Menschenhafen
gehört, nach denen der Garten Eden sehr wohl auf einer Insel gelegen haben kann. Es scheint, dass er diese Insel gefunden hat.
Ein paar letzte Züge mit seinem provisorischen Paddel führen ihn an einen Strand aus feinkörnigem, hellem Sand. Wo der Strand endet, beginnt eine Wiese mit üppigem Gras. Dort weiden eine ganze Reihe wohlgenährter Kühe. Stabil aussehende Häuser liegen an einem Anstieg, und um die Häuser herum stehen blühende Obstbäume.
Und es ist warm, angenehm warm. Lange Zeit tut Magnus nichts, als auf seinem Wrackteil zu sitzen und zu staunen. Er wagt es kaum, an Land zu gehen, er hat Angst, dass dieses Paradies sich auflösen wird wie der Nebel, wenn seine Füße es betreten.
Alles atmet Gesundheit. Alles glitzert und glänzt, als wäre es neu und ausschließlich für ihn erschaffen worden. Ja, so fühlt es sich an. Eine Haut aus Feuchtigkeit liegt über allem, und Wasser tropft von den Blättern der Bäume, als wäre diese Insel einzig und allein aus dem Meer aufgestiegen, um ihm zu begegnen. Prüfend senkt er seinen Fuß ins Wasser und stellt fest, dass der sandige Grund bleibt. Er watet an Land, geht über den Strand und zu den Wiesen und Häusern hinauf. Er verschwindet aus der Geschichte, man wird nie wieder von ihm hören.
Wenn er sich prügeln will
Als es Morgen wurde, hatte Anders keinen Körper mehr. Er hatte eine Wunde. Nach seiner Nacht auf dem harten Fußboden taten ihm alle Glieder weh, er hatte Kopfschmerzen, und an seinem Hals spannte und pochte es. Seine Finger waren steif, und die Blase drückte und stimmte in den Chor der Schmerzen ein.
Als er die Augen öffnete, die während der Nacht verklebt waren, hatte er das Gefühl, dass es in der Pupille selbst wehtat, als die Nadelstiche des Tageslichts eindrangen. Er rührte sich nicht, blickte zur Toilettentür und versuchte eine einzige Stelle zu finden, an der er keine Schmerzen hatte. Er fuhr mit der Zunge durch die Mundhöhle und stellte fest, dass sie unverletzt war und weder Mundhöhle noch Zähne in den letzten Tagen Schaden genommen hatten. Sicher, sie war klebrig, und er hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund. Schmerzen hatte er jedoch nicht.
Er rieb sich die Augen, wobei sich getrocknetes Blut in Krümeln löste und seine Fingerspitzen hellrot färbte. Er hatte in dem Ohr, das während der Nachtstunden auf dem Flickenteppich gelegen hatte, jegliches Gefühl verloren. Er musste niesen, und blutvermischter Schleim flog aus seiner Nase.
Heute ist der erste Tag deines restlichen Lebens.
Es gelang ihm, sich aufzusetzen und nach der Klinke zu greifen. Mit ihr als Stütze richtete er sich auf und torkelte in die Toilette, wo er aus dem Wasserhahn trank, bis er nicht mehr konnte. Weiße Punkte tanzten vor seinen Augen, und als er pinkeln wollte, musste er sich auf die Toilette setzen. Den Kopf in die Hände gestützt blieb er dort lange sitzen.
Als seine Schwindelgefühle ein wenig nachließen, stand er auf und zog Majas Schneeanzug unter dem Pullover hervor. Er war nicht mehr nass, aber voller Streifen und Flecken aus dunklem, eingetrocknetem Blut. Er warf ihn im Flur auf den Fußboden und zog sich aus.
Der Helly-Hansen-Pullover war steif, und das T-Shirt und die Jeans klebten an seiner Haut. Er zog beides aus, und es brannte, als die Wunde auf seinem rechten Oberschenkel wieder aufging und blutete. Ein fauliger Geruch ging von seinem Körper aus, und er wagte es nicht, in den Spiegel zu schauen.
Der Heißwasserboiler funktionierte schlecht, sodass er den Warmwasserhahn voll aufdrehen musste. Anschließend stand er unter dem lauwarmen Wasserstrahl und wandte den Kopf nach oben. Von Zeit zu Zeit trank er ein paar Schlucke Wasser. Das Blut, das aus seinem Körper geflossen war, musste ersetzt werden. Als das Wasser schließlich kälter wurde, seifte er sich ein und säuberte vorsichtig den Schnitt im Oberschenkel.
Er schloss die Augen und hob seine seifigen Finger zu der Wunde am Hals. Die Haut war in einer halbzentimeterbreiten Furche gespalten, und das Fleisch schmerzte, wenn er es berührte. Unter seinen Fingerspitzen spürte er den Pulsschlag. Die Arterie war im Laufe der Nacht wiederhergestellt worden, lag allerdings, da es an schützender Haut fehlte, fast völlig entblößt. Er säuberte vorsichtig die Wunde und spülte sie mit dem inzwischen fast kalten Wasser aus.
Er blieb stehen, bis das Wasser eiskalt geworden war, ließ es über sein Gesicht laufen und trank, trank. Er drehte das Wasser ab, und als er
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