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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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in unserem gemeinsamen Leben so aggressiv auf Menschen reagierend erlebt habe wie im Fall der beiden Hallenmieter«, formulierte Petra Röder leiser, wobei jedoch ihr gesamter Körper leicht zu beben begann. »Mein Mann hat Fantasien entwickelt, die mir manchmal wirklich Angst gemacht haben, Herr Kommissar.«
    »Findest du nicht, dass du jetzt ein wenig übertreibst, Schatz?«, mischte Röder sich ein.
    »Nein. Ich übertreibe ganz und gar nicht, Medard. Du bist manchmal so wütend auf die beiden gewesen, dass du sie am liebsten …«
    Sie brach den Satz ab. Ihr Mann neben ihr riss entgeistert die Augen auf.
    »Weiterzusprechen wäre, im Angesicht der Ereignisse, für die Herren Kommissare sicher überaus interessant, Liebling«, formulierte er süffisant.
    Damit wandte er sich den Polizisten zu.
    »Ich gebe zu, dass es stimmt, was meine Frau sagt. Es ist absolut richtig, dass ich manchmal aggressiv auf unsere Nachbarn reagiert habe. Ich habe so reagiert, weil mich dieses tumbe«, er fuchtelte plötzlich wild mit den Händen in der Luft herum, »ach, ich nenne es einfach beim Namen, mir ist dieses blöde Machogehabe, diese unterschwellige Reduktion auf die körperliche Überlegenheit der beiden mir gegenüber grenzenlos auf die Nerven gegangen.«
    »Die Brüder haben Sie diese Überlegenheit so deutlich und immer spüren lassen?«
    »Absolut richtig, ja. Wann immer ich den beiden begegnet bin, wurde ich von ihnen verhöhnt und verlacht.«
    »Wie genau hat sich das geäußert?«, wollte Hain wissen.
    Röder schluckte.
    »Darüber möchte ich im Beisein meiner Frau nicht sprechen, Herr Kommissar. Das würde zu tiefe Verletzungen hervorrufen.«
    »Ach, Medard«, mischte Petra Röder sich von der Seite ein, »nun mach dich doch nicht lächerlich. Mich haben sie Blindschleiche genannt und dich den Blindenhund. Das ist jetzt wirklich nichts, worüber man den Mantel des Schweigens ausbreiten müsste.«
    »Du weißt …?«, fragte er überrascht.
    »Natürlich weiß ich das, Medard. Ich bin zwar blind, aber weder geistig eingeschränkt noch taub. Ich habe öfter hier oben am Fenster gestanden und gehört, was sie dir zugerufen und wie sie dich gehänselt haben.«
    Sie zögerte.
    »Deshalb kann ich gut verstehen, dass du ärgerlich auf diese Idioten gewesen bist, aber deine Rachefantasien gingen schon zu weit, und das weißt du auch.«
    Röder senkte den Kopf und streichelte zärtlich die Hand seiner Frau.
    »Es beschämt mich, dass du das alles mitbekommen hast, aber noch mehr beschämt mich, dass du so recht hast damit, dass ich mich dumm benommen habe. Entschuldigung, Petra.«
    Die beiden Polizisten, die mit leichter Beklemmung die Szene beobachteten, tauschten einen kurzen Blick.
    »Wie Ihre Emotionen den beiden gegenüber auch immer gewesen sein mögen, Herr Röder«, ergriff schließlich Lenz wieder das Wort, »so vermute ich doch richtig, wenn ich sage, dass Sie mit dem Tod der Eberhardt-Brüder nichts zu tun haben, oder?«
    »Definitiv nicht, das schwöre ich. Ich hatte sicher öfter Gewaltfantasien den beiden gegenüber, aber mein Mut hat noch nicht einmal dazu ausgereicht, ihnen richtig die Meinung zu sagen, weil ich befürchtete, dass sie mich dann zusammenschlagen würden. Demzufolge bin ich wirklich kein guter Verdächtiger.«
    Seine Frau lächelte und drückte ihm die Hand.
    »Du kannst doch nicht einmal der viel zitierten Fliege etwas zuleide tun. Wie solltest du es dann mit diesen beiden Männern aufnehmen?«
    »Das stimmt«, erwiderte er leise.
    Lenz zog eine Visitenkarte aus der Jacke und legte sie auf den Tisch.
    »Wenn noch etwas sein sollte oder Ihnen fällt noch etwas ein, das für uns wichtig sein könnte, rufen Sie mich einfach an.«
    Damit standen die Polizisten auf und wollten sich verabschieden, doch Hain unterbrach die Zeremonie.
    »Können Sie uns vielleicht noch sagen, wer der Hallenvermieter ist?«
    »Ja, natürlich, es ist der gleiche wie unserer«, antwortete Röder und gab dem Oberkommissar den Namen des Vermieters und dessen Adresse.
    »Danke. Und nun verabschieden wir uns wirklich.«
     
    »Was hältst du davon?«, wollte Lenz wissen, als sie im Wagen saßen und die Heizung bereits so etwas wie warme Luft in den Innenraum blies.
    »Dass unser beschlossener Feierabend vermutlich noch eine geraume Weile auf sich warten lässt, das halte ich davon«, antwortete er grinsend. »Aber im Ernst, dieser Röder hat mit den Morden nach meiner Meinung nichts zu tun. Dass er einer von denen ist, die in

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