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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jäger das erwarten? Ja. Sie würden überhaupt nicht nach einem flüchtenden Mann suchen. Sie suchten einen Mann, der sich versteckte.
    Konnten sie ihn in seiner Höhle aufspüren?
    Er wünschte sich verzweifelt, die Frage mit nein beantworten zu können, aber das ging nicht. Seine Verkleidung war gut, aber hastig zusammengestellt. Nicht viele Menschen hatten eine gute Beobachtungsgabe, aber es fanden sich immer welche. Vielleicht war er sogar schon lokalisiert worden. Der Rezeptionist. Der Zimmerkellner, der ihm das Frühstück gebracht hatte. Vielleicht sogar einer der gesichtslosen Männer in der nächtlichen Perverto-Show auf der zweiundvierzigsten Straße.
    Nicht wahrscheinlich, aber möglich.
    Und wie stand es mit seinem eigentlichen Schutz, den gefälschten Papieren, die Molie ihm gemacht hatte? Wie lange waren sie zu gebrauchen? Der Taxifahrer, der ihn vom Spiele-Gebäude nach South City gefahren hatte, belegte seine Spur bis dorthin. Die Jäger waren verdammt gut. Grauenhaft gut. Sie würden sich jeden seiner Bekannten vorknöpfen, angefangen von Jack Crager bis hin zu dieser Schlampe auf ihrem Stockwerk, dieser Eileen Jenner. Und sie würden nicht zimperlich sein. Wie lange wird es dauern, bis irgendjemand, vielleicht eine Matschbirne wie Flapper Donnigan, die Information preisgab, dass Molie gelegentlich Papiere gefälscht hatte? Und wenn sie Molie fanden, war er aufgeflogen. Der Pfandleiher würde schon ein paar Schläge aushalten; er war raffiniert genug, sich ein paar Narben einzuhandeln, um damit in der Nachbarschaft anzugeben. Gerade so viele, dass sein Geschäft nicht irgendwann in der Nacht einen spontanen Anfall von Selbstentzündung erleiden würde. Und danach? Eine simple Überprüfung der drei Flughäfen in Harding würde sofort ergeben, dass John G. Springer kurz nach Mitternacht einen Ausflug nach Freak City gemacht hatte.
    Falls sie Molie fanden.
    Geh mal davon aus, dass sie es schaffen. Du musst davon ausgehen.
    Dann lauf. Wohin?
    Er wusste es nicht. Er hatte sein ganzes Leben in Harding verbracht. Im Mittleren Westen. Er kannte die Ostküste nicht; hier gab es keinen Ort, an den er flüchten konnte und wo er das Gefühl hätte, sich auf vertrautem Boden zu befinden. Wohin also? Wohin?
    Sein gereizter und unglücklicher Verstand ließ sich in einen morbiden Tagtraum treiben. Sie hatten Molie ohne Schwierigkeiten gefunden und ihm den Namen schon nach fünf Minuten entlockt, nachdem sie ihm zwei Fingernägel ausgerissen, Feuerzeugbenzin in den Bauchnabel geschüttet und gedroht hatten, ein Streichholz anzuzünden. Die Nummer seines Flugs hatten sie ohne weiteres am Schalter der Fluggesellschaft erfahren (gut aussehende, unscheinbare Männer in identischen Gabardinemänteln) und waren noch nachts um 2:30 Uhr Ortszeit in New York gelandet. Ein paar Männer waren schon vorausgeflogen und hatten per Telex-Abgleich der New Yorker Hotelregistrationen, die täglich im Computer gespeichert wurden, die Adresse des Brant ausfindig gemacht. Jetzt standen sie draußen und umringten das Gebäude. Liftboys und Kofferträger, Barkeeper und Angestellte waren durch Jäger ersetzt worden. Ein halbes Dutzend Männer krochen gerade die Feuerleiter herauf. Weitere fünfzig hielten die drei Fahrstühle besetzt. Es wurden mehr und mehr, die in Luftautos das Haus umschwirrten. Jetzt waren sie im Korridor, und im nächsten Moment würde die Tür aufgebrochen und sie würden hereinstürmen, eine Videokamera auf einem Dreifuß würde munter schnurren und für die Nachwelt festhalten, wie diese Männer mit ihren muskulösen Schultern Hackfleisch aus ihm machten.
    Richards setzte sich schweißüberströmt auf. Er hatte nicht einmal eine Schusswaffe. Noch nicht.
    Lauf, aber schnell!
    Boston ist okay. Für den Anfang.

… Minus 074 Countdown läuft …
     
    Um fünf Uhr verließ er sein Zimmer und ging in die Hotelhalle hinunter. Der Angestellte in der Rezeption lächelte ihm zu; vermutlich freute er sich auf seinen Feierabend.
    »Guten Abend, Mr., äh …«
    »Springer.« Richards lächelte ebenfalls. »Ich bin hier anscheinend auf eine Goldgrube gestoßen. Mein lieber Mann. Drei Kunden, die … empfänglich scheinen. Ich werde Ihr ausgezeichnetes Haus für zwei weitere Tage in Anspruch nehmen. Darf ich im Voraus zahlen?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Dollars wechselten den Besitzer. Immer noch strahlend ging Richards in sein Zimmer zurück. Niemand befand sich auf dem Gang. Er hängte das BITTE NICHT STÖREN-Schild

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