Menschenherz - Band 1-3
den Kopf gestellt habe, um dir eine zweite Chance zu bieten. Ich hätte alles für dich aufgegeben und getan.“ Er warf einen Blick auf Samiel. „Ich bitte dich, mach nicht wieder den gleichen Fehler!“
Ihr Blick irrte zwischen den dreien hin und her. Unsicher, wer die Wahrheit sagte, ob überhaupt jemand die Wahrheit sagte. „Vielleicht sagen sie alle die Wahrheit – oder glauben es zumindest.“
Adam kam einen Schritt näher. „Mein perfekter Mann.“ Sie zuckte schuldbewusst zusammen. „Wie kann man so einen perfekten, liebevollen Mann verlassen?“
„ Lilly, bitte geh nicht“, bat er. „Ich liebe dich. Liebe dich seit ich denken kann.“
Ihre Unterlippe bebte und sie musste ein Schluchzen unterdrücken. Samiel legte seine Hand auf ihren Arm. Ob zur Beruhigung oder um sie daran zu hindern, sich anders zu besinnen, wusste sie nicht.
„ Ich liebe dich, du bist meine Frau. Es ist deine Bestimmung, an meiner Seite zu leben.“
Die junge Frau schloss die Augen, als könne sie so Adams Anblick und seiner Stimme entkommen.
„ Wir könnten Kinder haben. Mit einem Engel wirst du niemals glücklich werden können.“
Sie spürte, wie Samiel zitterte. Niemand musste ihr erklären, dass Adam Recht hatte, dass alle Anwesenden, einschließlich ihr selber wussten, dass sie niemals mit ihm eine Zukunft haben konnte oder durfte.
Trotzdem wollte sie ihn. Mit einer Verzweiflung, die ihre fehlende Erinnerung und ihren rationalen Verstand übertönte, wollte sie ihn. Einen Engel.
„ Du würdest ihn nicht wollen, wenn du wüsstest, wer du bist!“, meinte Gabriel, als könne er ihre Gedanken lesen.
„ Wir sind schon seit einer Ewigkeit ein Paar!“, lockte Samiel sie leise und sein Atem strich ihren Nacken entlang. Sie schloss die Augen, um das Gefühl, welches diese leichte Berührung in ihr auslöste, zu genießen.
„ Nein, Lilly, hör nicht auf ihn, WIR sind schon seit einer Ewigkeit ein Paar“, mischte sich Adam ein und kollektiv atmeten beide Engel geräuschvoll ein.
Die junge Frau fällte eine Entscheidung und trat einen kleinen Schritt nach hinten, was sie näher zu Samiel brachte. „Bring mich weg von hier!“, flüsterte sie leise, so leise, dass nur er es hören konnte.
Sie bemerkte seinen überraschten Blick und drehte sich um, so dass sie direkt vor ihm stand.
„ Bist du dir sicher?“, seine Stimme war ein leises Murmeln, welches ihren Magen in Aufruhr versetzte.
Zitternd nickte sie und bevor sie sich anders entscheiden konnte oder Gabriel eingreifen konnte, hatte Samiel sie in seine Arme gerissen.
Ein Farbkaleidoskop tobte um sie herum, als sie sich so rasch fortbewegten, dass ihre Augen und ihr Gehirn der Geschwindigkeit nicht mehr folgen konnten. Verwirrt schloss sie die Augen.
Als Lilly spürte, wie ihr Körper in die Luft gerissen wurde und die Geschwindigkeit zunahm, riss sie überrascht die Augen auf.
Sie schrie laut auf.
Die Schmerzen begannen in ihren Augen und fraßen sich durch ihren Körper, bis sie in jeder kleinsten Nervenfaser explodierte und eine Kettenreaktion hervorriefen. Sie kämpfte gegen den klammernden Griff des Engels an, der sich ob ihrer Gegenwehr noch verstärkte.
Sie spürte, wie er ihren Kopf an seine Brust presste und der Druck auf ihren Augen ein wenig nachließ.
„ Die Augen zu!“, befahl er laut, über die Geräusche des Windes hinweg.
Ihr Körper reagierte, bevor ihr Gehirn den Befehl wahrnahm. Der akute Schmerz verstummte sofort, doch die Nachwirkungen der Kettenreaktion hallten weiter nach.
Beruhigend strich er ihr mit einer Hand durch die Haare und presste sie sanft und behutsam an sich, während sie sich langsam in seinen Armen entspannte.
Als er sie endlich auf festen Boden absetzte, konnte sie nicht sagen, ob sie Minuten oder Stunden in seinen Armen gelegen hatte.
Er beobachtete angespannt, wie sie sich umblickte. Er wusste schon, was sie sehen würde: Nichts.
Sie stand in einer dunkelblauen Weite, in der es kein oben und kein unten gab, nur sie beide als Anhaltspunkte. Keine Wände, nichts, was einen gefangen halten konnte, nur Freiheit und unbegrenzter Raum.
„ Wo sind wir?“ Er konnte beinahe fühlen, wie ihr Hals trocken wurde, so belegt klang ihre Stimme.
Er machte eine schlichte Geste: „In der Ewigkeit!“
Sie folgte seiner Geste mit ihrem Blick. „Die Ewigkeit ist dunkelblau?“, fragte sie kleinlaut, einen Hauch Sarkasmus in der Stimme.
Er lachte, erleichtert darüber, dass sie ihren Humor nicht verloren hatte. „Ich
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