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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die jederzeit gegen Neue Dollar eingelöst werden können. Falls Sie sich entschließen, Ihrer Frau diese Scheine zu schicken, wie ich vermute, wird sie feststellen, dass sie gegenüber Neuen Dollars einen Vorteil haben: Ein seriöser Arzt wird sie jederzeit als legales Zahlungsmittel akzeptieren, während ein Quacksalber sie ablehnen wird.
    Mit freundlichem Gruß
    Dan Killian
    Richards öffnete den Umschlag und zog ein dickes Couponheft mit dem Spiele-Emblem auf dem Pergamentdeckel heraus. Es enthielt achtundvierzig Coupons im Wert von jeweils zehn Neuen Dollars. Er spürte, wie ihn eine Woge der Dankbarkeit gegenüber Killian erfasste, und unterdrückte sie ärgerlich. Es war völlig klar, dass Killian ihm die vierhundertachtzig Dollar von seinem Spesengeld abziehen würde, und abgesehen davon waren sie ein verdammt niedriger Lohn dafür, dass er den Ablauf der Show garantierte, sodass die Kunden weiterhin zufrieden gestellt wurden und Killian seinen fantastisch bezahlten Job behalten konnte.
    »Scheiße«, sagte er.
    Die Empfangsdame spähte aufmerksam aus ihrem Schützenloch. »Haben Sie etwas gesagt, Mr. Richards?«
    »Nein. Wo geht’s hier zu den Fahrstühlen?«

… Minus 085 Countdown läuft …
     
    Die Suite war der reinste Luxus.
    Alle drei Räume – Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad – waren mit Teppichboden ausgelegt, der tief genug war, um darin zu schwimmen. Das Free-Vee war nicht eingeschaltet, es herrschte gesegnete Stille. In den Vasen standen Blumen, und an der Wand neben der Tür befand sich ein diskreter Schalter mit der Aufschrift: SERVICE. Der Service würde auch schnell sein, dachte Richards zynisch. Draußen vor der Suite im achten Stock standen zwei Cops, nur um sicherzugehen, dass er keine Spaziergänge unternahm.
    Er drückte auf den Serviceknopf, und sofort öffnete sich die Tür. »Ja, bitte, Mr. Richards?«, fragte einer der Cops, und Richards glaubte, ihm ansehen zu können, wie schwer ihm dieses Mister über die Lippen ging. »Der Bourbon, um den Sie gebeten haben, wird gleich …«
    »Darum geht es nicht«, sagte Richards. Er zeigte ihm das Couponheft, das Killian ihm überlassen hatte. »Ich möchte, dass Sie das hier für mich überbringen.«
    »Schreiben Sie mir den Namen und die Adresse auf, Mr. Richards. Ich werde dafür sorgen, dass es abgeliefert wird.«
    Richards fand die alte Rechnung von seinem Schuster und schrieb seine Adresse und Sheilas Namen auf die Rückseite. Dann händigte er dem Cop den zerknitterten Zettel und das Couponheft aus. Er ging schon ins Zimmer zurück, als ihm plötzlich etwas einfiel. »He, eine Sekunde noch!«
    Der Polizist drehte sich um, und Richards pflückte ihm das Heft aus der Hand. Er blätterte den ersten Coupon auf und riss entlang einer perforierten Linie ein Zehntel davon ab. Entsprechender Geldwert: ein Neuer Dollar.
    »Kennen Sie einen Cop namens Charlie Grady?«
    »Charlie?« Der Cop sah ihn argwöhnisch an. »Ja, ich kenne ihn. Er hat Dienst im vierten Stock.«
    »Geben Sie ihm das.« Richards überreichte ihm den Couponabschnitt. »Sagen Sie ihm, die restlichen fünfzig Cents sind seine Wucherzinsen.«
    Der Cop wandte sich zum Gehen, da rief Richards ihn noch mal zurück.
    »Sie werden mir doch eine schriftliche Quittung von meiner Frau und von Grady bringen, nicht wahr?«
    Empörung malte sich deutlich auf dem Gesicht des Cops ab. »Was sind Sie doch für eine vertrauensvolle Seele!«
    »Klar«, sagte Richards mit dünnlippigem Lächeln. »Das habt ihr mir eingebläut. Südlich vom Kanal, da habt ihr mir das alles beigebracht.«
    »Es wird mir großen Spaß machen zuzusehen, wie sie hinter dir her sind«, sagte der Cop. »Ich werde mit einem Bier in jeder Hand vorm Free-Vee kleben.«
    »Bringen Sie mir nur die Quittungen«, sagte Richards und machte dem Mann freundlich die Tür vor der Nase zu.
    Zwanzig Minuten später wurde der Bourbon gebracht, und Richards überraschte den Kellner mit der Bitte, ihm ein paar dicke Romane heraufzuschicken.
    »Romane?«
    »Bücher. Sie wissen schon. Lesen. Worte. Gedruckte Buchstaben, verstehen Sie?« Er tat so, als würde er die Seiten eines Buches umblättern.
    »Ja, Sir«, sagte er zögernd. »Möchten Sie etwas zum Abendessen bestellen?«
    Himmel, die Scheiße stieg ihm langsam bis zum Hals. Er ertrank allmählich darin. Richards hatte plötzlich eine Idee für einen Cartoon: Ein Mann fällt in eine Mistgrube und versinkt in rosafarbener Scheiße, die nach Chanel No. 5 riecht. Die

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