stillstands, in dem die beiden Männer sich mit den Augen maßen und die Motoren heulten.
    Mats sah sich auf dem Erdboden nach einem Wurfobjekt um, aber als er einen faustgroßen Feldstein erblickte, erkannte er gleichzeitig, dass dies keinen Sinn hatte. Selbst wenn es ihm gelänge, einen der beiden niederzustrecken, würde dieser anschließend vom anderen getötet werden. Er hörte Rufe hinter sich und konnte nur hoffen, dass die anderen rechtzeitig da sein würden.
    Jetzt sah man den Anflug eines Gefühls in Karl-Eriks Ge sicht. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. Er hob die Säge nach hinten und machte einen Schritt nach vorn, während seine linke Hand gleichzeitig losließ und er die Säge wie einen Revolver hielt, sodass ihr Schwert in einem Bogen auf Lasses Kopf herabschoss.
    Mats stöhnte auf, und es war alles zu spät, aber im letzten Bruchteil einer Sekunde schaffte es Lasse, sein Schwert schützend zu heben, und die Ketten trafen sich wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt. Funken wirbelten, und dann hörte man ein trockenes Knacken, und Lasse flog zurück.
    Später stellte sich heraus, dass Lasses Kette gerissen war und ihm über die Stirn gepeitscht wurde. Als es passierte, sah man jedoch nur, dass Lasses Kopf nach hinten geschleudert wurde und ihm die Säge aus den Händen flog. Mit einem schweren Krachen schlug er gegen die Birke und glitt zur Seite.
    Was immer Karl-Eriks Absichten gewesen sein mochten, er kam nicht mehr dazu, sie in die Tat umzusetzen. Göran war als Erster am Ort des Geschehens, dicht gefolgt von Johan Bergwall. Gemeinsam gelang es den drei Männern, Karl-Erik niederzuringen und ihm die Säge abzunehmen.
    In anderer Hinsicht kam allerdings jede Hilfe zu spät. Als sie ihre Aufmerksamkeit Lasse zuwandten, sahen sie, dass er bewusstlos auf der Erde lag, eine Wunde an der Stirn hatte und lebte. Aber die Birke … die Birke, gegen die er gestürzt war und deren Stamm jetzt von seinem Blut befleckt war, begann zu fallen.
    Die Bewegung ließ sich nicht mehr aufhalten. Der Baum war zu groß. Mats und die anderen konnten nur mit offenen Mündern zusehen, wie der mächtige Baum majestätisch und mit ausgesuchter Langsamkeit Übergewicht bekam, sich neigte und fiel.
    Die Fallkerbe war für ihren Zweck perfekt ausgeführt worden, und der dicke Stamm spaltete zunächst das Dach der verglasten Veranda und zersplitterte eine Reihe von Glasscheiben, ehe er im nächsten Moment den Schornstein zertrümmerte und die Dachsparren brach. Begleitet von einem Rasseln aus zerbrochenen Dachziegeln faltete sich das ganze Dach auf das kleine Häuschen und stürzte ein. Der Stamm schaffte es halbwegs bis zum Fußboden, ehe sich die Krone in einem Regen aus Holzspänen und Ziegelstaub zweimal schüttelte und daraufhin nicht mehr rührte.
    Weitere Personen waren in der Zwischenzeit hinzugekommen und kümmerten sich um Lasse, der aus seinen Wunden an Stirn und Rücken stark blutete. Der umstürzende Baum hatte Mats und die anderen so in seinen Bann gezogen, dass sie Karl-Erik für einen Moment völlig

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